Champions League: Joshua Kimmich trifft beim Sieg des FC Bayern doppelt
München - Ob Joshua Kimmich seinen Tor-Einstand inzwischen besungen hat, ist nicht überliefert. Und wenn er den Überredungskünsten von Philipp Lahm doch schon nachgegeben hat, dann nicht mit großer Freude. "Singen lieber nicht", sagte der Shootingstar grinsend nach seinem ersten Pflichtspieltreffer für Bayern München bei Schalke 04 am vergangenen Freitag.
Singen scheint ja so ziemlich das Einzige zu sein, was dem begabten Allrounder zuwider ist. Auf dem Rasen ist Kimmich beim Fußball-Rekordmeister für jeden Job zu haben, er spielt, wo immer und wann immer er gebraucht wird. Und sollte sein Platz, wie beim 2:0 in Gelsenkirchen, zunächst auf der Bank sein, dann nimmt der 21-Jährige auch das klaglos hin. "Ich sitze nicht draußen und heule rum oder verbreite schlechte Stimmung", sagt Kimmich.
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Unter anderem deshalb erarbeitete er sich das Privileg, zum Champions-League-Auftakt am Dienstagabend gegen FK Rostow in der Startelf des FC Bayern zu stehen. Jedenfalls war das der Plan von Trainer Carlo Ancelotti, der vor dem Spiel eine entsprechende Frage nickend beantwortet hatte. "Er ist ein glücklicher Spieler", sagte der neue Bayern-Coach dieser Tage über Kimmich, "denn er kann viele verschiedene Positionen spielen."
Kimmich war überall
Gesagt, getan: Gegen Rostow begann Kimmich auf der rechten Seite eines Dreier-Mittelfelds, irgendwann aber schien er überall zu sein. Nicht nur im Mittelfeld tauchte er überall auf - auch vor dem Tor. In der 53. Minute hielt er den Fuß in eine Hereingabe von Douglas Costa, sieben Minuten später traf er nach einer Flanke von Juan Bernat mit dem Kopf. Es waren zwei seiner 133 Ballkontakte - Bestwert in diesem Spiel.
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Der rasante Weg binnen eines Jahres von einem sehr begabten Zweitligaspieler in Leipzig zu einem durchaus bedeutenden Teil des Münchner Luxuskaders und nicht zuletzt in die Nationalmannschaft war wohl von den wenigsten vorauszusehen - auch wenn Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola betonte: "Ich liebe diesen Jungen." Der Weg, so scheint es nach den ersten Wochen der Saison, führt schnurstracks geradeaus.
"Philipp ist Weltklasse, da ist der Weg für mich noch weit."
"Ich habe schon auf Dauer den Anspruch, dass ich mich im Mittelfeld durchsetze", sagte Kimmich recht selbstbewusst kürzlich dem Münchner Merkur. Aktuell ist er beim FC Bayern bereits wieder ein Stück weiter als in der Vorsaison: "Letztes Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt viel weniger Spiele, jetzt bin ich in jedem Spiel reingekommen oder stand in der Startelf." Und Kimmich ist auch noch mutiger geworden, sucht vermehrt die Offensive, egal, wo er spielt.
Sein erstes Länderspieltor beim 3:0 in Norwegen erzielte Kimmich als Rechtsverteidiger. Auf der Position hat er sich im Eiltempo in der DFB-Auswahl etabliert, dort rechtfertigte er seine Nominierung für die EM-Endrunde in Frankreich, und dort gilt er als legitimer Nachfolger von Philipp Lahm, mit dem er nicht nur wegen der ähnlichen Statur verglichen wird. Kimmich empfindet das "als großes Kompliment", schränkt aber ein: "Philipp ist Weltklasse, da ist der Weg für mich noch weit."