Champions League: FC Bayern München enttäuscht beim 3:0 gegen Anderlecht
München - Ausgerechnet Unruhestifter Robert Lewandowski hat den FC Bayern beim Stotterstart in die Champions League zum Pflichtsieg geführt. Der Pole erzielte beim 3:0 (1:0) des deutschen Meisters im ersten Gruppenspiel gegen den RSC Anderlecht das wichtige Tor zum 1:0 (12.) und ließ nach seinen vereinskritischen Äußerungen zumindest vereinzelt wieder auf dem Platz Taten sprechen.
Thiago (65.) und Joshua Kimmich (90.) erzielten die weiteren Treffer, dennoch war es für die Bayern über weite Strecken ein Abend zum Vergessen. Dem Team von Trainer Carlo Ancelotti gelang es nicht, nach der 0:2-Niederlage bei 1899 Hoffenheim und den Misstönen der vergangenen Tage für Ruhe zu sorgen. Obwohl 80 Minuten in Überzahl, spielte das Starensemble ohne Pep, phasenweise sogar pomadig.
Im zweiten Gruppenspiel am 27. September beim Starensemble von Paris St. Germain, das 5:0 bei Celtic Glasgow gewann, dürfte eine solche Leistung nicht ausreichen. Dennoch stand am Ende der 14. Bayern-Auftaktsieg in der Königsklasse in Folge. "Dass es nicht einfach war, hat man gesehen. Wir hätten vor der Pause schon mehr Tore erzielen müssen", sagte Abwehrspieler Niklas Süle nach seinem Champions-League-Debüt am Sky-Mikrofon.
Und er behauptete: "Von der Idee und von der Anlage her war das aber schon sehr gut."
Ribéry der Antreiber
Die Schlüsselszene ereignete sich bereits nach gut zehn Minuten - mit Lewandowski in der Hauptrolle: Corentin Tolisso schickte den Star-Angreifer mit einem Traumpass auf die Reise, Sven Kums zupfte den Polen - allerdings Zentimeter vor der Strafraumgrenze - an der Schulter und brachte ihn zu Fall. Der italienische Schiedsrichter Paolo Tagliavento zeigte dennoch auf den Elfmeterpunkt - und Kums die Rote Karte. Lewandowski verwandelte sicher.
Danach spielten die Bayern Einbahnstraßenfußball in Richtung RSC-Tor, Manuel Neuer im Bayern-Gehäuse war in seinem 100. Europacupspiel weitgehend beschäftigungslos. Die Taktik von Anderlecht-Trainer René Weiler, einst beim 1. FC Nürnberg verantwortlich, war über den Haufen geworfen, die Gäste mussten nun noch defensiver agieren.
Vor allem Franck Ribéry trieb die Bayern zunächst an, der Franzose war deutlich auffälliger als etwa James Rodriguez, der bei seinem Startelfdebüt über weite Strecken unauffällig blieb. Kurz vor dem Lewandowski-Treffer hätte der Kolumbianer nach einer Flanke von Ribéry allerdings beinahe das 1:0 erzielt, doch sein Kopfball war zu unplatziert.
Der letzte Pass kommt nicht
Die Gastgeber kombinierten gefällig, doch Tempo, Biss und die Präzision beim entscheidenden Pass fehlten. Entsprechend wenig Abschlüsse brachten die Bayern zustande. Gegen Ende der ersten Halbzeit schlichen sich immer mehr Unachtsamkeiten ein, so dass sogar Neuer bei einem von den Belgiern zu zaghaft vollendeten Konter erstmals beschäftigt wurde.
Lewandowski ging wenig später kopfschüttelnd in die Halbzeitpause, es gab sogar vereinzelt Pfiffe der Bayern-Fans unter den 70.000 in der Arena. Ancelotti hatte in seiner Startelf durchaus einge Überraschungen zu bieten gehabt. Die größte: Süle lief von Beginn an auf, Mats Hummels saß zunächst nur auf der Bank.
Neben Hummels nahm auch Thomas Müller Platz - wie schon in der vergangenen Saison scheint Ancelotti in wichtigen Spielen nicht auf den Weltmeister zählen zu wollen. Müller kam in der Schlussphase, als auch Weltmeister Jerome Boateng nach langer Verletzungspause sein Comeback gab.
Nach der Halbzeitpause lief es nicht besser für die Bayern, im Gegenteil. Anderlecht spielte plötzlich mutig nach vorne und hätte um Haaresbreite ausgeglichen, doch nach einer feinen Kombination traf Alexandru Chipciu aus kurzer Distanz nur den Pfosten. Danach wieder dasselbe Bild: Die Bayern drückten die Gäste in die Defensive, blieben aber im Abschluss harmlos.
Doch ein Geistesblitz änderte alles: Kimmich flankte präzise, Thiago vollstreckte frei am langen Pfosten stehend ohne Probleme. Kimmich machte nach dem genialen Assist von Comeback Jerome Boateng alles klar (90.)