BVB-Profi Marco Reus: Erst gefeiert, dann getrauert

München - Nach 70 Minuten musste Mario Götze raus. Der Ex-Dortmunder hatte keinen besonderen Abend beim Emotions-Gipfel der Liga zwischen den Bayern und der Borussia. Keine große Szene, keine besondere Wirkung. Sein dicker Kumpel Marco Reus dagegen hatte einen ganz speziellen Abend. Alle schauten auf den Mann mit der Nummer „11“, diese zierliche Figürchen, diese „Manderl“ wie man in Bayern sagen würde.
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Und ums Manderl Reus hatte sich in den letzten Monaten all der Zoff zwischen der Führungsetage der Bayern und dem BVB gedreht. Für rund 25 Millionen Euro kann Reus im kommenden Sommer trotz laufendem Vertrag weggekauft werden. Die Bayern stehen ganz vorne in der internationalen Schlange. Ein Bayern-Fan hatte eine voreilige Begrüßung mitgebracht: „Marco, willkommen in Deinem neuen Zuhause!“ Sollten Bayern und der BVB in dieser Saison nicht noch im DFB-Pokal oder gar in der Champions League aufeinander treffen, könnte es Reus' letzter Besuch im schwarz-gelben Trikot gewesen sein. Es war ein beeindruckender. Diese Visitenkarte machte Eindruck.
In der 10. Minute sein erstes Strafraum-Dribbling, ein erster Schuss – drüber. Reus bekam es als Linksaußen meist mit Bayerns neuem Innenverteidiger Medhi Benatia zu tun. Oder bei der Übernahme mit Jérome Boateng. Einmal nahm Reus dem Alonso, ja König Alonso (!) den Ball ab, ein richtiger Steal wie beim Basketball – nur eben mit dem Fuß. Das fuchste den Spanier so richtig.
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Der BVB-Elfer versuchte immer wieder, seine verzinkten Dinger in den Strafraum zu spielen. Kopf und Blick zur einen, der Fuß kippt zur anderen Seite ab und schon geht die Kugel steil auf Reisen. Die 31. Minute: Ein ganz exzellenter Flügelsprint von Aubameyang inklusive perfekter, scharfer Flanke in den Strafraum. Dort ist Reus schneller, gedanklich und physisch, und köpft den Ball vor Jérome Boateng zum 1:0 für den BVB in Neuers Kasten. Interessant: Boateng, Bayerns und wohl auch der Bundesliga bester Verteidiger, konnte den nicht gerade als Kopfballungeheuer bekannten Reus nicht stoppen. Der 25-Jährige jubelte wie gewohnt: mit eingesprungener Drehung und der linken Siegerfaust – vor der Südkurve, aber nicht provokant. Das verkniff er sich. Spötter meinten sogar, er solle mal besser gar nicht jubeln nach einem Tor – als künftiger Bayer.
Doch diese Fairplay-Nummer machen nur die Ehemaligen, siehe Götze vor einem Jahr im November bei Bayerns 3:0 als er Gentleman-like auf jegliche Freude verzichtete.
„Ich habe geschmunzelt, weil Marco ein Kopfballtor gemacht hat“, sagte Bundestrainer Joachim Löw in der Halbzeitpause bei „Sky“, „das kommt ja nicht so häufig vor bei ihm.“ In dieser Saison war es Reus' zweites Liga-Tor im fünften Saisoneinsatz.
Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer sagte vor dem Anpfiff bei „Sky“ über die angebliche Warnung des Ex-Präsidenten Uli Hoeneß, die Bayern würden mit Reus schon an Weihnachten Meister werden und die Spannung der Liga zerstören: „Ich weiß, dass Uli Hoeneß das nicht gesagt hat. Fakt ist auch: Marco Reus ist ein Spieler von Borussia Dortmund. Unsere Gedankengänge besprechen wir untereinander. Die Liga ist für die Spannung verantwortlich. Wir sind nur dafür verantwortlich, dass wir unsere Spiele gewinnen. Für einen sozialen Gedanken bekommen Pep Guardiola oder ich keinen Preis. Der große Vorsprung der vergangenen Jahre hat der Liga nicht geschadet, und er hat der Liga auch nicht geschadet, als Dortmund Meister geworden ist.“
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Der Abend von Fröttmaning hatte übrigens noch eine besondere Pointe bereit. Nein – zwei. Erst traf Ex-BVB-Torjäger Robert Lewandowski (72.) zum 1:1, dann verwandelte Arjen Robben einen Elfmeter zum 2:1 (85.). Ja, gegen den BVB.