BVB, Chelsea, Bayern: Wer zuletzt lacht...
Jetzt beginnen die Wochen der Endspiele: Dortmund hat die Schale, Chelsea den F.A. Cup – doch die Bayern wollen alles dafür tun, dass sie noch zwei Pötte holen.
München - Der Titel Rekordmeister hat eine neue Definition – und seit Samstag eine zweite Heimat. Die Bayern müssen sich das Attribut teilen: mit Borussia Dortmund. Was die Anzahl der Meisterschalen betrifft, steht es erst 8:22. Doch die Klopp-Truppe 2011/12 ist der beste Meister der Liga-Geschichte. In Zahlen: 81 Punkte, 80 Tore, 47 Zähler in der Rückrunde, 28 Spiele ohne Niederlage.
In Worten: „Punkte- und tortechnisch ist nicht mehr möglich“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp, den Franz Beckenbauer „irgendwann gerne bei Bayern“ sähe, und prophezeite: „Eine historische Marke, die sobald keiner knacken wird – auch wir nicht. Und ganz ehrlich: Wenn ich mal in zwanzig, dreißig Jahren zurückblicke, dann seh’ ich immer Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer, Sepp Maier – die ganzen Kerle auf Platz zwei in der ewigen Tabelle. Das ist schon nicht so uncool.“
Um 17.33 Uhr bekam BVB-Kapitän Sebastian Kehl nach dem 4:0 gegen Freiburg die Schale überreicht – da waren die Bayern froh, ihre Haut gerettet zu haben. Nach der Randale von Ultras beim 4:1 der Bayern waren sie in die Kabine geflüchtet. Dort verfolgten sie den schwarz-gelben Jubel.
„Das schmerzt“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Wenn man vier Mal gegen den BVB verliert, hat man eine Wut im Bauch“, sagte Doppeltorschütze Thomas Müller. Am Samstag war nur ein Bayer richtig angefressen: Mario Gomez. Er hatte alles versucht, den 26:27-Rückstand im Torjägerduell mit Schalkes Holländer Klaas-Jan Huntelaar in eine Ego-Trophäe, die Kanone für den Schützenkönig, umzuwandeln. „Ich hätte noch Stunden spielen können und kein Tor gemacht“, sagte Gomez. Sein Rivale traf beim 3:2 der Schalker in Bremen zwei Mal. Titelverteidigung futsch. Die Kanone ist seit 17.20 Uhr oranje.
Bleibt für Bayern der Doppel-Pott am 12. und 19. Mai. Erst gegen Dortmund, dann gegen den FC Chelsea. Die Engländer nahmen am Samstag nach dem 2:1 gegen Liverpool in Wembley den FA-Cup in Empfang, um 20.19 Uhr. „Das ist fantastisch, dafür leben wir“, jubelte Abwehrchef John Terry. Der für das Finale gesperrte Kapitän forderte: „Wir müssen noch die Champions League gewinnen. Das ist das Ziel unseres Besitzers Roman Abramowitsch seit dem ersten Tag.“
Torschütze Didier Drogba tönte: „Das war nur der erste Schritt.“ Mutig auch Ashley Cole: „Wir haben das Gefühl, jedes Spiel gewinnen zu können.“ Der vierte Cup-Triumph binnen sechs Jahren für die Blues „wird uns im Champions-League-Finale helfen“, sagte Terry. „The Sun“ schrieb: „Wer wollte jetzt noch gegen sie wetten?“
Der FC Bayern. Anders gesagt: Wer zuletzt lacht... „Ein Philipp Lahm, ein Bastian Schweinsteiger sind jetzt einfach so weit. Ich würde es ihnen von ganzem Herzen gönnen, dass sie diesen Schritt jetzt machen und den großen Titel holen“, sagte Ex-Bayern-Torhüter Oliver Kahn im „sport1-Doppelpass“.
Um die größte aller Partys am 19. Mai in München feiern zu können, ließ Trainer Jupp Heynckes in Köln die Finalelf üben: Badstuber, Luiz Gustavo und Alaba blieben zunächst draußen, Contento verteidigte links, Tymoshchuk in der Mitte, Kroos gab den Sechser, Müller den hängenden Stürmer. Alles funktionierte. „Wir können den Ernstfall ja nicht im Pokalfinale testen“, meinte Toni Kroos. Aber ein Sieg wäre die beste Einstimmung auf Chelsea.