BVB behauptet: Bayern hat Angst!
Dortmund - Ein kurzer Blick in die Runde, dann muss er schmunzeln. „Vor acht Jahren saßen hier keine Journalisten, sondern Gläubiger”, sagt Hans-Joachim Watzke. 160 Reporter aus der ganzen Welt sind nach Dortmund gereist. Der Klub hat einen Tag nach dem FC Bayern nun auch zum Medientag geladen, das Interesse ist riesig.
„Das gab es hier noch nie”, sagt der BVB-Boss. Das Champions-League-Finale am 25. Mai gegen die Bayern überstrahlt alles. In München. Im Ruhrgebiet. In Deutschland.
Es wird der Showdown zweier ziemlich bester Feinde. „Die Bayern fühlen sich in Sicherheit. Wir denken nicht, dass wir einfach so etwas gewinnen”, stellt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp gleich zu Beginn klar. Mehr noch. Dortmund glaubt sogar: Bayern hat Angst! Kapitän Sebastian Kehl sagt: „Wir haben einen Plan. Wir wissen, dass wir sie schlagen können. Und das wissen sie auch. Das wird in ihren Köpfen sein.”
Zwei Spielzeiten in Folge zeigten er und seine Kollegen den Bayern die lange Nase mit einer Meisterschaft und einem Double. Mit einer einzigen Niederlage wäre die Rekord-Saison der Bayern verkorkst, sie hätte einen Makel, einen hässlichen gelben Fleck. „Wir haben das Zeug, ihnen weh zu tun”, sagt Torwart Roman Weidenfeller.
Bayerns Trainer Jupp Heynckes will das Dortmund-Trauma endlich besiegen. Selbstbewusst gibt er sich – logisch nach einer Saison mit Rekorden am Fließband. Doch Dortmund hält dagegen. Kehl sagt: „Der Respekt vor uns wird sehr groß sein.”
Und Klopp macht seine Stars mit einem Spiel aus dem Jahre 1954 heiß. „Sepp Herberger hat seinen Spielern wahrscheinlich auch nicht vorher gesagt: ,Ganz sicher, dass wir das Ding heute gewinnen.’ Am Ende aber haben sie es gewonnen. Dieses Spiel hat mich am meisten geprägt, ohne es je gesehen zu haben.”
Deutschland besiegte damals die Ungarn, die unumstritten beste Mannschaft der Welt – und wurde Weltmeister. Jetzt träumt Klopp vom nächsten Wunder à la BVB. „Wir sind bereit. Wenn das Spiel angepfiffen wird, dann wird jeder von uns wissen, was möglich ist.” Es ist die pure Gier, die da spricht.
Schnell wird klar: Bayern gegen Dortmund, das ist mehr als ein normales Finale. Keine zehn Tage mehr, dann wird abgerechnet. Die Scharmützel haben begonnen. Giftpfeile sind es nicht – viel zu groß auf beiden Seiten der Respekt vor dem Gegner, viel zu groß die Sorge, ihn damit zusätzlich zu motivieren. So ganz ohne Sticheleien geht es aber nicht.
Der nie für die Nationalmannschaft berücksichtigte Weidenfeller kündigt, angesprochen auf die Nervenstärke von Deutschlands Nummer eins Manuel Neuer, schon mal pro forma an, im Elfmeterschießen auch als Schütze antreten zu können: „Nervenstark sollten alle Torhüter sein."
Ilkay Gündogan berichtet von einem Besuch seiner Familie im ungeliebten Gelsenkirchen: „Selbst da haben mich Leute angesprochen und gesagt: ,Holt den Pott in den Pott!’” Und was Hans-Joachim Watzke eigentlich davon halte, dass eine neueste Studie sagt, dass zwei Drittel der Menschen in Deutschland Dortmund die Daumen drücken werden? „Überrascht uns nicht.”
Klopp macht überhaupt keinen Hehl aus dem, was eh alle sehen: „Die Rivalität ist da. Wir haben uns in den vergangenen drei Jahren zu einem großen Konkurrenten entwickelt. Wir müssen bereit sein, groß zu träumen. Auch auf die Gefahr hin, dass man etwas härter aufschlägt, wenn es nicht gelingt. Wir alle wollen eine weitere Geschichte schreiben, die wir später zu erzählen haben. Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt. Aber wir wollen die beste Mannschaft der Welt schlagen.”