Butt fehlt die "Passion": Nerlingers Spezl wirft hin

Der Ex-Torwart war erst seit 1. Juli Jugendleiter. Nun hat er keine Lust mehr auf den Bürojob, es fehlen ihm „Passion und Leidenschaft”
von  Filippo Cataldo, Gunnar Jans

MÜNCHEN Es sollte ein fließender Übergang werden. Weg mit den kurzen Hosen und den Torwart-Handschuhen, rein in Stoffhose und Hemd. Kurz nachdem Jörg Butt beim Freundschaftskick gegen die Elftal sein letztes Spiel für den FC Bayern gemacht hatte, trat er sein neues Amt als Jugendleiter an der Säbener Straße an – offiziell zum 1. Juli.

Nun, fünf Wochen später, ist Butt wieder weg. Am Dienstag erklärte der 38-Jährige völlig überraschend seinen Rücktritt. „Ich bin mir selbst und damit auch dem FC Bayern gegenüber ehrlich: Ich habe dieses Tätigkeitsfeld, für das ich nun seit einigen Wochen verantwortlich bin, falsch eingeschätzt”, ließ Butt via Pressemitteilung erklären. „Ich bin mit großer Begeisterung an meine neue Tätigkeit herangetreten, musste allerdings feststellen, dass mir diese Aufgabe nicht die gewünschte Zufriedenheit und Passion bringt. Deshalb meine Entscheidung. Ich danke dem FC Bayern für sein Verständnis.”

Es sind Worte, die im ersten Moment so gar nicht zu Butt passen scheinen. Gilt der Ex-Keeper, der neben dem Fußball ein BWL-Studium absolvierte, doch nicht nur als Muster an Zuverlässigkeit und Loyalität, sondern – in diesem Zusammenhang noch wichtiger – als äußerst reflektiert. Ein Jahr lang war Butt vom langjährigen Jugendleiter Werner Kern eingearbeitet worden in sein neues Amt. Hätte er nicht währenddessen schon merken können, vielleicht sogar müssen, dass ihm die neue Aufgabe nicht behagen würde?

Andererseits zeugt es wohl gerade von Butts Anstand, wenn er nach so kurzer Zeit – quasi noch in der Probezeit – hinwirft. „Abteilungsleiter Junior Team des FC Bayern”, so lautete seine Stellenbezeichnung. Diese lässt erahnen, dass Butt zuletzt nicht mehr viel Zeit am Trainingsplatz verbringen konnte. Es gilt den Betrieb von zwölf Mannschaften von der U8 bis zu U23 zu organisieren. War der Übergang vom Profi in die Verwaltung am Ende vielleicht doch zu radikal für Butt?

Zudem sich die Voraussetzungen beim FC Bayern kurz nach dem Amtsantritt des Oldenburgers entscheidend geändert hatten. In Christian Nerlinger wurde nicht nur der Sportdirektor beurlaubt, der Butt eingestellt hatte, sondern auch ein enger Freund des Ex-Keepers. Dem Vernehmen nach soll Butts Demission jedoch nichts mit der überraschenden Installierung von Matthias Sammer als Sportvorstand zu tun haben. Das Verhältnis zwischen Sammer und Butt gilt tatsächlich als unproblematisch. Sammer, der vormalige DFB-Sportdirektor, beobachtet noch. Er soll sich im Jugendbereich noch gar nicht im Tagesgeschäft eingebracht haben. Doch möglicherweise vermisste Butt plötzlich in seiner Einarbeitungsphase einen Vertrauten im Klub.

Die Bayern-Bosse reagierten am Dienstag jedenfalls verdutzt. „Jörg Butts Bitte hat uns völlig überrascht,” sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Tatsächlich hatten sich nach AZ-Informationen erst am Montagabend die Verantwortlichen des Jugendbereichs getroffen. Anzeichen für eine baldige Demission Butts soll es dabei nicht gegeben haben. Auch der Trainerstab der Nachwuchsteams soll am Dienstag vom Rücktritt ihres Chefs überrascht worden sein. „Jörg Butt ist ein geradliniger und konsequenter Mann. Darum werden wir diese Entscheidung akzeptieren", so Karl-Heinz Rummenigge.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.