Bus-Trip ins Viertelfinale? Warum Salzburg für Bayern trotzdem gefährlich ist

München - "Ein gutes Los, ein guter Gegner, ein schönes Stadion, ein emotionaler Trainer - ich freue mich auf ein spannendes Duell", sagte Julian Nagelsmann über das Achtelfinal-Los Atlético Madrid samt Coach Diego Simeone und meinte über den spanischen Meister: "Es ist nicht so, dass sie nur hinten drin parken." Das war um 12.30 Uhr.
Eineinhalb Stunden später war klar: Alles auf Anfang. In der Uefa-Zentrale in Nyon wurde bei der Champions-League-Auslosung Bockmist gebaut. Eine peinliche Software-Panne, man hatte sich "verkugelt" bei den infrage kommenden Gegnern - worauf sich einige Klubs verschaukelt fühlten. Die Uefa musste die Ziehung um 15 Uhr wiederholen. Und siehe da: Glücksfee Andrej Arschawin bescherte den Bayern anstelle des Fluges in die spanische Hauptstadt eine rund eineinhalb-stündige Busfahrt über die Autobahn A8 zum österreichischen Seriensieger FC Salzburg.

"Das war keine alltägliche Auslosung", sagte Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn nach der Neuauflage der Auslosung. An der Stelle der Hinweis: Geschichte wiederholt sich. Auch 1974 musste Bayern gegen Atlético wiederholt werden - damals jedoch nach dem 1:1 nach Verlängerung im Finale des Europapokals der Landesmeister in Brüssel (Katsche Schwarzenbeck!). Zwei Tage später fieselten die Münchner um Gerd Müller & Co. die Spanier mit 4:0 ab.
Wird es für FC Bayern wieder so wie 2020?
Doch Vorsicht, Bayern! Die Salzburger kann man nicht wie ihre Nockerln zum Kaffee verputzen. Auch wenn die beiden ersten Pflichtspiel-Duelle im Herbst 2020 mit 6:2 und 3:1 für die Münchner endeten. Damals hieß der Bullen-Coach Jesse Marsch, der kürzlich bei der anderen Brause-Sportvereinigung in Leipzig entlassen wurde. Der Marsch-Nachfolger Matthias Jaissle, mit 33 Jahren sogar jünger als Nagelsmann, hält die Mozartstätter im Takt. Der Schwabe, der seine aktive Karriere als Profi der TSG Hoffenheim verletzungsbedingt bereits im Alter von 26 Jahren beenden musste, konnte als erster Trainer in Österreichs Bundesliga seine ersten zehn Spiele gewinnen und ist nach 18 Spieltagen mit 14 (!) Punkten vor Sturm Graz souveräner Tabellenführer.
Star der Salzburger ist der von zahlreichen Klubs wie dem BVB (aktuell der Favorit) und den Bayern umworbene Nationalspieler Karim Adeyemi. Mit dem 19-jährigen Stürmer schaltete Salzburg in der Gruppe den VfL Wolfsburg und vor allem den spanischen Vertreter FC Sevilla aus. Respekt! Ob sich des für Bayern ausgeht. . . ?
"Natürlich sind wir Favorit", sagte Boss Kahn über den neu gezogenen Gegner und ergänzte: "Salzburg hat in der Vorrunde gezeigt, was sie können und sich zurecht erstmals für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert. Dort herrscht große Euphorie, es ist eine junge, hochtalentierte Mannschaft."
Salzburg freut sich auf den FC Bayern
Stephan Reiter, der Geschäftsführer von RB Salzburg, meinte: "Leichter ist es nicht geworden, das ist ein spannendes Los für uns." In der ersten, der annullierten Auslosung hatte Salzburg den FC Liverpool gezogen. RB-Sportdirektor Christoph Freund meinte euphorisch: "Das ist ein ganz besonderes Spiel, es gibt fast nichts Größeres für Salzburg als gegen den FC Bayern zu spielen. Sie gehören zu den drei besten Mannschaften der Welt, wenn es nicht die Beste ist. Das werden richtige Fußball-Spektakel. Wir werden sicher nicht vor Ehrfurcht erstarren."
Nach dem 3:0 zum Vorrundenabschluss vergangene Woche gegen den FC Barcelona sagte Nagelsmann: "Es ist schon unser Anspruch, einer der Favoriten zu sein. Wir wollen gerne die Champions League gewinnen bzw. einige Spieler wollen sie wieder gewinnen." Mit 18 Punkten und 22:3 Toren spielten die Münchner die beste Gruppenphase aller 32 Königsklassen-Teilnehmer.
Bayerns lange Reise zum Finale am 28. Mai 2022 in St. Petersburg startet also an der Salzach. An der Säbener Straße wird man sich nach der Auslosungsfarce sagen: Madrid oder Salzburg - Hauptsache Viertelfinale.