Bundesliga so spannend wie lange nicht mehr: Wer kann dem FC Bayern gefährlich werden?

An der Tabellenspitze geht's so eng zu wie schon lange nicht mehr. Wer kann den FC Bayern vom Bundesliga-Thron stoßen? Der AZ-Check vor dem Rückrundenstart.
von  Michael Schleicher
Die Bayern straucheln aktuell. Kann die Konkurrenz die kleine Schwächephase nutzen?
Die Bayern straucheln aktuell. Kann die Konkurrenz die kleine Schwächephase nutzen? © IMAGO/MIS

München - Der FC Bayern grüßt auch in dieser Saison nach der Hinrunde von der Tabellenspitze. Nach dem 1:1 gegen den 1. FC Köln war mit insgesamt 36 Punkten auch die nächste – diesmal wegen der Winter-WM in Katar etwas verspätete – "Herbstmeisterschaft" der Münchner eingetütet. Soweit nichts Ungewöhnliches...

Beim genaueren Blick auf die Tabelle fällt aber auf: An der Spitze geht's gehörig eng zu! Die Bayern auf Platz eins und den SC Freiburg auf Platz sechs trennen lediglich fünf Punkte voneinander. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison betrug der Punkteabstand zwischen Erstem und Sechstem ganze 16 Zähler. In der Spielzeit 2020/21 waren es elf.

Zurück in die Gegenwart: Neben altbekannten Bayern-Verfolgern spielen aktuell auch noch einige Mannschaften oben mit, die man zum Saisonstart dort wahrscheinlich nicht erwartet hätte. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Anspruchshaltung der Bundesligisten. Doch wer kann den (aktuell schwächelnden) Bayern in dieser Saison tatsächlich gefährlich werden und vielleicht gar die Münchner Meisterserie unterbrechen? Der AZ-Check zum Rückrundenstart:

Union Berlin (Zweiter, 33 Punkte)

Janik Haberer und der 1. FC Union Berlin sind tabellarisch derzeit erste Bayern-Jäger.
Janik Haberer und der 1. FC Union Berlin sind tabellarisch derzeit erste Bayern-Jäger. © Carmen Jaspersen/dpa

Die vergangene Spielzeit schlossen die "Eisernen" auf einem beachtlichen fünften Platz ab und auch in dieser Saison mischt die Mannschaft von Trainer Urs Fischer oben mit. Union startete mit zwei Siegen aus der Winterpause durch und ist aktuell zumindest tabellarisch gesehen Bayern-Verfolger Nummer eins.

"Wir stehen zu Recht auf Platz zwei, das fühlt sich wunderbar an. Aber wir müssen auch demütig bleiben", sagte Kapitän Rani Khedira. Fischer sagte zuletzt, er sei sowohl von den bisherigen 33 Punkten als auch von Tabellenplatz zwei "überrascht" – ein Zeichen für die Köpenicker Demut, die durchaus noch vorherrscht.

Großer Vorteil von Union: Das geschlossene Mannschaftsgefüge. Wenn das so bleibt, ist am Ende auf jeden Fall ein Platz im oberen Tabellendrittel drin. Ob's schon reicht, um den Bayern gefährlich zu werden? Wohl eher nicht.

RB Leipzig (Dritter, 32 Punkte)

RB Leipzig ist aktuell Dritter, wo werden die Sachsen am Ende der Saison stehen?
RB Leipzig ist aktuell Dritter, wo werden die Sachsen am Ende der Saison stehen? © Bernd Thissen/dpa

RB Leipzig gehört inzwischen zur Top-Riege unter den Bundesligisten, den Bundesliga-Start verpatzten die Sachsen allerdings etwas. Nachdem Marco Rose das Traineramt übernommen hatte, ging es dann nach und nach wieder aufwärts – jetzt stehen die Leipziger auch wieder dort, wo sie nach dem eigenen Selbstverständnis hingehören.

"Es gilt, dranzubleiben. Es ist alles relativ eng beieinander. Wir haben uns eine Ausgangssituation erarbeitet, die nicht schlecht ist", sagte Rose am Donnerstag. "Ich gucke natürlich auch auf die Tabelle, weil wir ja Ziele haben". Jede Partie sei "eine große Herausforderung" – egal, gegen wen. Bei einem Sieg am Freitagabend gegen Stuttgart könnten die Leipziger zumindest für eine Nacht bis auf einen Punkt an die Bayern rankommen.

RB gehört zu den Mannschaften, die dem Rekordmeister wohl noch am gefährlichsten werden können – wenn Roses gespielter Offensiv-Fußball weiter so erfolgreich ist wie bisher.

Eintracht Frankfurt (Vierter, 31 Punkte)

Randal Kolo Muani trifft am Wochenende mit Eintracht Frankfurt auf den FC Bayern.
Randal Kolo Muani trifft am Wochenende mit Eintracht Frankfurt auf den FC Bayern. © imago

Eine DER Überraschungsmannschaften der letzten Jahre, krönendes Highlight war der Europa-League-Triumph in der vergangenen Saison. Nach einem etwas schwächeren Start in dieser Spielzeit ist die Eintracht mittlerweile wieder in der Spur, ein Ausrufezeichen könnten die Frankfurter am Samstagabend im Bundesliga-Topspiel setzen. Dann geht es auswärts gegen den FC Bayern. Können sie die aktuelle Schwächephase des deutschen Rekordmeisters nutzen?

Wo die Eintracht nach 34 Spieltagen stehen wird, ist schwieriger vorherzusagen als bei den anderen Bayern-Verfolgern. Das internationale Geschäft ist aber mehr als drin. Reicht's am Ende gar (erneut) für die Champions League?

Borussia Dortmund (Fünfter, 31 Punkte)

Der BVB gibt sich nach dem Sieg in Mainz angriffslustig.
Der BVB gibt sich nach dem Sieg in Mainz angriffslustig. © Torsten Silz/dpa

Die Dortmunder erlebten in dieser Hinrunde bislang ein echtes Auf und Ab. Zeitweise war die Mannschaft von Trainer Edin Terzic sogar Tabellenachter – zu wenig für die Ansprüche des BVB! Nach den Bayern haben die Dortmunder den zweitbesten Kader der Bundesliga, mit dabei echte Stars wie Jude Bellingham.

Ins neue Kalenderjahr startete der BVB mit zwei Siegen (4:3 gegen Augsburg, 2:1 gegen Mainz) – die Leistung auf dem Platz war dabei aber nicht immer wirklich überzeugend. Der Anspruch wird jedenfalls klar kommuniziert: "Wir wollen oben angreifen, wollen oben dabei bleiben", sagte Ex-Bayern-Spieler Niklas Süle nach dem eher glücklichen 2:1 in Mainz. "Man sieht, wie eng die Bundesliga ist, dass andere Mannschaften auch Punkte liegen lassen."

Bleibt abzuwarten, ob Terzic bald die aktuellen Defensivprobleme in den Griff bekommt. Wenn ja, kann der ewige Rivale den Bayern vielleicht doch noch gefährlich werden...

SC Freiburg (Sechster, 31 Punkte)

Freiburger Erfolgsgaranten: Abwehr-Routinier Matthias Ginter (l.) und SC-Trainer Christian Streich.
Freiburger Erfolgsgaranten: Abwehr-Routinier Matthias Ginter (l.) und SC-Trainer Christian Streich. © Tom Weller/dpa

Der SC ist neben Union Berlin und Eintracht Frankfurt wohl eine der positiven Bundesliga-Überraschungen. Erstaunlich, was im Breisgau mit vergleichsweise geringem Etat in den vergangenen Jahren entstanden ist.

Dank Streichscher Kontinuität und einem ausbalancierten Kader, der zu Beginn der Saison punktuell verstärkt wurde (u.a. Ginter, Doan und Gregoritsch), erlebten die Freiburger eine Traum-Hinrunde. Für kurze Zeit grüßte der SC gar von der Tabellenspitze.

Zuletzt gab es eine 0:6-Klatsche gegen Wolfsburg und ein Unentschieden gegen Frankfurt – geht dem SC in der Rückrunde möglicherweise die Luft aus? Für ein Dauerhaftes Mithalten ganz oben reicht es wohl (noch) nicht ganz.

Salihamidzic: "Höchste Zeit, dass wir umschalten"

Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic polterte nach dem 1:1 gegen Köln los, er war unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft: "Es ist jetzt höchste Zeit, dass wir umschalten, dass wir begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht", so Salihamidzic. Sonst wird's am Ende vielleicht doch richtig eng mit der elften Schale in Folge.

AZ-Umfrage zum Meisterrennen in der Bundesliga

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