"Bulle" Roth wird 75: "Ich bin glücklich und zufrieden"

Dreimal schoss die Bayern-Legende das 1:0 in einem Finale - am Dienstag feiert Franz "Bulle" Roth seinen 75. Geburtstag.
von  AZ
Der "Bulle" und der "Kaiser": Franz Roth (r.) mit Franz Beckenbauer.
Der "Bulle" und der "Kaiser": Franz Roth (r.) mit Franz Beckenbauer. © Andreas Gebert/dpa

München - Franz "Bulle" Roth huscht ein verschmitztes Lausbubenlächeln übers Gesicht, als er über sein ganz persönliches Alleinstellungsmerkmal spricht. "In vier Endspielen dreimal das 1:0 geschossen, das gibt's nicht", sagt er, "Ronaldo nicht, Messi nicht", das ist im Europacup "keinem gelungen", auch nicht Gerd Müller.

Von der C-Klasse in die Bundesliga

Nur ihm, dem ewigen "Bullen" des FC Bayern. 1965 kickte Roth noch in der C-Klasse beim TSV Bertoldshofen, zwei Jahre später schoss er die Bayern in Nürnberg gegen die Glasgow Rangers (1:0 n.V.) im Pokal der Pokalsieger zum ersten internationalen Titel.

"Nicht mit Kraft, sondern mit viel Gefühl", wie er sich zu seinem 75. Geburtstag an diesem Dienstag erinnert, also ganz "untypisch" für ihn.

Vor jedem Spiel gab es zwei Stück Kuchen

Denn eigentlich war der Bauernsohn aus Memmingen, der vor jedem Spiel zwei Stück Kuchen aß, für seine Urgewalt bekannt. Sein Führungstreffer im Landesmeister-Finale 1975 gegen Leeds United (2:0) war "ein Kraftakt", wie Roth sagt. 1976 hämmerte der "Bulle" gegen St. Etienne einen Freistoß zum goldenen 1:0 ins Tor. Bei Rapid Wien zerschoss er sogar mal das Tornetz.

Er nennt sich heute noch "Bulle"

Als Roth 1966 zu den Bayern kam, sagte Coach Tschik Cajkovski über den Neuen aus dem Allgäu, dieser habe "Kraft wie Muh". Torwart Sepp Maier korrigierte: "Aber Trainer, das heißt bei uns Bulle!" Roth hatte seinen Spitznamen weg. "Ich bin der Bulle", sagt er noch heute, wenn er sich vorstellt.

Blödeleien mit Sepp Maier

Dann plaudert Roth los, stets charmant und farbenfroh. Zum Beispiel über das Trainingslager 1968, als er sich mit Sepp Maier zum Baden in der Isar davonschlich.

Roth zog sich dabei eine tiefe Schnittwunde am Fuß zu, simulierte bei der Rückkehr aber erfolgreich einen Unfall mit einer imaginären Glasscherbe. Trainer Branko Zebec kaufte ihm die Komödie ab, "das war einmalig", sagt Roth und lacht.

Sein Sohn führt das Sportgeschäft

Nach der Karriere widmete er sich seinen beiden Sportgeschäften. Das in seinem Wohnort Markt Oberdorf führt sein Sohn Claus fort, das andere in seinem Wohnort Bad Wörishofen gab Roth vor drei Jahren auf. "Das war die richtige Entscheidung", sagt er. Überhaupt würde er "alles wieder so machen, ich bin sehr glücklich und sehr zufrieden".

Nur eine Sache bedrückt ihn bis heute: Der Tod seiner Frau Inka, die 2007 an Krebs verstarb. "Der Schmerz ist immer da", sagt er, auch wenn Roth "dankbar" ist, dass er "im hohen Alter" eine neue Partnerin kennenlernen durfte. Seinen Geburtstag feiert der "Bulle" mit der Familie um die Enkel Rufus und Fina. "Das", sagt er und lächelt, "ist mein Leben."

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