"Bring Boateng back": Neues Feuer in alter Diskussion

Die historische Schmach von Sevilla gibt der Diskussion um Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels neues Feuer. Alte Helden zündeln kräftig mit.
von  SID
Spielten einst gemeinsam in der deutschen Nationalmannschaft. Jérôme Boateng (l.), Thomas Müller (m.) und Mats Hummels.
Spielten einst gemeinsam in der deutschen Nationalmannschaft. Jérôme Boateng (l.), Thomas Müller (m.) und Mats Hummels. © Federico Gambarini/dpa

Sevilla/München - In der Stunde der Schande zündelte Mesut Özil bei Twitter ganz genüsslich. "Es ist Zeit, Jerome Boateng zurückzubringen", schrieb der einst selbst mit großem Knall abgetretene Weltmeister von 2014 an mehr als 25 Millionen Follower. Sein Tweet raste mit Zehntausenden Likes um die Welt, eine alte Diskussion befeuernd, der ein hilfloser Bundestrainer Joachim Löw nach dem bestürzenden 0:6 (0:3) in Spanien nicht mehr ausweichen kann.

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Özil, TV-Experte Bastian Schweinsteiger ("Ein entsetzlicher Nackenschlag"), Lothar Matthäus – es waren die alten Helden, die nach der "historischen Tracht Prügel" (AS/Spanien) am lautesten nach den aussortierten Bossen von früher riefen: Mats Hummels, Thomas Müller, Boateng.

Müller und Boateng in Schweinsteigers Wunschelf

"Man braucht diese Führungsspieler nach so einer Niederlage", forderte Rekordnationalspieler Matthäus: "Das ist ja nicht Deutschland!" Der überzeugende Analyst Schweinsteiger skizzierte in der Nacht seine Wunschelf in der ARD – mit Müller und Boateng. "Sie haben das Triple gewonnen, mit der besten Mannschaft in Europa", sagte der Weltmeister von 2014. Warum sollten sie dann nicht für die Nationalelf spielen?

Wenn die spanische Sportzeitung "Marca" vermutete, diese Nacht von Sevilla "hätte Matthäus, Kahn oder Augenthaler zum Kotzen gebracht", lag sie also nicht so falsch. Doch die Antwort ist kompliziert: Löw hat mit der Aussortierung der drei Wortführer Hierarchien aufgebrochen, die nur ohne das Trio neu wachsen können. Ein Umbruch trägt seinen Namen nicht umsonst.

"Wir müssen die Situation zum richtigen Zeitpunkt bewerten", sagte Löw. Das klang weniger abwehrend als zuletzt, aber der Bundestrainer steht auch nicht im Verdacht, im Sturm mit Überzeugung getroffene Entscheidungen zu revidieren. Das Risiko trägt er selbst. "Der DFB muss klar darüber nachdenken, ob er mit Löw noch zur WM nach Katar fliegt", sagte Matthäus bei "Sky".

Löw bekommt Rückendeckung von Bierhoff

Der Blick von außen jedenfalls ist scharf. "Es könnte Löws letztes Spiel als Bundestrainer gewesen sein", schrieb "Marca", das ist allerdings auch angesichts der erneuerten Rückendeckung von Oliver Bierhoff unwahrscheinlich.

Mit Vergnügen und etwas ungläubig wurde weltweit kommentiert, was in Deutschland als zweithöchste Niederlage der langen Länderspielgeschichte in den Listen steht. "Ja, sechs. Gegen Deutschland", schrieb der englische "Guardian". "Eigentlich sollten 65.000 Zuschauer den Rest ihres Lebens damit verbringen, sich damit zu rühmen, bei diesem Spiel gewesen zu sein." Stattdessen waren es kaum ein paar Hundert, die hörten, wie Manuel Neuer vor den Pfosten schlug und dabei einen Kraftausdruck schrie. "Dieses Match wird der langen Herrschaft von Löw ein Ende setzen", kommentierte die italienische "Gazzetta dello Sport".

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Erstaunlich war, dass auch aus der Nationalmannschaft zumindest ein Rüfchen nach dem ausgebooteten Trio kam. "Grundsätzlich" könnten Boateng, Hummels und Müller schon helfen, hatte Neuer der "Sport Bild" - allerdings schon vor dem Spiel - gesagt.

Die Genannten hielten sich wie immer in den vergangenen Monaten zurück. Einzige Verbindung zum DFB: Thomas Müller kochte bei Instagram zwei Stunden vor dem Anpfiff mit Holger Stromberg, dem Koch der Nationalmannschaft. Es gab Petersilienwurzelsuppe.

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