Brenos Leidensgeschichte: Schon lange im Abseits
Die Qual der Reha, unerfüllte Erwartungen: Breno ist schon seit einiger Zeit ein Außenseiter. Die AZ erklärt die Leidensgeschichte des Bayern-Stars
München - Es war letzten Montag, als sich Bayern-Profi Breno mal wieder Dienstkleidung anziehen durfte – die Tracht eines Biersponsors für den offiziellen Wiesnbesuch der Mannschaft am kommenden Sonntag.
So nah an den Kollegen war der 21-Jährige zuletzt selten, in Reha-Zeiten infolge von Verletzungen besteht hauptsächlich Kontakt zu den Fitness-Trainern. Breno ratschte ein wenig mit Rafinha, mit Luiz Gustavo, seinen Landsleuten – stand jedoch meist abseits. Klar, ein veritables Mitglied der Mannschaft war der Brasilianer seit Saisonbeginn nicht.
Kommunikativ limitiert, lediglich etwas Fußball-Deutsch, zu wirklich viel reicht es nicht bei Breno. So war er, im Januar 2008 verpflichtet, immer ein Außenseiter. Von schüchternem Naturell dazu. Sehr gläubig, die Familie, die Musik und die Spielekonsole als Lebensmittelpunkte.
Am 17. April diesen Jahres, als Breno für sechs Minuten eingewechselt wurde beim 5:1 gegen Leverkusen, hat man ihn zuletzt im Bayern-Trikot gesehen. Seitdem kämpfte der Innenverteidiger gegen seinen Körper: ein Kreuzbandriss, Operationen an Knie- und Sprunggelenk.
Dazu kamen Gewichtsprobleme und die ständige Qual der Reha, die Mannschaftssportler einsam macht. „Er hat anscheinend persönliche Probleme gehabt, die auch unbemerkt blieben, weil er seine normale Reha gemacht hat“, sagte Bayerns Trainer Jupp Heynckes vor dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen zu „Liga total!“.
Daneben kämpfte er gegen ein Prophezeihung von Uli Hoeneß an, damals Manager: „Er wird einmal der beste Innenverteidiger der Welt.“ Daher hatten die Bayern für ihn rund zwölf Millionen Euro Ablöse an den FC Sao Paulo überwiesen.
Der Ertrag? Nie konnte er die hohen Erwartungen erfüllen. Seine besten Spiele machte er in der Rückrunde 2010 als Leihspieler des 1. FC Nürnberg – bis der Kreuzbandriss kam. Für Bayern hat Breno nur 33 Pflichtspiele (kein Tor) bestritten. Meist stand das Talent im Schatten von Demichelis und Lucio, dann van Buyten, später überholt von Eigengewächs Badstuber.
Dass man im Verein dem Brasilianer den Durchbruch nicht mehr zutraute, zeigte die Verpflichtung von Nationalverteidiger Jérome Boateng für 13,5 Millionen Euro. Anfang der Woche soll sich abgezeichnet haben, dass die dritte Knie-Operation innerhalb von eineinhalb Jahren drohe. Ein noch größerer psychischer denn ein körperlicher Rückschlag.
„Er hat wieder Probleme mit seinem Knie gehabt, es wurde wieder dick“, sagte Heynckes. „Ich kann mir vorstellen, dass das der Auslöser war.“ Brenos Vertrag läuft 2012 aus – und wer nimmt schon einen Dauerpatienten? Eine Vertragsverlängerung bei Bayern schien schon vor dem Hausbrand in Grünwald sehr unrealistisch.
„Es war nicht einfach für ihn, dass er so lange nicht gespielt hat“, sagte Teamkollege Rafinha. Jedweder Weg zurück auf den Platz erscheint kaum vorstellbar