„Breno, erledige dies! Breno, mach das!“

Hier erklärt Bayerns Brasilianer (21), der sich einen Stammplatz in Bayerns Verteidigung gesichert hat, wie ihn seine Frau aufgebaut hat und wie er sich dazu zwingt, endlich besser Deutsch zu lernen.
Breno, Sie sind jetzt drei Jahre in Deutschland, und zum ersten Mal Stammspieler. Glücklich?
BRENO: Ich hoffe, dass ich spiele und der Trainer mir vertraut. Aber ich muss mich noch etablieren und das Vertrauen zurückgeben. Richtig zufrieden bin ich noch nicht.
Wieso nicht?
Wir kassieren recht viele Tore, das ist nicht normal für den FC Bayern. Sicherlich müssen Holger (Badstuber, die Red.) und ich uns noch besser aufeinander abstimmen. Das Spiel in Wolfsburg war aber erst unser erstes gemeinsames Spiel, dafür war unser Zusammenspiel schon recht gut. Aber grundsätzlich müssen wir alle besser aufpassen und uns mehr auf die Abwehrarbeit konzentrieren.
Der FC Bayern setzt mit Badstuber, Ihnen und Keeper Kraft auf sehr junge Verteidiger. Ist das ein Risiko?
Nein, wieso? Holger hat letztes Jahr immer gespielt und war bei der WM, Thomas ist ein sehr guter Torwart. Das Wichtigste ist, dass wir Vertrauen zueinander haben. Wenn du deinem Mitspieler vertraust, gibt es nie Probleme. Jugend darf nie eine Ausrede sein für schlechte Leistungen. Wir müssen einfach noch mehr miteinander kommunizieren.
Geht das denn mittlerweile auf Deutsch bei Ihnen?
Auf dem Platz ist das kein Problem. Ich muss mich etwas konzentrieren, aber ich kann mich mit meinen Mitspielern unterhalten und auch Kommandos geben. Außerhalb des Platzes ist es eher schwer. Manchmal versuche ich, im Internet Artikel über Bayern und mich zu lesen. Aber sehr viel verstehe ich leider nicht. Ich würde mich auch gerne besser mit den Fans unterhalten können.
Gehen Sie noch in den Deutsch-Unterricht?
Ja, klar. Ich gehe hin, mache meine Übungen, lerne meine Vokabeln – und am nächsten Tag habe ich viele schon wieder vergessen. Es ist wie verhext. Als ich nach München kam, habe ich Lucio und Zé Roberto gefragt, wie lange sie gebraucht hatten, um Deutsch zu lernen. Sie meinten, so zwei Jahre. Aber ich bin jetzt drei Jahre hier und kann es immer noch nicht wirklich. Aber ich will es ja lernen – und habe mir auch eine Strategie überlegt.
Wie sieht die aus?
Meine Frau und ich begeben uns regelmäßig in Situationen, in denen wir gezwungen sind, Deutsch zu sprechen. Wir gehen gemeinsam in die Stadt oder in Geschäfte und reden mit den Leuten. Letzte Woche war ich beim Arzt zur Nachuntersuchung, da bin ich schon ganz gut zurecht gekommen.
Spricht Ihr Sohn Pietro schon Deutsch?
Oh, Pietro ist zwei und spricht sehr viel – aber auch noch kein Deutsch. Wenn er in den Kindergarten kommt, wird er es lernen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass er in einen deutschen Kindergarten gehen soll.
Haben Sie in den letzten drei Jahren, in denen Sie kaum gespielt haben, je ans Aufgeben gedacht?
Ich wollte mich hier immer durchsetzen. Schlimm war nur, als ich mich letztes Jahr verletzt habe. Ich hatte Angst um meine Karriere.
Sie fehlten acht Monate wegen eines Kreuzbandrisses.
Ja, und der Heilungsprozess hat länger gedauert als ich dachte. Immer, wenn ich wieder anfangen wollte zu laufen, kamen die Schmerzen zurück. Die Ärzte haben gesagt, dass ich Geduld haben muss. Aber ich war acht Monate fast nur zu Hause. Ich war niedergeschlagen, fast deprimiert.
Wer hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?
Meine Familie. Vor allem meine Frau war mir sehr nahe. Immer, wenn ich richtig niedergeschlagen war und mich nutzlos gefühlt habe, hat sie mich aufgebaut und mir gesagt: „Breno, erledige dies! Breno, mach das!“ Das hat mir sehr geholfen.
Haben Sie im Haushalt mitgeholfen?
(lacht) Also, geputzt oder gekocht habe ich nicht. Aber ich habe mich um Pietro gekümmert: Windeln wechseln, den Kleinen baden, mit ihm spielen – das ist kein Problem für mich. Auch unser Trainer van Gaal hat immer gesagt, dass ich meine Chance bekommen würde.
Jetzt spielen Sie. Und mit Luiz Gustavo ist ein zweiter Brasilianer bei Bayern. Froh?
Natürlich Freude ich mich. Ich habe Luiz sofort angeboten, ihm die Stadt zu zeigen. Er sucht jetzt ein Haus bei uns in der Nachbarschaft. Und natürlich ist er immer bei uns eingeladen, wenn er sich einsam fühlt. Seine Freundin studiert ja in Brasilien – und wir haben sowieso immer gerne und viel Besuch.
Mit wem verstehen Sie sich sonst gut bei Bayern?
Ich komme mit allen gut zurecht, aber richtige Freunde habe ich in der Mannschaft noch nicht gefunden. Manchmal besucht mich Gladbachs Verteidiger Dante, den ich schon lange kenne. Auch mit Alexander Baumjohann (jetzt Schalke, die Red.), der eine portugiesische Freundin hat, habe ich viel Kontakt. Und wir kennen viele Brasilianer in München.
Wie halten Sie Kontakt zu Ihren Freunden und der Familie in Brasilien? Über Facebook?
Nein, über „orkut“. Das ist ein anderes soziales Netzwerk. Mit den Familien telefonieren wir. Ich rufe meine Mutter zwei, drei Mal pro Woche an, meine Frau telefoniert jeden Tag mit ihrer Familie, stundenlang.
Ein kostspieliger Spaß.
Nein. Wir haben eine Flatrate.
Interview: FilippoCataldo, DanielMartinez