Brennpunkt FC Bayern

Es liegt nicht nur am Fehlen von Schweinsteiger, dass das Heynckes-Team auf Platz 3 gefallen ist. Die AZ listet sieben weitere Problemstellen auf
München - Bastian Schweinsteiger. Natürlich fehlt der. Doch wie alle Beteiligten beteuern, kann und darf es nicht sein, dass das Wohl und Wehe eines Champions-League-Siegers in spe an einem Spieler hängt. Es muss andere Gründe geben, dass der FC Bayern drei der letzten fünf Ligaspiele verloren hat und das Team von Jupp Heynckes auf Platz 3 zurückgefallen ist. Brennpunkt Bayern: Die AZ-Analyse zeigt sieben Problemstellen auf.
Pressing: Die Bayern-Bezwinger heißen Mainz, Dortmund, Hannover. Teams, die dem Rekordmeister mit „schlauem Defensivspiel” (Mainz-Coach Tuchel), Laufbereitschaft und Aggressivität den Schneid abkauften, keinen Spielfluss aufkommen ließen. In der Champions League hatten die Bayern mehr Platz für ihre Ballstaffetten. Aber im Grunde ein simples Gegenmittel.
Kreativität: 63 Prozent Ballbesitz, doch kaum Torchancen aus dem Spiel heraus. Die beiden Treffer von Verteidiger (!) Daniel van Buyten fielen nach Kroos-Freistößen. Abgesehen von den Distanzschüssen von Boatengs und Alabas reduzieren sich die rausgespielten Chancen auf Gomez’ Ablage auf Ribéry in Halbzeit eins. Auch gegen Dortmund konnte Bayern kaum „Chancen kreieren”, wie ein Ex-Coach immer sagte. Woran’s liegt? Ottmar Hitzfeld in Sky90: „Am Ende hat man die Brechstange herausgeholt und die spielerischen Mittel zu wenig genutzt.” Taktgeber Kroos stand stets ein giftiger Mainzer auf den Füßen, von den Sechsern kam wenig Unterstützung.
Flummi Kroos: Seit Schweinsteigers Verletzung ist Kroos der Wanderer zwischen den Welten, hüpft wie ein Flummi zwischen Position zehn und sechs hin und her. Und das, obwohl der Trainer nach dem Schweinsteiger-Aus die Devise ausgegeben hatte: eine funktionierende Mannschaft nur punktuell verändern. Kroos auf die Sechs zurück? „Ach, kommen Sie mir doch nicht mit so was”, hatte Heynckes geblafft. Konstant ist seitdem nur der Wandel, gerne auch mal sieben Minute nach der Halbzeit wie in Mainz.
Lob: Eine feine Sache. Nur: Zu viel davon tut auch nicht gut, macht bequem. Sportdirektor Christian Nerlinger: „Wir haben grundlegende Eigenschaften vermissen lassen.” Van Buyten spricht vom „Team-Problem” und einer „Kopfsache”: „Der Spaß und die Freude zu Saisonbeginn hat uns lange Wege machen lassen. Das ist jetzt nicht mehr so.” Hitzfeld sagt: „Wenn eine Mannschaft immer gelobt wird, ist das sehr gefährlich. Diese Frühform birgt eben auch Gefahren.” Wer in den ersten Partien einen Kantersieg nach dem anderen einfährt, wird schnell in den Himmel gelobt – und muss damit umgehen.
Das Loch in der Mitte: „Zwischen Abwehr und Angriff lagen manchmal 60, 70 Meter - viel zu viel”, meinte van Buyten. Im Kampfspiel gegen Mainz wurde es besonders deutlich: Die Doppel-Sechs Alaba/Gustavo funktioniert nicht gegen Teams, die aggressiv Druck machen. Da konnte beim 0:1 Nicolai Müller von Gustavo unbedrängt auf Andreas Ivanschitz passen, den Alaba entwischen ließ. Nach 52 Minuten nahm Heynckes Gustavo raus, schickte Kroos nach hinten. Man sehnt fast schon den gesperrten Anatoliy Tymoshchuk herbei. Und natürlich Schweinsteiger.
Aggressive Leader: Prototyp Mark van Bommel kämpft jetzt für Mailand, Nachfolger Schweinsteiger mit dem Heilungsprozess. Philipp Lahm spielt brav hinten links und fällt nicht weiter auf als Kapitän. Schade eigentlich. Van Buyten meint: „Wir sind viel zu brav.”
Arjen Robben: Klar könnte der den Unterschied ausmachen, hat aber schon wieder „muskuläre Probleme” und kam nicht mal bei diesem Rückstand ins Spiel. Keine guten Aussichten.