Breitner wird 70: So laufen Gespräche mit Klartext-Paul

WM-Held, Bayern-Ikone, Exzentriker, Rebell und Revoluzzer: Am Sonntag feiert Paul Breitner seinen 70. Geburtstag. AZ-Reporter Patrick Strasser gratuliert dem Jubilar hier ganz persönlich.
von  Patrick Strasser
Soziale Ader: Paul Breitner und seine Frau Hilde, mit der er seit 50 Jahren verheiratet ist, unterstützen seit Jahren die Münchner Tafel.
Soziale Ader: Paul Breitner und seine Frau Hilde, mit der er seit 50 Jahren verheiratet ist, unterstützen seit Jahren die Münchner Tafel. © picture alliance / Ursula Düren/dpa

München - Anruf auf dem Handy von Paul Breitner oder im Hause der Breitners, die seit 1973 in Brunnthal leben: Es klingelt und am anderen Ende der Leitung ertönt ein kraftvolles "Ja!", das je nach Stimmung und Situation ein oder mehrere "a" haben kann.

Obwohl ich weiß, was kommt, sitze ich jedes Mal etwas senkrechter am Schreibtisch. Anrufe bei Breitner fördern aufrechtes Sitzen.

Bei Paul Breitner gibt es kein "Wischiwaschi"

Und machen Freude, weil so schnell Klarheit herrscht. Kurzes Abtasten ("Wie geht's? Alle gesund?" - "Ja, danke. Selber auch?" - "Jawohl." - "Na, dann passt's ja.") und ran ans Thema. Schnell die Fragestellung umrissen, kommt Breitner sofort zur Weggabelung ohne Hinhaltetechniken. Entweder erfolgt eine freundliche Zusage nach kurzer Überlegung bzw. Rücksprache mit seiner allerbesten Hälfte Hilde, mit der er im Juni 50. Hochzeitstag feierte, oder ein klares Nein, unwiderruflich und nicht verhandelbar.

Gute Freunde kann niemand trennen? Diese schon - die Bayern-Ikonen Uli Hoeneß (l.) und Paul Breitner reden kein Wort mehr miteinander.
Gute Freunde kann niemand trennen? Diese schon - die Bayern-Ikonen Uli Hoeneß (l.) und Paul Breitner reden kein Wort mehr miteinander. © picture alliance/dpa

Kein - um eines seiner Lieblingsworte zu verwenden - Wischiwaschi. Alles andere wäre: ein Schmarrn, noch so ein Lieblingsbegriff. Bei Breitner, der stets polarisierte, gerne aneckte und die Beinamen Exzentriker, Rebell und Revoluzzer wie zweite Vornamen mit sich herumtrug, weiß man, woran man ist - kurz: bei Anruf Paul.

Freunde: Breitner (r.) mit Gerd Müller, den er bis kurz vor dessen Tod im August 2021 oft im Pflegeheim besucht hat.
Freunde: Breitner (r.) mit Gerd Müller, den er bis kurz vor dessen Tod im August 2021 oft im Pflegeheim besucht hat. © picture alliance / dpa

Wer Breitner daher für einen grantigen Menschen hält: Blödsinn . Er ist kein einfacher Gesprächspartner - die beste Grundlage für ein gutes Interview. Vor seinem 70. Geburtstag diesen Sonntag haben wir kürzlich knapp eineinhalb Stunden gesprochen .

Könnte sein, dass Sie darin eine Anekdote vermissen: Die zu seinem größten Tag als Fußballer, zu seinem wertvollsten Schuss, dem Elfer im WM-Finale 1974 von München, als er - obwohl nicht vorgesehen - sich als Jüngling von 22 Jahren den Ball schnappte und wie in Trance zum 1:1 gegen die Niederlande verwandelte. Gerd Müller machte das 2:1. Weltmeister, der größte Erfolg des langjährigen Bayern-Kapitäns.

Schuss des Lebens: Breitner verwandelt im WM-Finale 1974 den Elfer gegen die Niederlande zum 1:1, Deutschland siegt 2:1.
Schuss des Lebens: Breitner verwandelt im WM-Finale 1974 den Elfer gegen die Niederlande zum 1:1, Deutschland siegt 2:1. © imago/Pressefoto Baumann

Alles Gute zum Geburtstag, Paul

"Das gehört zu meinem Leben", sagt Breitner und ruft in einem Lachanfall lauthals ins Telefon: "Wenn ich auf dem Sterbebett meinen letzten Schnauferer mache, kommt sicher einer zur Tür rein und meint: ,Paul, bevor du abkratzt, erzähl bitte nochmal die Geschichte vom Elfmeter!'" An einem hoffentlich noch sehr fernen Tag. Alles Gute, Paul!

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