Breitner wird 70: So laufen Gespräche mit Klartext-Paul
München - Anruf auf dem Handy von Paul Breitner oder im Hause der Breitners, die seit 1973 in Brunnthal leben: Es klingelt und am anderen Ende der Leitung ertönt ein kraftvolles "Ja!", das je nach Stimmung und Situation ein oder mehrere "a" haben kann.
Obwohl ich weiß, was kommt, sitze ich jedes Mal etwas senkrechter am Schreibtisch. Anrufe bei Breitner fördern aufrechtes Sitzen.
Bei Paul Breitner gibt es kein "Wischiwaschi"
Und machen Freude, weil so schnell Klarheit herrscht. Kurzes Abtasten ("Wie geht's? Alle gesund?" - "Ja, danke. Selber auch?" - "Jawohl." - "Na, dann passt's ja.") und ran ans Thema. Schnell die Fragestellung umrissen, kommt Breitner sofort zur Weggabelung ohne Hinhaltetechniken. Entweder erfolgt eine freundliche Zusage nach kurzer Überlegung bzw. Rücksprache mit seiner allerbesten Hälfte Hilde, mit der er im Juni 50. Hochzeitstag feierte, oder ein klares Nein, unwiderruflich und nicht verhandelbar.

Kein - um eines seiner Lieblingsworte zu verwenden - Wischiwaschi. Alles andere wäre: ein Schmarrn, noch so ein Lieblingsbegriff. Bei Breitner, der stets polarisierte, gerne aneckte und die Beinamen Exzentriker, Rebell und Revoluzzer wie zweite Vornamen mit sich herumtrug, weiß man, woran man ist - kurz: bei Anruf Paul.

Wer Breitner daher für einen grantigen Menschen hält: Blödsinn . Er ist kein einfacher Gesprächspartner - die beste Grundlage für ein gutes Interview. Vor seinem 70. Geburtstag diesen Sonntag haben wir kürzlich knapp eineinhalb Stunden gesprochen .
Könnte sein, dass Sie darin eine Anekdote vermissen: Die zu seinem größten Tag als Fußballer, zu seinem wertvollsten Schuss, dem Elfer im WM-Finale 1974 von München, als er - obwohl nicht vorgesehen - sich als Jüngling von 22 Jahren den Ball schnappte und wie in Trance zum 1:1 gegen die Niederlande verwandelte. Gerd Müller machte das 2:1. Weltmeister, der größte Erfolg des langjährigen Bayern-Kapitäns.

Alles Gute zum Geburtstag, Paul
"Das gehört zu meinem Leben", sagt Breitner und ruft in einem Lachanfall lauthals ins Telefon: "Wenn ich auf dem Sterbebett meinen letzten Schnauferer mache, kommt sicher einer zur Tür rein und meint: ,Paul, bevor du abkratzt, erzähl bitte nochmal die Geschichte vom Elfmeter!'" An einem hoffentlich noch sehr fernen Tag. Alles Gute, Paul!
- Themen:
- Paul Breitner