Breitner: „Goldene Zukunft für den FC Bayern“
München - Der ehemalige Bayern-Profi Paul Breitner (61) wurde Welt- und Europameister. Er arbeitet als Markenbotschafter für den FC Bayern München. Lesen Sie hier das große AZ-Interview mit Breitner.
AZ: Herr Breitner, Kompliment – muss man auch mal loswerden.
PAUL BREITNER: Wieso? Um was geht’s denn, bitt’schön?
Sie haben die Bayern-Saison beinahe perfekt vorausgesagt. Der AZ sagten Sie am 17. August 2012: „Ich bin überzeugt, dass wir möglichst alle drei Pokale gewinnen.“
Ich hab’s gespürt, ich war zu 100 Prozent davon überzeugt.
Im selben Interview sagten Sie: „Ich kann völlig falsch liegen, aber ich glaube: Der BVB ist der einzige Konkurrent.“ Sie meinten zwar die Liga, nun sah man sich sogar im Champions-League-Finale.
Auch nicht schlecht, oder? Ich wusste, dass wir das korrigieren werden, was uns an Negativem am Ende der Saison 2011/12 passiert ist.
Überhaupt nicht überrascht über diese Dominanz?
Doch! Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat mich umgehauen. Wir haben unser Tiki-Taka-Spiel perfektioniert, uns noch mehr Torchancen erarbeitet. Wenn du dann einen Killer vorne drin im Strafraum hast wie wir früher Gerd Müller, dann geht alles auf.
Mandzukic, Gomez oder Pizarro – es hat funktioniert.
Unsere Stärke war das Kollektiv. Ich sage Ihnen mal etwas: Ich habe nie, wirklich nie in meinem Leben bessere 45 Minuten erlebt und gesehen als unsere zweite Hälfte im Halbfinal-Hinspiel gegen Barcelona. Wow! Das war das Beste, was es gibt. Daher dachte ich mir auch vor dem Finale gegen den BVB: was soll passieren?
Dass die Mannschaft den enormen Druck, die Gefahr, den Loser-Stempel zu bekommen, beim dritten Finale in vier Jahren nicht bewältigt.
Die ersten 20 Minuten waren etwas kritisch, aber unsere Mannschaft ist so gefestigt, danach kamen wir zurück und ich habe gespürt: Das sind wir! Sie haben dem BVB gezeigt: Herrschaften, so nicht! Mit uns nicht! Ich hatte keine Zweifel. Kein Kribbeln, kein Bauchweh! Auch wenn sie in den ersten 20 Minuten ein Tor bekommen hätten, es wäre nicht schief gegangen.
Der Triumph 2013 ist das Ende einer Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist. Wann hat diese angefangen?
Mit Trainer Louis van Gaal. Egal, wie schwierig, stur und kompliziert dieser Mensch bei uns war, das ist sein Verdienst. Van Gaal war derjenige, der das Spiel des FC Bayern von heute ins Leben gerufen hat. Er wollte jedoch die Ansätze seines Ballbesitz-Fußballs nicht weiterentwickeln, die Spieler nicht aus ihren starren Positionen herauslösen.
Dann kam 2011 Heynckes.
Es war Jupp, der eine Symbiose geschaffen hat zwischen dem Tiki-Taka des FC Barcelona und dem, was er bei Bayern vorfand. Er hat unser Spiel verdeutscht. Kraft, Höchstgeschwindigkeit, 90 Minuten Tempo, Variationen im System. Am Ende dieser Entwicklung steht der Pott.
Ein vorläufiges Ende? Andere Teams haben sich nach solchen Triumphen schwer getan.
Wir haben alle Möglichkeiten, diese Dominanz weiter zu bestätigen, unser Spiel zu variieren. Vom Altersdurchschnitt ist der Kader perfekt zusammengestellt, die Basis für die nächsten fünf Jahre ist da. Dazu stimmen die Finanzen, die fachlichen Qualitäten in der Führungsspitze. Ich sehe eine goldene Zukunft.
Mit einem neuen Trainer: Pep Guardiola.
Ich habe mit Spaniern gesprochen, die ihn gut kennen. Er soll ein hochintelligenter Mensch sein. Also wird er nicht kaputt machen, was erfolgreich gewesen ist. Daher glaube ich nicht, dass er den Barça-Stil bei uns reinbringen möchte, er wird nur ein wenig an den Schrauben drehen.
Guardiola bleibt nach den Erfolgen von Heynckes nur, diese zu bestätigen.
Ja, wenn das nichts ist! In der Liga werden wir weiter dominieren. Ich sehe die Aufgabe von Guardiola so: Das was wir haben, nämlich den besten Kader der Welt, mit seinem Wissen zu ergänzen und zu inspirieren.