Breitner: "Erst durchschnaufen, dann durchstarten – ins Finale!"

Der Madrid-Experte ist sich sicher, dass die Bayern gegen Real weiterkommen. Hier erklärt er, wie das gelingen wird – und warum die Kritik an Guardiola nicht gerechtfertigt ist.
Patrick Strasser |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Paul Breitner nahm im März den Laureus-Award für den FC Bayern entgegen.
GES/AK Paul Breitner nahm im März den Laureus-Award für den FC Bayern entgegen.

Madrid-Experte Paul Breitner ist sich sicher, dass der FC Bayern München im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid weiterkommt. Hier erklärt er, wie das gelingen wird – und warum die Kritik an Pep Guardiola nicht gerechtfertigt ist.

AZ: Herr Breitner, war das 2:0 der Bayern in Braunschweig mehr als reine Pflichterfüllung vor dem ersten Halbfinal-Duell mit Real Madrid am Mittwoch in der Champions League?
PAUL BREITNER: In dieser Situation kommt es doch hauptsächlich darauf an, ein Erfolgserlebnis zu haben. Mehr nicht. Es war schwierig. Braunschweig kämpft gegen den Abstieg, wir haben dagegengehalten, am Ende die Tore gemacht. Fertig. Abhaken. Basta.

Doch wirklich souverän war der Auftritt nicht, das 1:0 durch Pizarro fiel erst nach 75 Minuten.
Wer bei dieser Partie spielerische Brillanz erwartet, hat keine Ahnung vom Fußball, keine Ahnung, wie solche 90 Minuten laufen. Wichtig ist doch nur, dass durch den Sieg von außen kein Theater reinkommt, dass wir unsere Ruhe haben. Es ging darum, keine schlechte Laune, kein Negativerlebnis, eben keinen Grant mit nach Madrid zu nehmen. Bei mir war es immer so: Unter der Dusche hab ich alles weggewaschen und nur noch an das nächste Spiel gedacht.

Nicht schon vorher?
Du kannst dich als Spieler von so einem Spiel wie dem gegen Real nicht frei machen. Mit den Gedanken bist du immer wieder in Madrid, im Bernabéu, weit weg von Braunschweig. Du fieberst auf dieses Spiel hin, das ist doch klar.

Verständlich. Aber die Bundesliga läuft ja seit dem Gewinn des Meistertitels nur nebenher.
Moment einmal! Mir ist insgesamt zu wenig über die unglaublichen letzten sieben, acht Monate gesprochen worden. Viele Leute haben doch nur darauf gewartet, dass wir eine Schwäche zeigen – was ich unfair fand und teils deprimierend. Die Wahrheit ist doch die: Bis Augsburg haben wir eine fantastische Saison gespielt.

Trainer Pep Guardiola hatte nach dem Titelgewinn in Berlin gesagt: „Es tut mir leid. Die Meisterschaft ist vorbei.“
Für mich verständlich. Du kannst doch als Trainer nicht jedes Spiel zum wichtigsten Spiel der Saison erklären! Noch dazu bei Bayern. Wir werden doch in jedem Spiel gejagt. Kein Mensch kann in seinem Job ein Jahr lang auf höchstem Niveau arbeiten. Du musst auch mal zwei, drei Wochen etwas durchschnaufen und dann wieder durchstarten. Sonst gehst du kaputt!

War es richtig, dass Guardiola die Bundesliga für beendet erklärt hat?
Absolut! Pep ist ehrlich, er sagt seine Meinung, das finde ich großartig. Er ist kein Luscher, macht kein Blabla. Nur kommt das in der Öffentlichkeit nicht immer gut an. Denn der Deutsche mag keine Ehrlichkeit, er mag Blabla und Wischiwaschi – wie von den Politikern. Ob Pep einen Fehler gemacht hat, wird sich am Ende zeigen. Ich glaube nicht.

Warum?

Weil wir beim FC Bayern wissen, wie wir eine gesamte Saison handeln und aufbauen müssen. Es war ein bewusstes Durchschnaufen und Loslasssen. Wir haben uns für kurze Zeit 70 Prozent erlaubt, jetzt aber kommt die optimale Leistungsbereitschaft zurück.

Rechtzeitig vor Real. So einfach: zack?
Den Hebel umlegen – wir können das, haben die Erfahrung. Real kann das auch. So wie Real im Viertelfinale in Dortmund gespielt hat, war es auch ein Durchschnaufen, die haben geglaubt, da passiert nichts mehr nach dem 0:3 im Hinspiel. Normalerweise müssen sie 0:4, 0:5, 0:6 gegen den BVB verlieren, da haben sie Dusel gehabt. Gegen uns schaut das wieder anders aus.

Und wer kommt durch ins Finale von Lissabon?
Wir kommen ins Endspiel! Gegen Real stehen die Chancen 60:40 für uns. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Endspiel erreichen.

Warum sind Sie da so sicher?
Ganz einfach: Weil wir erstens eine gigantische Saison spielen. Und zweitens weil wir den besten Kader der Welt haben. Und wer den besten Kader der Welt hat, kann auch die beste Mannschaft der Welt auf den Platz schicken. Es kommt auf die besten 14, 15, 16 Spieler an in so einem Halbfinale. Und wir werden elf Nationalspieler in der Startelf haben.

Also reist Bayern ohne Ehrfurcht ins legendäre Bernabéu von Madrid?
Vor wem sollen wir uns bitte verstecken? Wir sind der Titelverteidiger! Unser Spiel lebt vom Hochgeschwindigkeitsfußball, den Pep kreiert hat. Wir wollen den Gegner nicht kommen lassen, sondern ausspielen. Wenn wir wie beim Hinspiel gegen Arsenal unsere Normalform bringen, kommen wir gegen Real weiter.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.