Breitner: Bayern reif fürs Finale!

Paul Breitner, euphorisiert von Bayerns Triumph in Turin, hofft auf Chelsea im Achtelfinale. „Lieber jetzt als im Endspiel!“ Richtig gelesen: Er redet vom Endspiel. „Warum auch nicht?“
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Die Jubel-Bayern von Turin. Vorstandsberater Paul Breitner, der ehemalige Kapitän, traut ihnen nun sogar das Finale der Champions League zu.
firo/Augenklick Die Jubel-Bayern von Turin. Vorstandsberater Paul Breitner, der ehemalige Kapitän, traut ihnen nun sogar das Finale der Champions League zu.

Paul Breitner, euphorisiert von Bayerns Triumph in Turin, hofft auf Chelsea im Achtelfinale. „Lieber jetzt als im Endspiel!“ Richtig gelesen: Er redet vom Endspiel. „Warum auch nicht?“

AZ: Herr Breitner, wie erging es Ihnen während der Bayern-Demonstration, diesem sensationellen 4:1 bei Juventus Turin?

PAUL BREITNER: Es ist ja immer so, dass man - vor allem als ehemaliger Profi - nach fünf bis zehn Minuten eines Spiels erkennen kann, wo die Reise hingeht, wie sich die Partie entwickeln wird. Und schon in den ersten Minuten war für mich zu erkennen, mit welchem Willen, aber auch - und das war die Überraschung - mit welcher Selbstsicherheit die Bayern in Turin aufgetreten sind.

Wann hat es klick gemacht?

So nach rund 20, 25 Minuten ist mir was eingefallen.

Wie bitte? Da stand es noch 1:0 für Juventus.

Trotzdem. Da ist mir plötzlich ein Spiel in den Sinn gekommen bei dem ich damals selbst dabei war. Das war in der Saison 1978/79, da hatte uns Präsident Neudecker ein Ultimatum gestellt, war daraufhin zurückgetreten und wir hatten so einen Grant, dass wir ihm zeigen wollten, wie es auch ohne ihn funktioniert. Wir waren heiß wie selten zuvor und gewannen im März 1979 mit 7:1 bei Borussia Mönchengladbach.

Wem wollten es denn die Bayern von heute in Turin beweisen?

Sich selbst! Damals wie heute hat eine Bayern-Mannschaft aufgespielt, die überragend war, die dominiert hat. Ich fand es großartig, wie die Spieler die 1:0-Führung von Juventus einfach ignoriert haben.

Was ist denn im Vorfeld passiert, dass es zu solch einer ungeahnten Leistungsexplosion kommen konnte?

Da gibt es mehrere Faktoren. Der Zittersieg gegen Haifa und zugleich das absolut sportlich faire Auftreten von Bordeaux, die sich gegen Juventus, obwohl selbst schon qualifiziert, noch einmal so richtig ins Zeug gelegt haben. Der wichtigste Impuls aber war: die Jahreshauptversammlung! Es waren zwar nur van Bommel, Lahm und Schweinsteiger vor Ort, aber sie haben von der Stimmung berichtet. Die Mannschaft hat gespürt, dass die Mitglieder, die Fans ihnen Vertrauen schenken, dass sie auf die Spieler zugehen - also mussten sie selbst auch einen Schritt machen.

Gegen wen soll's denn nun am liebsten gehen im Achtelfinale? Die Auswahl ist ja recht spektakulär.

Gegen den FC Chelsea!

Wie bitte? Darf's vielleicht ein bisserl einfacher sein - also Florenz, Sevilla?

Nein. Die haben auch Klasse. Aber gegen Chelsea sind wir im April 2005 unglücklich ausgeschieden, da haben wir noch etwas gutzumachen. Das wird an der Zeit, dass wir das korrigieren!

Aber die Truppe von Carlo Ancelotti mit Drogba, Essien, Ballack & Co. gehört zu den Favoriten dieser Saison.

Ich weiß. Aber wir sollten sie lieber jetzt bekommen als im Endspiel. In zwei Partien sind sie leichter zu besiegen als in einer.

Sie reden schon vom Finale in Madrid?

Warum auch nicht? Diese Mannschaft ist - wenn sie so spielt wie in Turin - fähig, das Endspiel zu erreichen. Der Kader ist fantastisch besetzt, international hochwertig, vom Feinsten. Der zählt zu den besten Kadern, die es in Europa gibt. Man muss nur mal daran denken: Wir haben gegen Juve ohne Ribéry und mit einem Robben gewonnen, der nur 25 Minuten gespielt hat. Um diese beiden beneiden uns viele Klubs.

Bastian Schweinsteiger hat dafür aufgetrumpft.

Es war das beste Spiel seiner Karriere. Er war eine Macht im Mittelfeld. Diese Präsenz, diese Dominanz, diese Tempowechsel - einfach perfekt. Das war ein Meilenstein für ihn. Nun muss er dieses Niveau künftig öfter aufs Parkett bringen.

Wie die Mannschaft auch. Am Samstag wartet der VfL Bochum. Undankbar nach einem 4:1-Triumph bei Juventus Turin.

Klar, aber der Erfolg von Turin ist bei allem oben drin im Hirnkastl abgespeichert. Natürlich kannst du diese Leistung nicht immer wieder bringen – das war ja leistungsmäßig schon fast an der Decke. Du kannst kaum besser spielen. Und was Bochum betrifft: Wir werden zwar wohl nicht schon in einer Woche – wie von Uli Hoeneß gehofft – Herbstmeister sein. Weil Leverkusen nicht mehr patzt, wie ich glaube. Aber wir werden eine wunderbare Ausgangsposition für die Rückrunde haben mit einem geringen Abstand. Und dann angreifen.

Interview: Patrick Strasser

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