Brandheißer Kaltstarter: Warum Sadio Mané beim FC Bayern keinerlei Eingewöhnungszeit braucht

München - Was Sadio Mané wohl durch den Kopf geht, wenn er seinen ehemaligen Teamkollegen derzeit beim Kicken zusieht? Der FC Liverpool, in der vergangenen Saison immerhin Champions-League-Finalist und Vize-Meister, hat mit zwei Punkten aus den ersten drei Ligaspielen einen Fehlstart vom Feinsten hingelegt.
Erst am Montagabend unterlag das Team von Trainer Jürgen Klopp beim selbst schwer kriselnden Erzrivalen Manchester United verdient mit 1:2 und findet sich derzeit auf Tabellenplatz 16 wieder. Die Meisterschaft ist schon jetzt in weite Ferne gerückt – und das nach dem dritten Spieltag.
Ex-Klub Liverpool strauchelt – Mané startet durch
Ob Mané die Partie gesehen hat, ist nicht überliefert. Klar ist: Unterschiedlicher hätten die ersten Wochen dieser noch jungen Saison für den senegalesischen Weltstar und seinen Ex-Klub kaum laufen können. Denn während die "Reds" gehörig straucheln, hat Mané bei den Bayern einen astreinen Traumstart hingelegt!
Der 30-Jährige stand bislang immer in der Startelf und begeistert die Fans mit jeder Menge Spielwitz und spektakulären Dribblings, in seinen ersten vier Spielen erzielte er zudem bereits vier Treffer. Nach seinem Pflichtspiel-Debüt bei RB Leipzig im Supercup beorderten die mitgereisten Anhänger den neuen Publikumsliebling gleich auf den Zaun und drückten ihm ein Megafon in die Hand. Der Königstransfer des Sommers hat die Erwartungen schon jetzt voll erfüllt und Robert Lewandowski längst vergessen gemacht.
FC Bayern: Mané gilt als bodenständiger Musterprofi
"Es ist keine wirkliche Überraschung für mich", sagte der Angreifer nach der jüngsten Gala beim VfL Bochum am vergangenen Wochenende, als er auf den brandheißen Kaltstart im neuen Trikot angesprochen wurde: "Die Art und Weise wie wir trainieren, ist auf einem sehr, sehr hohen Level und das zahlt sich nun aus."
Mané gilt als extrem bescheidener und bodenständiger Charakter, Typ "Musterprofi". Aktuell wohnt er noch mit seinem besten Kumpel Segbe Azankpo, der zuletzt ebenfalls einen Vertrag bei den Bayern unterschrieben hat, in einer WG. Sobald er ein geeignetes Haus gefunden hat, will er sich dort ein Eisbad einbauen lassen. Zur bestmöglichen Regeneration, versteht sich.
"Er ist ein absoluter Vollprofi, das hat mir von Anfang an gefallen. Er will Titel gewinnen, er ist beim richtigen Verein gelandet", sagte Vorstandsboss Oliver Kahn bereits bei der Vorstellung des neuen Offensivstars im Juli.
Manés größte Stärke wird zu Bayerns größter Stärke
Auch Trainer Julian Nagelsmann schwärmt vom Charakter des Angreifers: "Er hat gleich im ersten Gespräch einen sehr, sehr selbstlosen Eindruck gemacht. Das ist außergewöhnlich bei einem Spieler mit einem so großen Namen. Er hat ganz zurückhaltend gesagt: Er kann sich jede Position vorstellen. Das erlebt man selten in einem ersten Gespräch, dass sich ein Spieler total in den Dienst des Vereins und dem Trainer zur Verfügung stellt."
Schon früh in dieser Saison lässt sich erkennen: Die enorme Flexibilität, eine der großen Stärken von Mané, sie entwickelt sich auch zu einer der großen Stärken der ganzen Mannschaft. Nach dem Lewandowski-Abgang setzen die Münchner auf ein System ohne klassischen Neuner als Zielspieler. Stattdessen wirbeln vorne mit Mané ausschließlich flinke und spielstarke Kreativspieler. Serge Gnabry, Kingsley Coman, Leroy Sané, Jamal Musiala, Thomas Müller – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Bislang haben die gegnerischen Abwehrreihen noch kein auch nur ansatzweise effektives Gegenmittel gegen die neu formierte Offensive gefunden. Immer wieder tauschen die Angreifer ihre Positionen, lassen sich auf die Flügel oder ins Mittelfeld fallen und reißen so Lücken in der Defensive, die wiederum ein anderer Teamkollege für tiefe Laufwege hinter die Abwehrkette nutzen kann. Über 90 Minuten ist die Taktik fast unmöglich zu verteidigen.
Julian Nagelsmann sieht noch immer Verbesserungspotenzial
Trotz des besten Saisonstarts der Vereinsgeschichte sieht Trainer Nagelsmann noch immer Potenzial nach oben. "Es gibt immer Raum zur Verbesserung, wir sind recht früh in der Saison", sagte der 35-Jährige am Wochenende: "Wenn wir das Gefühl haben, dass es keinen Bereich gibt, in dem wir richtig schlecht sind, sondern nur Nuancen verbessern können, versuchen wir, die Abläufe zu verfestigen."
Eine Ansage wie eine Drohung. Schon jetzt sind die Bayern voll im Flow und kaum zu verteidigen, 15 Tore in drei Ligaspielen sprechen schließlich eine deutliche Sprache. Der FC Liverpool kommt in genauso vielen Spielen übrigens auf vier Treffer.