Botschaft verstanden, Platz 3 erobert
München - Karl-Heinz Rummenigge kam milde daher. „Ein wunderschöner Sonntagnachmittag”, sprach er sanftmütig, „das Wetter, die Stimmung und die Mannschaft, die fantastisch gespielt hat, von der ersten Sekunde zeigte, dass sie gewinnen will. Bayern hat gespielt, wie Bayern spielen kann.” Und Bayern kann – 5:1 gegen Leverkusen.
Kaum war Rummenigge auf seiner Gute-Laune-Wolke entschwunden, stand der nächste Jubel-Boss da: „Wir haben ein großes Ausrufezeichen gesetzt”, meinte Sportdirektor Christian Nerlinger.
Im Spiel eins nach Louis van Gaal wirkte der FC Bayern wie befreit. Sehr konkret wurde Nerlinger, als er Interimscoach Andries Jonker lobte: „Jonker hat die richtige Ansprache gefunden. Er hat einige Dinge verändert, mehr Aggressivität und schnelleres Umschalten gefordert – das hat man heute gesehen.” Eine schöne Watschn für Ex-Coach van Gaal. Als hätte dessen Nachfolger die Worte des Sportdirektors gehört, sagte er: „Die Jungs haben die Botschaft verstanden und gemacht, was sie machen müssen.”
Jonker, der eine bewegte Woche hinter sich hat, bescheinigte seinem Team „ein großes Herz und unglaublichen Einsatzwillen”. Angesprochen auf nur 41 Prozent Ballbesitz sagte er: „Unsere Aufgabe ist es, den dritten Platz zu erreichen. Ich brauche keine Philosophie. Das ,Wie’ ist egal. Wir müssen nur die Punkte holen. Jetzt liegt der Druck auf Hannover.” Die 96er hat der FC Bayern auf Rang vier verwiesen. Auf den sechs Punkte entfernten Rang zwei, gehalten von Leverkusen, wollte niemand angesprochen werden. „Wir schielen nicht auf Platz zwei”, sagte Rummenigge, „wir wollen Dritter werden.” Sollte sich Bayer in den nächsten Partien aber ähnlich dumm anstellen, dürfte das Schielen bald beginnen. „In der ersten Hälfte haben wir alles falsch gemacht, was man falsch machen kann”, meinte der Noch-Leverkusener und Baldwieder-Münchner Jupp Heynckes, „wir haben Bayern tatkräftig unterstützt.” Ex-Bayerncoach Ottmar Hitzfeld formulierte es so: „Jupp Heynckes muss heute wahnsinnig werden. Die Leverkusener Spieler haben ihn im Stich gelassen.”
Die Gäste wurden aber auch ständig zu Fehlern gezwungen – von aggressiven Bayern. Allen voran der von Jonker als Sechser reaktivierte Anatoly Tymoshchuk, der mit herzhaften Grätschen bewies, wie wertvoll er auf dieser Position sein kann. Auch Miroslav Klose rackerte bei seiner ersten Startelf-Partie seit langer Zeit wie ein Berserker und trug mit dazu bei, dass „wir extrem viele defensive Zweikämpfe gewannen”, wie Thomas Müller fand.
Zur Arbeit Jonkers sagte er lapidar: „Falsch gemacht hat er jedenfalls nix, ein bissl umgestellt halt. Scheinbar hat’s geholfen.” Kapitän Philipp Lahm meinte: „Wir haben einiges geändert und beibehalten, was gut war. Aber er braucht nicht alles zu ändern. Es war nicht alles schlecht, was wir in den letzten Monaten gemacht haben.”