Böse statt artig

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge findet seine Spieler auf dem Feld zu brav. Was ist dran? Der AZ-Check
MÜNCHEN Noch deutlicher konnte Karl-Heinz Rummenigge wirklich nicht mehr werden. Beim Bankett nach dem 0:1 beim FC Basel formulierte der Vorstands-Chef die Vorgaben für die nächsten Partien unmissverständlich: „Ich möchte an die Mannschaft appellieren: Ihr müsst wach werden! Ihr müsst bös’ werden.” Sind die Bayern-Kicker einfach zu brav? Der AZ-Check:
Manuel Neuer:Nicht dass man die Ausraster eines Oliver Kahn unbedingt nochmal erleben wollte, aber: Angesichts der zum Teil eklatanten Fehler seiner Vorderleute könnte der Nationalkeeper schon mal den ein oder anderen herzhaft zusammenfalten – zumindest verbal.
Philipp Lahm: Dass der Kapitän nicht zu den Lautsprechern der Liga gehört, ist bekannt. Nur: Als Mannschaftskapitän muss er auch mal auf dem Platz unangenehm und laut werden. Da hilf es wenig, wenn Trainer Heynckes sagt: „Philipp geht immer vorne weg, auch in der Kabine.”
Rafinha: Als giftiger Außenbahn-Terrier eingekauft, entwickelte der Ex-Schalker sein nachgewiesenes Temperament (46 gelbe Karten in 170 Bundesligaspielen) meist nur bei Spielunterbrechungen: im Streitgespräch mit Schiedsrichtern oder Gegenspielern.
Holger Badstuber: Er wurde zuletzt so richtig laut – allerdings erst nach der Basel-Pleite, als er und Kollege Müller sich in der Kabine anbrüllten. „Eine gesunde Streitkultur ist wichtig für eine Mannschaft”, sagt dazu Heynckes. „Wenn Spieler verärgert sind, lebt das Team.” Schön wäre, wenn der Allgäuer rechtzeitig brüllen würde – auf dem Platz. Damit die Viererkette mal wieder dicht hält.
Jerome Boateng: Das Temperament ist zumindest auf dem Feld da, mit Badstuber könnte er aber durchaus ein paar Worte mehr wechseln.
David Alaba: Hat als Benjamin der Truppe mit seinen 19 Jahren natürlich noch nicht so ein Standing wie die arrivierten Spieler neben ihm. Schlägt sich dafür ordentlich.
Luiz Gustavo: Noch so ein Stiller. Dürfte ruhig auch mehr von seinem ja vorhandenen brasilianischen Temperament versprühen. Nicht so präsent wie noch in Hoffenheim.
Anatoliy Tymoshchuk: Der nächste Schweiger. Nahm beim FC Bayern noch nie auch nur annähernd eine so dominante Rolle wie in der ukrainischen Nationalelf ein.
Toni Kroos: Komplettiert die Riege der verhinderten Temperamentsbolzen. Immerhin überraschte der Edelfuß seinen Trainer mit einem deutlich verbesserten Zweikampfverhalten. Mit einem Messer zwischen den Zähnen wird man den jungen Mann auf dem Feld wohl nie erleben.
Franck Ribéry: Fehlendes Temperament kann ihm wahrlich nicht vorwerfen. Frag nach bei Heynckes! ihm hatte er zuletzt den Handschalg verweigert. Er ist definitiv böse genug. Ihn wird Rummenigge am wenigsten angesprochen haben.
Thomas Müller: Auch Wusel-Müller ist kein Kind von Traurigkeit, neigt vielmehr auch mal zu übertriebenem Einsteigen wie zuletzt gegen Basels Keeper Yann Sommer.
Arjen Robben: Motiviert ist der Holländer bis unter die kaum vorhandenen Haarspitzen, keine Frage. Der denkbar vorbildlichste Teamplayer ist er allerdings auch nicht gerade.
Mario Gomez Zählt auch eher zu den Ruhigeren im Team. Dürfte sich schon mal beschweren, dass so wenig Bälle bei ihm ankommen. tbc