Bochums Pantovic im AZ-Interview: "Gerland ist immer hart und immer ehrlich"

AZ: Herr Pantovic, gleich zwei spektakuläre Tore von der Mittellinie sind Ihnen in dieser Saison bereits gelungen. Haben Sie ein spezielles Erfolgsgeheimnis?
MILOS PANTOVIC: Da geht es vor allem um Instinkt und dazu gehört ein gewisses Selbstvertrauen. Es gab auch Phasen, in denen ich den Ball übers Stadiondach geschossen hätte. Man sollte in so Momenten so wenig wie möglich überlegen.
Haben Sie sich Ihren nächsten spektakulären Treffer für Samstag (15.30 Uhr) vorgenommen, wenn Sie mit dem VfL Bochum den FC Bayern empfangen werden?
Es ist immer schön, gegen den Ex-Verein zu treffen. Ob von der Mittellinie aus oder mit der Kniescheibe aus drei Metern, ist mir total egal. Am Ende ist es wichtig, dass wir punkten.
Pantovic: "In München hatte ich meine ersten Profiminuten"
Im Hinspiel ging der VfL mit 0:7 unter. . .
Da haben wir maximal auf den Deckel bekommen, was in München passieren kann. Es war ein einschneidender Moment. Wir sind jetzt nicht mehr die Mannschaft, die wir zu Beginn der Saison waren und haben uns in der Liga bewiesen. Dieses Mal wird es besser laufen.
Wie haben Sie Ihre Zeit beim FC Bayern in Erinnerung?
Fast alles, was ich über Fußball gelernt habe, habe ich dort gelernt. Ich durfte meine ersten Profiminuten dort sammeln, habe mit den vielleicht besten Spielern und Trainern der Welt zusammengearbeitet. Ich schaue sehr gerne auf diese elf Jahre zurück. Diese Zeit hat mich als Spieler sehr geprägt.
Viele Trainer haben ihn geprägt
Welche Trainer besonders?
Pep Guardiola, unter dem ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht habe, und Carlo Ancelotti, der mich zum Supercup mit nach Dortmund genommen hat, waren die größten Namen. Ich bin beiden sehr dankbar. Mehmet Scholl, Harald Cerny und Peter Wenninger haben mich aber noch mehr geprägt, weil ich mit ihnen jahrelang und tagtäglich zusammengearbeitet habe. Auch Heiko Vogel und Tim Walter gehören da dazu.
Hermann Gerland fehlt in dieser Reihe. . .
In der Jugend hatten wir manchmal Fördertraining mit ihm. Da habe ich auch das berühmte Hermann-Gerland-Training genossen: Kopfballpendel, Passspiel, erster Kontakt, diese Sachen. Als ich zur ersten Mannschaft dazugestoßen bin, war er Co-Trainer.
Er sagte nach ihrem Wechsel 2018 zum VfL mal über Sie: "Ich hab' schon Bessere nach Bochum geschickt."
Das ist seine Meinung und das ist völlig ok. Wir kennen ihn ja alle: Er ist immer hart und immer ehrlich.
"Der Sprung in die Profimannschaft der Bayern ist ein Brett"
Zuletzt haben einige Nachwuchsspieler ihr Profidebüt bei Bayern gefeiert, Paul Wanner mit 16 Jahren und 15 Tagen als jüngster aller Zeiten. Hätten Sie sich damals ähnliche Voraussetzungen gewünscht?
Klar. Aber der Sprung von der Jugend in die Profimannschaft ist bei Bayern schon ein Brett. Da sprechen wir über das vielleicht beste Bayern-Team, das es jemals gab. Von daher war das für uns damals schon sehr, sehr schwer. Und es ist überhaupt keine Schande, woanders den nächsten Schritt zu gehen und sich seinen eigenen Weg zu suchen. Aber mich freut es sehr, dass sich die Jungs jetzt durchsetzen und in der ersten Liga Minuten sammeln können. Ich wünsche es den Jungs und dem Verein. Die Jugend in einem Verein ist sehr wichtig.
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie 2016 in Bremen zum ersten Mal von Guardiola eingewechselt wurden?
Ich sollte mit den Profis mitfliegen und dachte, das wird ein Ausflug, mal näher bei einem Bundesliga-Spiel dabei sein. Dann ist es wirklich zum Debüt gekommen. Das war ein Moment, den ich nie vergessen werde, und der mich auch zum Meister gemacht hat, auch wenn ich nur für eine Minute auf dem Feld war (grinst).
"Jetzt bin ich endlich in der Bundesliga angekommen"
Was war Ihr speziellster Bayern-Moment?
Die Verabschiedung von Carlo Ancelotti. Kathleen Krüger (Teammanagerin; d. Red.) rief mich damals an. Ich bin sofort quer durch die Stadt gefahren, um mich bei ihm und seinem Sohn zu bedanken. Sie haben dann zu mir gesagt, dass ich mal Bundesliga-Profi werde und wir uns in ein paar Jahren sicher wieder sehen werden. Das war ein schöner Moment der Wertschätzung für mich.
Mit seiner Prognose lag Ancelotti richtig. Sie scheinen sich in der Bundesliga richtig wohl zu fühlen.
Ich habe bewiesen, dass ich einen relativ feinen Fuß habe. Meine Qualitäten kommen in der ersten Liga vielleicht noch ein bisschen besser zur Geltung, weil ich bei Bayern elf Jahre lang dafür ausgebildet wurde. Jetzt bin ich endlich angekommen.
"Damals war ich relativ schüchtern"
Stehen Sie noch in Kontakt mit Weggefährten aus München?
Ich war damals ja ein junger, relativ schüchterner und zurückhaltender Spieler und mehr mit den Jungs aus der zweiten Mannschaft unterwegs. Aber hier und da schon. Thomas (Müller; d. Red.) hat mir nach dem Pokalspiel gegen Mainz geschrieben und gratuliert. Ich habe ihm geantwortet, dass wir jetzt halt den Pokal holen müssen (lacht).
Zum Abschluss: Haben Sie insgeheim den Traum, mit Serbien Ende des Jahres zur WM zu fahren?
Irgendwo ist das schon im Hinterkopf. Jeder träumt davon, für sein Land zu spielen. Es wäre eine geile Geschichte für mich, bei der WM dabei zu sein. Damit würde ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist kein Platz für Träumereien. Mein Fokus liegt voll auf Bochum und der Mission Klassenerhalt.