Boateng fliegt vom Platz: Die drei Fragezeichen
Sinsheim - 80 Sekunden zwischen den beiden Vergehen, dem Foul und dem Handspiel, zwischen Gelb und Gelb-Rot. Auch nicht gerade langsam, wie sich Jérome Boateng am Samstag aus der Arena in Sinsheim (Bayern gewann last minute gegen Hoffenheim) verabschiedete in Minute 74. Es war der insgesamt neunte Platzverweis in der Karriere des 26-Jährigen.
Zunächst: Die Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Stieler war vollkommen in Ordnung. Boateng hatte den Ball nach dem Freistoß von Sebastian Rudy in der Mauer stehend beim Hochspringen an den Ellbogen bekommen. Auch Ellbogen ist Hand und der Ellbogen war vor dem Körper. Und im Strafraum gibt’s eben Elfmeter.
Dennoch blieben Fragezeichen. Denn drei Punkte sind bei der Regelauslegung noch entscheidend beziehungsweise zu beurteilen: War das Handspiel absichtlich oder unabsichtlich? War es eine natürliche oder unnatürliche Bewegung? Hat der Spieler dabei seine Körperfläche vergrößert oder nicht?
Die genaue Regelauslegung war den Bayern-Profis nicht klar. Vor der Saison hatte es eine Schulung gegeben, bei der Schiedsrichter den Spielern Szenen samt Erklärung per Video vorführen. „Ich habe beim Thema Handspiel ein, zwei Nachfragen gestellt, weil mir da etwas nicht klar war. Die Regel ist sehr unklar“, sagte Thomas Müller und Kapitän Philipp Lahm sagte generell: „Man guckt sich eine Szene im Fernsehen zehnmal an und streitet anschließend noch immer darüber.“
Lesen Sie hier: So schwitzte Pep beim heißen Ding von Hoffenheim
Den Elfmeter fand Lahm okay, aber ziemlich „bitter, dass Jérôme deswegen auch noch vom Platz musste, nachdem er eine Minute davor Gelb gesehen hatte“.