Boateng: „Er stößt zuerst!“
HANNOVER - Wenn Jérome Boateng spricht, muss man Sorgen haben, dass sein Puls unter einen lebensbedrohlichen Wert sinkt. Der Berliner gilt ganz und gar nicht als hitzköpfig, jähzornig oder Ähnliches. Auch seine Wortwahl ist äußerst bedacht. Doch beim 1:2 der Bayern gestern Abend in Hannover muss es irgendwie Klick gemacht haben, er vergaß sich selbst. Kurzzeitiger Kontrollverlust. Nach seinem Platzverweis für das Schubsen gegen Hannovers Christian Schulz sah er Rot. Was er aber auch hinterher nicht einsah.
„Das war auf keinen Fall eine Rote Karte. Niemals. Er stößt zuerst. Warum sollte ich ihn ohne Grund schubsen? Es war eine Reaktion auf seinen Stoß gegen mich und Toni Kroos.“ Die Verhältnismäßigkeit der Strafen durch Schiedsrichter Manuel Gräfe empörte Boateng. „Ich verstehe nicht, warum ich runter musste", sagte er zur AZ, „das ist ein Witz, dass ich Rot kriege, wenn er nur Gelb kriegt." Zeuge Schulz gab zu Protokoll: „Ich wollte Pinto schützen, der lag am Boden und wurde von den Bayern-Spielern beschimpft.“
Auch Boateng machte Pintos Einlage nach Rafinhas Foul als Ursache aus: Mit der Schauspielerei von Pinto fing das Ganze an, ein guter Fußballer hat so etwas nicht nötig.“ Und er selbst solch eine Reaktion? Boateng: „Ich weiß: Als Fußballer muss ich mich da besser im Griff haben. Alle inklusive mir hätten cooler reagieren müssen. Meine Lehre ist: Das nächste Mal bleibe ich weg und sage nicht meine Meinung. Bringt ja nichts.“
Trainer Jupp Heynckes rüffelte ihn: „Es ist besser, wenn er der Szene fern bleibt. Als Innenverteidiger hat er da nichts zu suchen." Die Mindestsperre nach Rot beträgt ein Spiel (er fehlt kommenden Samstag gegen Nürnberg); die Verhandlung beim Sportgericht wird zeigen, ob es mehr wird. Boateng zur AZ: „Das darf nicht mehr als zwei Spiele Sperre geben. Das wäre einfach nicht gerecht.“