Boateng bekommt beim FC Bayern nicht den Abschied, den er verdient

Jérôme Boateng absolviert in Paris womöglich seine letzte Champions-League-Partie für den FC Bayern. Hasan Salihamidzic informierte ihn erst kurz vor dem Hinspiel von seinem Aus bei den Münchnern.
von  Maximilian Koch
Nach zehn erfolgreichen Jahren ist im Sommer Schluss beim FC Bayern: Jérôme Boateng, der nicht gerade stilvoll verabschiedet wird.
Nach zehn erfolgreichen Jahren ist im Sommer Schluss beim FC Bayern: Jérôme Boateng, der nicht gerade stilvoll verabschiedet wird. © imago images/Christian Kolbert/kolbert-press/Pool

München - Als Jérôme Boateng (32) das erste Mal in der Champions League für den FC Bayern auflief, hieß sein Partner in der Innenverteidigung noch Holger Badstuber (32). Im August 2011 mussten die Münchner nach einer enttäuschenden Bundesliga-Saison in der Königsklassen-Quali gegen den FC Zürich antreten, zwei lockere Siege (2:0/1:0) folgten und der Durchmarsch bis ins Endspiel gegen den FC Chelsea, das dramatisch verloren ging.

Boateng holte als Bayern-Stammspieler zweimal das Triple

Boateng aber versöhnte sich noch mit der Champions League – und wie: 2013 und 2020 triumphierte er mit Bayern, holte zweimal das Triple. Als unumstrittener Stammspieler in der Abwehrmitte.

An diesem Dienstagabend in Paris könnte sich Boateng nun von der großen Europacup-Bühne verabschieden. Der 2014er-Weltmeister wird wohl gemeinsam mit David Alaba die Innenverteidigung bilden, bei einem Ausscheiden der Münchner wäre die Partie gegen Paris Saint-Germain (21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) die letzte für Boateng im Bayern-Trikot in der Königsklasse. Was für eine Reise. Und was für ein unwürdiger Abschied, falls das Team von Trainer Hansi Flick das große Comeback nicht schafft.

Boateng hat keine Zukunft beim FC Bayern

Denn wie die sportliche Führung der Münchner - mit Ausnahme von Flick - in den vergangenen Wochen und Monaten mit Boateng umgegangen ist, hat mit Respekt und Dankbarkeit nur wenig zu tun. Laut "Sport1" wurde dem Verteidiger erst am Tag des Hinspiels gegen Paris vergangenen Mittwoch beim Anschwitzen von Sportvorstand Hasan Salihamidzic offiziell mitgeteilt, dass er keine Zukunft bei Bayern mehr haben würde.

Boateng, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, wurde dann am Abend in der 42. Minute für den verletzten Niklas Süle eingewechselt, um für ein gutes Bayern-Resultat zu sorgen und Bestleistung zu bringen. Was soll das? Schlechter kann das Timing eines Sportvorstands kaum sein...

"Ich habe das Jérôme erklärt, er hat das auch verstanden, und er wird durch das große Tor gehen", sagte Salihamidzic schließlich vor dem Anpfiff des Hinspiels gegen Paris bei "Sky" – und lag damit falsch. Denn aufgrund der Vorkommnisse zuletzt wird Boateng durch ein kleines Tor gehen. Und das hat er nicht verdient. Coach Flick, der Boateng wieder zu einem internationalen Topverteidiger formte, sieht es genauso. Er lobte den Abwehrmann immer wieder – und Boateng zahlte es mit Leistung zurück.

Flick wollte gerne länger mit Boateng zusammenarbeiten

Angesprochen auf die Frage, ob die Verkündung des Boateng-Abschieds die Vorbereitung auf die Begegnung gegen Paris gestört hat, sagte Flick nach dem 2:3: "Ich beantworte diese Frage nicht." Sein Nachsatz zeigte, wie es tatsächlich in ihm aussah: "Alles muss ich nicht beantworten, weil ich es auch nicht möchte. Ich muss da ein bisschen schauspielern. Das gehört auch dazu zum Trainerjob."

Flick hätte gern noch eine weitere Saison mit Boateng zusammengearbeitet, das ist kein Geheimnis. Er kämpfte um ihn – auch öffentlich. Die Verantwortlichen um Salihamidzic, Oliver Kahn, Karl-Heinz Rummenigge und Herbert Hainer entschieden aber anders.

Und Ehrenpräsident Uli Hoeneß gab Boateng noch eine mit, als er im Rahmen seiner Expertentätigkeit bei RTL sagte, dass er den Bayern-Verteidiger nicht für die deutsche EM-Mannschaft nominieren würde. Was soll das?

Präsident Hainer erklärte in der Sendung "Sky90" übrigens, dass "alle, auch Hansi Flick" schon länger wussten, dass Großverdiener Boateng keinen neuen Vertrag bekommen würde. Eine absolut legitime Entscheidung, zweifellos. Nur hätte man diese eben stilvoller kommunizieren müssen.

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