Blockbildung auf Probe

MÜNCHEN - Vor dem Pokal-Hit beim VfB Stuttgart beschwört Bayerns Coach Louis van Gaal die neue Harmonie mit den Chefs: „Lassen uns nicht mehr auseinander spielen“.
Glücklich ist, wer die Wahl hat. Und Louis van Gaal hat sich für Holland entschieden, das Ferienhaus an der Algarve bleibt über Weihnachten leer. „Wir haben zwei Tannenbäume, einen hier in München und einen dort. Ich will mit meiner Frau Truus ein schönes Weihnachtsgefühl haben“, sagte der Bayern-Trainer am Dienstag, „das haben wir nicht in Portugal. Wir werden herrlich essen und einen guten Wein trinken."
Wie am Montag. Da saßen jedoch der Aufsichtsrat und der Vorstand des FC Bayern mit am Tisch. Ein Weihnachtsessen in kleiner Runde zwei Tage vor dem letzten Spiel 2010, dem DFB-Pokal-Achtelfinale beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr, ZDF live). Ein Treffen mit großer Einigkeit, so zumindest berichtete es der Trainer. „Es war wieder sehr schön“, erzählte van Gaal, „eine sehr gute Stimmung."
Am Tisch mit Präsident Uli Hoeneß und den Vorständen Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner sowie Sportdirektor Christian Nerlinger wurde ein Beschluss gefasst. „Unser Verhältnis ist sehr gut, wir haben sehr gute Vereinbarungen getroffen – das ist sehr gut", sagte van Gaal und benannte den Kernpunkt: „Und zwar, dass wir jetzt mit einer Sprache sprechen. Dass ich nicht etwas sage und ein anderer dann etwas anderes. Ich denke, dass wir da auf dem richtigen Weg sind." Auf einem gemeinsamen – bis zur nächsten Unstimmigkeit? „Wir sind jetzt ein Block“, sagte der Coach, „wir lassen uns nicht mehr auseinanderspielen." Der Bayern-Block: Hoeneß, Rummenigge, van Gaal – eine Dreierkette, eine Blockbildung auf Probe mit guten Vorsätzen für 2011.
Louis van Gaal wirkt geläutert durch die Vorkommnisse vom Herbst, als es heftige Auseinandersetzungen um die Personalie Bastian Schweinsteiger gab. Im Vorstand war man irritiert, da van Gaal mitten in die ersten Verhandlungen platzte und sagte: „Wenn er nicht verlängert, sollte man ihn 2011 verkaufen. Man kann nicht einfach 30 Millionen Ablöse ins Wasser kippen." Daraufhin stellte Rummenigge fest: „Er hat keinen Einfluss auf die Entscheidung, das muss ich klar sagen. Da erlaube ich mir das letzte Wort." Die Sache endete mit der Unterschrift Schweinsteigers bis 2016, im Triumph für den Klub, hatte aber in der Binnen-Kommunikation Spuren hinterlassen. Die Botschaft: Der Vorstand macht die Personalpolitik, der Trainer Taktik und Aufstellung. Klare Grenzen, klare Kommunikation.
Auf die Probe gestellt wird die neue Vereinbarung durch die anstehenden Winterpausentransfers. Van Gaal wäre eine Abschaffung dieser Wechselperiode am liebsten, „das bringt viel Unruhe, für einen Trainer ist das schlecht." Er muss ständig Fragen beantworten – etwa nach dem scheidenden Kapitän Mark van Bommel oder Neuzugang Luiz Gustavo, der spätestens im Sommer kommt. Diese Vereinbarung haben Hoeneß und Hoffenheim-Mäzen Hopp getroffen. Van Gaal stellte auf stur bei den Fragen zu van Bommel, seinem Intimus der Vorsaison: nur nichts Falsches sagen. „Am Ende entscheidet der Spieler, der Trainer hat da nicht so viel Einfluss. Es ist eine Sache zwischen Vorstand und Spieler. Jetzt ist Stuttgart wichtig, und nicht van Bommel." Um dann noch ironisch zu werden: „Ich glaube, dass van Bommel in Stuttgart mitspielt, aber das muss ich noch entscheiden." Ist ja sein Bereich. [AUTOR_ENDE]
Patrick Strasser