Bitte recht freundlich, Bayern!

Die wechselhaften Bayern sollen gegen Lyon, beim Heim-Comeback in der Champions League, ihre gute Seite zeigen. Trainer Klinsmann gelobt Besserung: „Je schwieriger die Aufgaben, umso besser für uns“.
von  Abendzeitung
Das Mienenspiel des Jürgen K.: Der Bayern-Trainer präsentiert sich hier ziemlich nachdenklich.
Das Mienenspiel des Jürgen K.: Der Bayern-Trainer präsentiert sich hier ziemlich nachdenklich. © dpa

Die wechselhaften Bayern sollen gegen Lyon, beim Heim-Comeback in der Champions League, ihre gute Seite zeigen. Trainer Klinsmann gelobt Besserung: „Je schwieriger die Aufgaben, umso besser für uns“.

MÜNCHEN Natürlich soll man einen Gegner, den man besiegen will, nicht loben. Aber es stimmt wohl: Die Bayern wären gerne wie Olympique Lyon. Es dürfte viel Sehnsucht mitschwingen, wenn die Bosse derzeit Richtung Frankreich schauen. Zuletzt gewann „OL“ sieben Meistertitel hintereinander, in der aktuellen Saison gelangen in sieben Spielen sechs Siege: Platz eins, bien sur.

Sechs Spiele, lediglich zwei Siege, Rang neun. Das ist die Bayern-Wahrheit in der Bundesliga. In der Champions League gelang mit Trainer Jürgen Klinsmann zum Auftakt der Gruppenphase ein 1:0 bei Steaua Bukarest.

Klinsmanns FC Bayern als Janus-Kopf? „Ich hoffe nicht, dass wir in dieser Saison zwei Gesichter zeigen werden: Ein gutes in der Champions League und ein nicht so gutes in der Bundesliga“, mahnte Manager Uli Hoeneß nach dem 0:1 bei Hannover an.

Heute gegen Lyon (20.45 Uhr, Premiere) soll der Trend fortgeschrieben werden. Gute Bayern, schlechte Bayern. Diesmal aber: Bitte recht freundlich! „Wir haben die Gelegenheit, ein Zeichen zu setzen“, meinte Philipp Lahm.

Es liegt an Klinsmann, ein Ausrufezeichen zu setzen. Zu viele Fragezeichen hat sein bisheriges Schaffen an der Säbener Straße produziert. Gestern erklärte er das so: „Die Mannschaft befindet sich in einer Neu-Definierung. Es ist ein sehr interessanter und spannender Prozess. Dass Fehler und Rückschläge passieren, ist dabei ganz normal. Vor allem, da wir diesen Prozess mit einem enormen Tempo aufgenommen haben.“

Zwei Monate Spielbetrieb sind vorüber – und die Zeit ist gekommen, Fortschritte zu sehen. Auf dem Platz. Die unsichtbaren Fortschritte proklamiert Klinsmann bei jeder Gelegenheit: „Die Spieler merken, dass sie täglich besser werden, dass die Fitness-Werte immer besser werden.“ Nun ist ja auch die von Klinsmann künstlich verlängerte Vorbereitungszeit vorbei. Aufgrund des verspäteten Einsteigens vieler EM-Fahrer und der damit unterschiedlichen Trainingsbelastung terminierte er die Vorbereitung auf „Ende August, Anfang September“. Es ist fast Oktober. Und Klinsmann immer noch in der Findungsphase.

In den Partien gegen Nürnberg im Pokal (2:0) und am Samstag bei Hannover hatte Klinsmann stets Lyon im Hinterkopf. Er startete die Extrem-Rotation, ließ Zé Roberto, Lucio und Schweinsteiger pausieren – alles wegen Lyon. Er ging Risiko und verlor. Nun steht das Ziel-Spiel an. Mit erhöhtem Risiko-Faktor. Denn die Champions League ist das Maß der Bosse. Ruhm und Ehre gibt es nur in diesem Wettbewerb in Europa – und eine Menge Geld obendrauf. In jedem Gruppenspiel können 600000 Euro für einen Sieg und 300000 Euro für ein Unentschieden verdient werden. Für den Einzug ins Achtelfinale zusätzlich 2,2 Millionen Euro.

So viel Druck wie heute war Klinsmann noch nicht ausgesetzt in seiner Bayern-Zeit. Er kann den aushalten, sagt er: „Die Kritik ist ganz normal, wenn man zwei Spiele beim FC Bayern verliert. Das nehme ich an, das verstehe ich auch als Ansporn.“ Und er kündigt die nötige Steigerung an: „Je schwieriger die Aufgaben sind, die jetzt kommen, umso besser für uns – weil wir so am besten mit Rückschlägen umgehen können und am besten lernen. Es dauert noch eine Weile, bis wir ganz bei 100 Prozent sind. Aber wir sind auf dem Weg.“

Welches Gesicht zeigen sie heute Abend? Und wie schaut Klinsmann nach Abpfiff drein? Gequältes Grinsen oder strahlendes Lachen?

ps, fil

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