Bislang nur Notlösung: Schafft Sabitzer die Bayern-Wende?
München - Linksverteidiger! Marcel Sabitzer hat sich vermutlich eine Menge vorstellen können, als er Ende August für knapp 16 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig zum FC Bayern wechselte. Der variable Mittelfeldspieler, bevorzugt auf der Achter-Position zu Hause, gab sein Standing in Sachsen auf, um zu seinem Traumverein aus Kindertagen zu wechseln. Der Österreicher war schließlich Kapitän und damit Stammspieler bei RB Leipzig. Aber was tut man nicht alles, wenn der FC Bayern lockt? Und wenn Julian Nagelsmann, sein Förderer und Intimus über die letzten zwei Jahre ruft?
Mit Rückrundenstart wurde Sabitzer gebraucht. Als Stammkraft, als einer der letzten Corona-Negativen im Kader, als einer der letzten Profis. Weil der 27-Jährige viel Erfahrung hat und Flexibilität sein Plus ist, schuf Nagelsmann für den Rechtsfuß die Position des Linksverteidigers.
FC Bayern: Zwischenzeitlich fielen alle Linksverteidiger aus
Um Alphonso Davies (erst Corona-Infektion, dann eine Herzmuskelentzündung), Lucas Hernández (Corona) und Omar Richards (Corona) zu ersetzen - die komplette Linksfußgarde, die möglichen Alternativen links in der Viererkette. Auch Buona Sarr hat da schon mal verteidigt, aber Sarr ist beim Afrika-Cup für den Senegal im Einsatz. Also musste "Sabi" ran wie Nagelsmann Sabitzer nennt.
Die Kurzkritik: Beim 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach sah er nicht gut aus auf ungewohnter Position. Das souveräne 4:0 letzten Samstag in Köln gewannen andere (Dreierpack von Robert Lewandowski!). Dennoch machte Sabitzer seine Sache gut. Unaufgeregt, sachlich, kaum Fehler. Und doch bleibt er eine Notlösung, die 1D oder 1E-Lösung.
Andererseits: Er spielte wenigstens von Beginn an. Anders als am Sonntag, als Rückkehrer Hernández beim 4:1-Sieg gegen Hertha BSC wieder in die Startelf rückte.
Sabitzer hatte seit seinem Wechsel verschiedene Probleme
Überhaupt lief es noch nicht für Sabitzer in seinen ersten knapp fünf Monaten in München. Anpassungs- und Akklimatisierungsprobleme (an den Verein, die neuen Mitspieler, das neue System) waren das eine und verzeihlich, die ständigen Blessuren das andere. Erst plagten ihn beständig Achillessehnen- und Wadenprobleme, dann war er ab November mit einer Muskelsehnen-Verletzung in der Wade für Wochen raus. Seine Rolle im Team hatte er da noch nicht gefunden bzw. finden können.
Marcel Sabitzer verlor zuletzt weiter an Boden
Sabitzer wurde geholt, um im Wettstreit mit Corentin Tolisso (27), dessen Vertrag diesen Sommer ausläuft, entweder Leon Goretzka oder Joshua Kimmich, zu entlasten oder hin und wieder ersetzen zu können.
Weil Kimmich und Goretzka zum Ende der Hinrunde fehlten, ausgerechnet als auch Sabitzer pausieren musste, konnten der schon abgeschriebene Marc Roca und Tolisso Pluspunkte im zentralen Mittelfeld sammeln, auch Außenbahnspieler Jamal Musiala bewährte sich als spielstarker Sechser.
Sabitzer verlor an Boden - und fand sich dann im Januar als Notnagel auf für ihn unsicherem Terrain wieder. Aber besser Linksverteidiger aus Verlegenheit als mit Absicht vom Trainer links liegengelassen.
Marcel Sabitzer noch ohne Torbeteiligung beim FC Bayern
"Sabi ist noch nicht an seinem Leistungslimit angekommen", bilanzierte Nagelsmann vor Ende der Hinrunde. Mittelfristig ist der Österreicher mit seinen 58 Länderspielen (zehn Tore) fürs Mittelfeld der Bayern vorgesehen. Seine Rolle im Team ist ausbaufähig, auf dem Platz ist Sabitzer noch sehr ruhig, wirkt seltsam gehemmt.
Bis dato hat Sabitzer 15 Pflichtspiele für Bayern gemacht, allerdings nur fünf davon in der Startelf. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2025 ist also noch viel Luft nach oben: Vor allem, wenn man eine Statistik betrachtet: Bei all seinen Einsätzen für Bayern steht auf seinem Torekonto eine null. Und auf dem Vorlagenkonto? Ebenfalls eine null. Vorteil: Leicht und locker ausbaufähig.