Bis Sommer - und dann? Flick, Kahn und das fehlende Bekenntnis zum FC Bayern
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - oder anders: Nach dem Interview ist vor dem Interview. Oliver Kahn hangelt sich dieser Tage gezwungenermaßen von Mikrofon zu Mikrofon. Weil es qua seiner Funktion vor allem um einen geht in den Gesprächen: um Trainer Hansi Flick und dessen ungewisse Zukunft über das Saisonende hinaus. Nach dem Rücktritt von Joachim Löw mit Ende der EM im Sommer steht der DFB immer noch ohne Nachfolger da. Flick ist der ganz große Favorit.
Laut Kahn hat Flick keine großen Tendenzen, was die Nationalmannschaft anbelangt
"So startet man in die Feiertage", twitterte Kahn freudig nach dem 1:0 der Bayern bei RB Leipzig und nannte den Erfolg einen "großen Schritt im Titelrennen".
Samt Blick voraus: "Am Mittwoch müssen wir bereits für die nächste große Challenge bereit sein." Wenn es im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den Finalgegner des Vorjahres, gegen Paris St.-Germain geht. Könnte sein, dass der 51-Jährige dann erneut bereit sein muss für die nächste Fragerunde zu Flicks Future.
Wie vor Anpfiff in Leipzig. "Ich habe in den vergangenen Wochen das eine oder andere Gespräch mit Hansi gehabt und konnte in diesen Gesprächen nicht feststellen, dass er da große Tendenzen hat, was die Nationalmannschaft anbelangt", sagte Kahn. Es klang nach wohlüberlegten und in alle Richtungen auslegbaren Worten. Konkret unkonkret eben - wie man das eben so machen muss in diesem Business, völlig klar. "Er ist voll auf den FC Bayern München fokussiert", so Kahn weiter über Flick, "er möchte die nächste Meisterschaft einfahren, ganz klar. Er möchte sich auf die aktuelle, auf die laufende Saison konzentrieren." Was auch sonst?

Matthäus sieht Flick weiterhin als "Favorit auf die Nachfolge von Joachim Löw"
Flick selbst hat erneut ein glasklares Bekenntnis dazu vermissen lassen, dass er kommende Saison weiter an der Säbener Straße arbeitet, er verweist stets auf seinen bis 2023 gültigen Vertrag bei Bayern. "Nach dieser Saison gehe ich erst mal in den Urlaub. Alles, was danach kommt, da habe ich alles schon zu gesagt", erklärte Flick (56) auf Nachfrage von Sky-Experte Lothar Matthäus, der auch einer der Kandidaten für Löws Nachfolge ist. Und auch hier gilt: wohlüberlegte und in alle Richtungen auslegbare Worte. Konkret unkonkret eben - auch Flick kennt den Business-Talk bestens.
Für Matthäus gilt Flick weiterhin "als der Favorit auf die Nachfolge von Joachim Löw", beim DFB stünde "die Rückholaktion ganz oben auf der Agenda". Matthäus weiter: "Ich bin der Meinung, er (Flick, d. Red.) macht das noch bis zum Ende der Saison." Und zu Kahns Worten meinte Matthäus: "Wenn ich da Ruhe haben will, kann ich doch sagen, Flick hat bis 2023 einen Vertrag und den erfüllt er. Nein, das hat Olli Kahn nicht gesagt." DFB-Direktor Oliver Bierhoff will sich demnächst mit Ralf Rangnick (62) treffen, um sich mal auszutauschen. Für Julian Nagelsmann wäre der ehemalige Sportdirektor bei RB Leipzig "sicherlich ein guter Kandidat", so der RB-Coach, "das Schöne ist, dass ich das nicht entscheiden muss". Wie sagte der französische Schriftsteller und Politiker Alexis de Tocqueville: "Die Welt ist ein seltsames Theater."