Bis 6 Uhr früh! Bayern im Titelrausch!
Berlin - Rund ums Regent Hotel in Berlin wurde es wieder hell, als die Letzten erschöpft ins Bett schlichen. Bis 6 Uhr morgens hatte der harte Kern der Feier-Bayern durchgehalten, aus der zunächst eher zaghaften Spontanfeier doch noch eine Vollgasverstanstaltung gemacht. Frühester Meister aller Zeiten, das schrie eben nach Party! „Leider etwas kühl und etwas anders“, stellte Bastian Schweinsteiger zur März-Meisterschaft gegenüber "Sport 1" fest, „aber je früher, desto schöner!“ Und um so feuchtfröhlicher. Berliner Nächte, sie sind halt gerne mal lang. „Feuer frei“, hatte Sportvorstand Matthias Sammer gesagt: „Das ist richtig und wichtig. Man muss genießen, kann auch ein bisschen was trinken.“ Trainer Pep Guardiola sagte: „Kein Training morgen. Ich bin Chef, also ist frei. Wir müssen feiern, zusammen sein, genießen. Wir verdienen das.“
Der Meisterrausch – nie war er verdienter. Los geht die Party direkt nach dem 3:1 gegen Hertha BSC. Dante greift sich in der Fankurve ein Megaphon, singt seinen Hit: „Und Pokal auch!“ Eine Schalen-Nachbildung hält als Jubelobjekt her, Philipp Lahm startet die Meister-Polonaise. Nur Pep bleibt an der Trainerbank zurück. Durch die Luft fliegen lassen sie ihn nicht, wie 2013 Jupp Heynckes. Nur aufgeschoben auf den letzten Spieltag, wenn’s die Schale gibt, verspricht er: „Wir werden gegen Stuttgart richtig feiern, Ich warte auf die Bierdusche.“ Um 22.08 Uhr geht Pep in die Kabine, gibt Hertha-Maskottchen Herthinho die Hand.
In den Katakomben dreht jetzt Dante voll auf, kümmert sich um die Musik. Samba! Thomas Müller interviewt Mario Götze, fragt frech: „Was sagen Sie zur ersten Meisterschaft im richtigen Trikot?“ Ribéry spritzt Schweinsteiger Pommery-Champagner ins Ohr, der Rest angelt sich König-Ludwig-Weißbier, Paulaner-Helles oder Warsteiner-Pils aus Kästen, trinkt direkt aus der Flasche. „So eine Mannschaft zu haben, ist etwas Besonderes“, sagt Sammer stolz. „Der ein oder andere zieht jetzt gnadenlos durch, schläft heute Nacht nicht“, vermutet Schweinsteiger. „Es muss auch mal raus!“, verteidigt sich Manuel Neuer. „Now: Ferien!“, sagt Pep. Meint: jetzt feiern. „Natürlich, natürlich! Wenn man gewinnt, muss man hundert Prozent feiern.“ Es gibt keinen Zapfenstreich.
Nächster Partyort: Der Mannschaftsbus. In Meister-Shirts und Trainingsanzügen bringt sie der frisch lackierte Bus („Deutscher Meister 2014“) direkt zur „Kitty Cheng Bar“ in Berlin-Mitte. Der gebürtige Berliner Jérôme Boateng hat die Party mitorganisiert, kennt die Location. „Mit Bayern in meiner Heimat Meister zu werden – ein Traum.“ Auch Pep Guardiola, alle anderen Trainer, Betreuer sowie die Vorstände Sammer, Jan-Christian Dreesen, Andreas Jung und Jörg Wacker sind dabei. Boss Karl-Heinz Rummenigge fliegt nachts noch heim.
Draußen und drinnen ist die Bar mit roten und weißen Luftballons geschmückt. Die Ausstattung sonst: bunt, fast faschingsmäßig. Sessel, Sofas, Lounge-Atmosphäre. Rein darf nur, wer geladen ist – zum Beispiel Ex-Hertha-Spieler „Zecke“ Neuendorf und der ehemalige Bayern-Basketballer Jan Jagla, der um 1 Uhr dazustößt. Top-aufgebrezelte Mädels, die nicht auf der Liste stehen, müssen dagegen weiterstöckeln. Drinnen gibt’s Fingerfood, Currywurst. Draußen vor dem Eingang soll ein Vorzelt vor Blicken schützen. Dass Götze jetzt Champagner trinkt und David Alaba zum Corona-Bier greift, sieht man dennoch. Zu R’n’B und Latin-Pop entern sie die Tanzfläche. „Die Partynacht haben wir uns verdient“, sagt Müller. Bis 2 Uhr feiern alle gemeinsam, dann geht’s mit Shuttle-Vans tröpfchenweise ins Hotel. Ribèry und Schweinsteiger sind mit die Letzten.
Am Morgen danach scheint die Sonne. Mit kleinen Augen steigen die Bayern in den Bus. Mia san miad. Zurück in München lassen sich einige von ihren Frauen abholen. Training ist erst wieder am Freitag. Nachgelassen wird aber nicht. „Wir wollen auch die restlichen Spiele alle gewinnen. Das ist die Botschaft!“, sagt Sammer. „Wir wollen weiter Rekorde brechen“, sagt Boateng. Primär geht’s nun um Pokal und Champions League. Dante: „Das ist nur der erste von zwei Titeln, die wir holen müssen.