Big Points und Luxusprobleme

Die Bayern halten Konkurrent Schalke auf Distanz und liegen nun schon fünf Punkte vor Dortmund.  Die Bosse aber warnen vor Euphorie. Hier lesen Sie, wann Uli Hoeneß Champagner ausgeben will
von  Thomas Becker

Die Bayern halten Konkurrent Schalke auf Distanz und liegen nun schon fünf Punkte vor Dortmund. Die Bosse aber warnen vor Euphorie. Hier lesen Sie, wann Uli Hoeneß Champagner ausgeben will

GELSENKIRCHEN Ein paar Zahlen: Zwischen Minute 71 und 73 spielten sich die Bayern 46 Mal den Ball zu, ohne dass ein Schalker an die Kugel kam. Jupp Heynckes schwärmte von Raumaufteilung und Ball-Zirkulation. 2:0 auf Schalke: siebter Sieg im siebten Pflichtspiel, bester Bundesliga-Start der Klubgeschichte mit zwölf Punkten und plus zwölf Toren. Das gelang zuletzt vor 40 Jahren, damals mit 13:1 statt 14:2 Toren. Karl-Heinz Rummenigge jubelte: „Das waren Big Points. Wenn man auswärts in dieser Manier gewinnt, kann man sehr zufrieden sein.”

Doch der Vorstandsvorsitzende ruderte zurück: „Es ist noch eine lange Strecke. Es ist wichtig, dass wir mit diesem Erfolg nicht euphorisch umgehen, sondern seriös. Wir hatten letzte Saison auch mal acht Punkte Vorsprung auf Dortmund, und wir wissen alle, wie es ausgegangen ist. Diesen Fehler dürfen wir nicht mehr machen.” Ins selbe Horn stieß der Sportvorstand: „Wir hatten einen guten Start”, gab Matthias Sammer zu, mahnte aber: „Ein guter Start nutzt nur was, wenn man weitermarschiert.”

Der FC Bayern marschiert. An Spieltag vier liegt man fünf Punkte vor dem BVB, der am Dienstag zu den Überfliegern nach Frankfurt muss. Im letzten Jahr legte Bayern ähnlich furios los, aber heuer spielt da ein anderer FC Bayern. Einer mit mehr Möglichkeiten. Einer, den der Schalker Benedikt Höwedes als „eine der besten Mannschaften in Europa” bezeichnet. Liga-total!-Experte Thomas Berthold sah gar einen „Klassenunterschied: Schalke wurden die Grenzen aufgezeigt.” Auch aus dem Team dringen selbstbewusste Töne: „Die Mannschaft ist hungrig. Sie will etwas zeigen”, sagte Arjen Robben. Kapitän Philipp Lahm meinte: „Wenn wir unsere Leistung abrufen, wird es sehr schwer, uns zu verdrängen.” Sogar der Trainer freute sich mit: „In der zweiten Hälfte haben wir unsere ganze Klasse ausgespielt. Das hat mir sehr gut gefallen. Da hat man gesehen, was für ein Klasse-Team der FC Bayern ist.”

Damit dem Team nicht wieder die Puste und der Biss ausgehen, müsse man „den Kräfteverschleiß auffangen, indem man rotiert”, erklärte Heynckes, „jeder muss sein Ego zurückstellen, jeder muss mal auf die Bank. Ich werde das so moderieren, dass es funktioniert.” Präsident Uli Hoeneß sagte zur Rotation: „An dem Tag, an dem wir alle Journalisten zufrieden stellen, gebe ich eine Runde Champagner aus. Letztes Jahr hieß es, die Bank ist nicht gut genug, es sind nicht genug Möglichkeiten da. Jetzt haben wir die Möglichkeiten und es heißt von Anfang an: ,Vielleicht gibt es Ärger.’ Ich glaube, das ist ein Luxusproblem.”

Luxus ist auch, sich eine derart gemächliche Eingewöhnungsphase für Javi Martinez leisten zu können. Das geht, weil sich der Ex-Problemfall Bastian Schweinsteiger wieder zum Chef-Steiger entwickelt. Bundestrainer Joachim Löw jubelte: „Ich freue mich wahnsinnig. Er hat die Freude am Spiel wieder, strahlt eine unglaublich starke Präsenz aus, ist die Persönlichkeit auf dem Platz: immer anspielbar, bewegt sich gut ohne Ball.” Viele schlechte Nachrichten für die Konkurrenz. 

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