Bierhoff kontert Hoeneß aus

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff weist die Kritik des Bayern-Präsidenten in einem starken Auftritt zurück – und fordert mehr Geschlossenheit.
FRANKFURT - Oliver Bierhoff war als Spieler nicht gerade das, was man die Eleganz in Person nennt. Der Kopfballspezialist war zielstrebig, das ja, seine Kunstfertigkeit am Ball blieb dabei überschaubar. Elequent freilich war er schon immer.
Nun tritt Bierhoff längst nicht mehr gegen Bälle. Als Teammanager des DFB-Teams legte er jetzt aber bei einer Pressekonferenz vor dem WM-Quali-Spiel am Freitag in Irland den wohl elegantesten Auftritt seiner Amtszeit hin. Souverän, teilweise sarkastisch, gab er vor allem Bayern-Präsident Uli Hoeneß kräftig Kontra – ein Konter aus der Wohlfühloase.
Die AZ zeigt die Konfliktpunkte.
Werden DFB-Spieler verhätschelt?
Das sagt Hoeneß: Beim DFB sei während der EM "nur noch darauf geachtet worden, zu welchem Formel-1-Rennen man noch alles fahren sollte, damit die Spieler bei Laune gehalten wurden”, sagte er dem "Spiegel”. "Ständig ging es darum, welche Tischtennisplatte wohin geflogen werden musste, möglichst noch auf den Mont Blanc.”
So kontert Bierhoff: "Das mit den Tischtennisplatten kann ich verstehen – vielleicht hätte er lieber Basketballkörbe gehabt. Aber das kriegen wir auch noch hin", meinte Bierhoff mit Blick auf Hoeneß’ gesteigertes Interesse an der Basketballabteilung des FC Bayern sarkastisch. Und meinte, an Nebensitzer Bastian Schweinsteiger gerichtet: "Das kann er auch besser." Nach Irland nehme man allerdings nun "nur Tischtennisschläger" mit. Das saß. Etwas ernster argumentierte Bierhoff, man müsse auch beim DFB nunmal Anreize schaffen und auch Sponsorentermine wahrnehmen – der FC Bayern reise schließlich "auch nach China". Im Team habe sich von selbst Druck aufgebaut: "Erst war’s in der Wahrnehmung eine Wohlfühloase, es wurde immer nur gekuschelt. Jetzt ist Reibung da", sagte er. "Es gab selten einen breiten Kader mit so vielen Spielern, die den Anspruch haben, zu spielen. Der Konkurrenzkampf ist enorm, der Teamgeist aber total intakt."
Ist Miroslav Klose (64 Länderspieltore) so gut wie Gerd Müller (68)?
Das sagt Hoeneß: "Wenn ich schon höre, dass Klose fast so viele Tor geschossen hat wie Gerd Müller. Müller schoss sie gegen England, Frankreich und Italien. Klose hat 80 Prozent seiner Tore gegen Liechtenstein und Co. erzielt, mindestens!”
So kontert Bierhoff: Hoeneß’ Aussage habe ihn "enttäuscht” sagte er unumwunden. Gerade Klose, "der sich für den FC Bayern und die Nationalmannschaft verdient gemacht hat”, habe solche Worte nicht verdient. "Das klang schon ziemlich abfällig. Das finde ich nicht gut.”
Wie geht man miteinander um?
Das sagt Hoeneß: Der Bayern-Präsident äußert gerne seine Meinung, auch im Hoheitsgebiet des DFB. So warf er Bundestrainer Jogi Löw vor, zu weich zu sein: "Er muss mehr Druck machen, nicht immer nur auf gute Laune.”
So kontert Bierhoff: "Ich persönlich finde es nicht gut, wenn sich die Verantwortlichen gegenseitig bewerten.” Durch die Blume sagte er so, Hoeneß solle sich um seine Angelegenheiten kümmern. "Wir haben uns in der vergangenen Saison ja auch nicht über Bayern München ausgelassen. Ich weiß, dass es bei vielen anderen Trainern und Managern auch mal brodelt, sie äußern sich aber nicht extern.” Hoeneß, so Bierhoffs Wunsch solle sich also mehr zurückhalten. "Wir sitzen alle in einem Boot, dann müssen wir aber auch zusammenarbeiten, unterstützend aufeinander zugehen und nicht unnötig Unruhe reinbringen.”
Steile oder flache Hierarchie?
Das sagt Hoeneß: "Löw muss von seinen Ideen der flachen Hierarchien Abschied nehmen.”
So kontert Bierhoff: Im DFB-Team gäben dieselben Spieler den Ton an wie in München – "insofern gibt’s diese flache Hierarchie auch beim FC Bayern”, sagt Bierhoff. Beim DFB sei eine ausgeprägte Hierarchie ausdrücklich erwünscht: "Wir fordern das auch ein.” Nur werde die heutzutage ganz anders ausgelebt als zu Hoeneß’ Spielerzeiten. Bierhoff: "Es gibt nicht mehr die ganz harte Hackordnung: 'Du trägst das Tor, ich mache nichts.’” Heute trage "man das Tor eben gemeinsam”.
Zu Bierhoffs souveränem Auftritt gehörte aber auch, dass er Hoeneß nicht nur vor den Kopf stieß, sondern ihn weiterhin als Gesprächspartner willkommen hieß.
Einen Teil der Aussagen des Bayern-Präsidenten habe er deshalb "als wohlgemeinten Rat“ hingenommen. Hinter geschlossenen Türen könne man mit Hoeneß nämlich durchaus gut streiten und befruchtend diskutieren: "Ich weiß ja: am Ende will er dem Fußball nur Gutes.“