Bierhoff: DFB-Comeback von Lahm "ausgeschlossen"

EM 2016, Confed-Cup 2017, WM 2018 - auf das DFB-Team kommt einiges zu. Eine Baustelle ist die Position Außenverteidiger: Eine Rückkehr von Bayern-Kapitän Lahm schließt Teammanager Bierhoff aus.
von  dpa
Vergangene Tage: Philipp Lahm (links) und Oliver Bierhoff.
Vergangene Tage: Philipp Lahm (links) und Oliver Bierhoff. © dpa

München - Der WM-Titel ist für Oliver Bierhoff noch lange nicht genug. Der Manager möchte mit der deutschen Nationalmannschaft eine Ära prägen, so wie das zuletzt Spanien als zweimaligem Europameister und Fußball-Weltmeister 2010 gelungen war.

"Die Spanier haben es von 2008 bis 2012 über einen längeren Zeitraum geschafft, ihre Qualität hochzuhalten und zu bestätigen", erinnerte Bierhoff vor dem Start ins EM-Jahr 2016 im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte müsse auch für die Weltmeister um Kapitän Bastian Schweinsteiger Antrieb und Motivation sein. "Das macht Champions aus", betonte Bierhoff. Ein EM-Triumph im Finale am 10. Juli 2016 im Pariser Stade de France sei aber kein Automatismus.

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"Im Schongang geht das nicht, das haben wir in der EM-Qualifikation gesehen", mahnte Bierhoff. "Niemand sollte glauben, dass man auch nur ein paar Prozent von der maximalen Leistungsfähigkeit nachlassen kann und trotzdem Europameister wird. Der Titelgewinn in Frankreich wird ein ganz hartes Stück Arbeit", erklärte der Teammanager.

Erfolgshunger und Teamgeist sind für Bierhoff neben der Qualität der Spieler zentrale Bausteine für Erfolge. Die Einstellung sei 2014 in Brasilien entscheidend gewesen. "Bei der Weltmeisterschaft war zu spüren, dass sich niemand diese einmalige Chance entgehen lassen wollte. Jeder bei uns hat sich voll in das WM-Projekt eingebracht." Ein neues Siegerteam müsse nach dem Umbruch im Anschluss an die WM aber erst "wieder neu zusammenwachsen", bemerkte Bierhoff: "Daher wird die Vorbereitungszeit vor der EM sehr wichtig sein."

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Dabei hofft er, dass sich 2012 nicht wiederholt, als die Akteure des FC Bayern vor der letzten EM nach drei verspielten Titeln total frustriert ins Trainingslager anreisten. "Da mussten wir zunächst Aufbauarbeit leisten", erinnerte Bierhoff.

Im EM-Team 2016 muss Bundestrainer Löw vor allem die Baustelle Außenverteidiger schließen. Ein Comeback von Philipp Lahm (32) ist für Bierhoff keine realistische Option: "Wer Philipp kennt, wer seine Aussagen liest, wer auch persönlich mit ihm spricht, der weiß, dass das ausgeschlossen ist. Das sollten wir auch respektieren."

Als Topfavoriten auf den EM-Titel sieht der Teammanager neben Deutschland und Titelverteidiger Spanien Gastgeber Frankreich: "Der Heimvorteil kann erdrückend sein, meistens aber ist er förderlich und setzt weitere Kräfte frei. Wir rechnen ganz stark mit Frankreich." Nach dem turnierlosen 2015 werden die kommenden Jahre mit der EM sowie dem Confederations Cup 2017 und der WM 2018 jeweils in Russland eine besondere Herausforderung.

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"Das ist schon ein Mammutprogramm für die Nationalspieler", bestätigte Bierhoff. "Aber ich bin kein Freund des Lamentierens. Wir kämpfen dafür, Titel zu gewinnen, wir wollen uns immer mit den Besten messen und große Ziele erreichen."

Im zwölften Jahr arbeitet er beim DFB mit Löw zusammen. Bierhoff spricht von einer Freundschaft zum Bundestrainer, die auf großem Vertrauen basiere. Es habe nie einen Gedanken gegeben, "ernsthaft an unserer Zusammenarbeit zu zweifeln oder nicht loyal zueinander zu sein".

Ein Schlüsselerlebnis war der Vertrags-Hickhack 2010 mit der damaligen Verbandsführung um Präsident Theo Zwanziger. "2010 wurde Jogi und dem Trainerstab unabhängig von mir ein Vertragsangebot vorgelegt und versucht, uns zu trennen", verriet Bierhoff: "Da haben Jogi, Hansi (Flick) und Andy (Köpke) sich klar zu mir bekannt, sich auf meine Seite gestellt und dieses verlockende Angebot abgelehnt. Das rechne ich ihnen immer noch hoch an."

Inzwischen zählt das Duo Bierhoff/Löw zum DFB-Inventar. Der aktuelle Vertrag des Bundestrainers läuft bis 2018, der von Bierhoff wegen desssen Federführung bei der geplanten DFB-Akademie sogar bis 2020. "Die Leitung für dieses Jahrhundertprojekt zu übernehmen, ist noch mal ein großer Anreiz für mich", kommentierte Bierhoff: "Trotzdem gehe ich davon aus, dass meine Aufgabe beim DFB endlich ist."

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