Besser machen! Was die Bayern ändern wollen
München - Mützen, Handschuhe, Wärmendes über den braun gebrannten Armen und Beinen: Auch für die zuletzt von der Sonne verwöhnten Bayern-Profis ist es empfindlich kalt geworden in den vergangenen Tagen – nicht nur was die Temperaturen angeht. Wer den Bayern-Bossen zuletzt zuhörte, musste feststellen: Doha ist schon weit weg. Das gar so harmonische Wohlfühl-Klima der Trainingslager-Oase hat sich merklich abgekühlt. Vor der Heimpartie am Samstag gegen den VfL Wolfsburg stehen die Zeichen eher auf Sturm.
Die so herbe wie glatte 1:3-Niederlage in Gladbach hat die Herren aus der Chefetage auf den Plan gerufen. Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge polterte im „Bayern-Magazin“: „Man konnte in Gladbach den Eindruck gewinnen, dass uns mit Leidenschaft, Biss, Aggressivität und Wille wichtige Attribute des Fußballs gefehlt haben.“ Auch TV-Experte Franz Beckenbauer war auf Krawall gebürstet („Das Kämpferische muss stimmen“), und selbst Jupp Heynckes ging mit seinen Mannen via „Bild“ hart ins Gericht und forderte indirekt: Schmerzgrenze statt Schlendrian. Die Botschaft kam offenbar an, denn Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger meinte nun: „Wir sind hellwach nach dem Ausrutscher gegen Gladbach und brauchen jetzt die nötige Entschlossenheit und Aggressivität.“
Heynckes wird das gerne gehört haben. Zuvor hatte er seiner Truppe im Hauptfach Einstellung/Motivation ein mangelhaft ins Zeugnis geschrieben: „Hier muss man sich jede Woche hoch motivieren und wirklich alles aus seinem Körper herausholen. Ich bin sicher, dass einige gedacht haben: ,Das geht von selbst.’ Beim FC Bayern darf man sich nicht zurück lehnen.“
Glaubt man den Worten Schweinsteigers hat sich seit dem 1:3 in Gladbach auch niemand mehr entspannt zurück gelehnt: „Wenn ich mir die Trainingseinheiten anschaue, stimmt mich das zuversichtlich“, meinte der von Schulterverletzung und Knie-Reizung Genesene. Sein Rezept für das Bessermachen: aggressiver werden, defensiv besser arbeiten, noch mehr über außen und auch geduldiger spielen, wenn sich „30 Meter vor dem Tor dann wieder alles staut“.
Am Tag zuvor hatte Mario Gomez noch so etwas wie Systemkritik geäußert. „Es ist kein Zufall, dass wir gegen Hannover, Dortmund, Mainz und gegen Gladbach nicht mehr zurückgekommen sind. Wir haben zu systematisch in unserem Schema gespielt. Da müssen wir variabler sein. Unser Spiel ist brutal auf Ballbesitz ausgerichtet.“ Das helfe nicht immer, wenn man 0:1 hinten liege und sich der Gegner in die eigene Hälfte zurückziehe. Nach einem Rückstand habe er „oft nicht das Gefühl, dass wir noch viele Chancen haben“. Heynckes meinte dazu knapp: „Ich erinnere daran, dass wir mit dem bisherigen System sehr gut und sehr erfolgreich gespielt haben.“
Doch dass sich sein Klub schwer tut, Rückstände aufzuholen, wird auch dem Erfolgstrainer nicht verborgen geblieben sein. Er sieht die Probleme in der Einstellung seiner Kicker: „Wir müssen die Fehlerquellen minimieren, cooler und konzentrierter sein im Abschluss.. Insgesamt muss die Mannschaft lernen und verstehen, dass es heute nicht genügt, überragende Fähigkeiten zu haben.“ Bastian Schweinsteiger versprach jedenfalls die Rückgewinnung einer wichtigen Fähigkeit: „Wir werden Spiele auch wieder drehen können.“ Sonst wird es nämlich noch kälter an der Säbener Straße.