Beim FC Bayern heißt's: Hier geblieben!

Wenn Dienstagnacht die Transferliste schließt, wird (außer Sosa) niemand vom FC Bayern dort auftauchen. In der AZ erklärt Sportchef Nerlinger, warum Demichelis, Gomez & Co. nicht weg dürfen
von  Abendzeitung
Bald kein Bayer mehr? Martin Demichelis mit Trainer Louis van Gaal.
Bald kein Bayer mehr? Martin Demichelis mit Trainer Louis van Gaal. © dpa

Wenn Dienstagnacht die Transferliste schließt, wird (außer Sosa) niemand vom FC Bayern dort auftauchen. In der AZ erklärt Sportchef Nerlinger, warum Demichelis, Gomez & Co. nicht weg dürfen

MÜNCHEN Wenn Christian Nerlinger an die sonst so stade Zeit zurückdenkt zwischen Weihnachten und Neujahr, hat er nur hektische Bilder im Kopf. Der zurückliegende Jahreswechsel war stressig. Mehrere Transfers musste er abwickeln, sein Sohn Quirin kam Anfang Januar zur Welt.

Richtig erholsam ist es für den Sportdirektor der Bayern dagegen dieser Tage. Während die restlichen Bundesliga-Manager und die gesamte Branche in Europa wegen der Transfer-Deadline für Sommertransfers in der Nacht zum 1. September schwitzt, bleiben die Bayern cool. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, macht bis Mitte der Woche Urlaub auf Sylt – und Nerlinger sich selbst keinen Stress. Denn alle Angebote und Anfragen für den 25-Mann-Kader wurden – mit Ausnahme von José Ernesto Sosa (siehe unten) – nun endgültig abgeblockt. „Wir sind durch mit unseren Aktivitäten, es passiert nichts mehr“, sagte Nerlinger am Montag der AZ. Im Vorstand wurde der Entschluss gefasst, „dass wir nun alle Gerüchte beenden wollen und die Saison mit diesem Kader bestreiten wollen.“ Punkt, Ende.

Schlechte Nachrichten für Martin Demichelis, Anatolij Timoschtschuk und Mario Gomez, die – freilich unterschiedlich intensiv – noch auf einen kurzfristigen Abschied mangels Perspektive in der Stammelf von Trainer Louis van Gaal gedrängt hatten. Für alle heißt es: hier geblieben!

Der Fall Gomez

Wenn ein Verein wie der FC Liverpool anklopft, gerät jeder Spieler ins Grübeln – so auch Mario Gomez. Oft genug hatte der Stürmer erklärt, trotz seiner Durchschnitts-Saison im Debütjahr bleiben zu wollen. „Es gab das Interesse der Engländer“, bestätigte Nerlinger. Doch die Bayern lehnten einen Deal trotz der deprimierenden Aussichten von Gomez’ auf einen Stammplatz ab.

Der Fall Timoschtschuk

Der VfL Wolfsburg hatte Interesse und Dynamo Moskau den Bayern sogar ein konkretes Angebot vorgelegt. Doch auch der Ukrainer bekam keine Freigabe für einen Wechsel nach nur einer durchwachsenen Saison. Und so muss der 31-Jährige weiter auf seine Chance warten und als Ersatz-Ersatz im defensiven Mittelfeld sowie Innenverteidiger Nummer fünf parat stehen.

Der Fall Braafheid

Einzig bei Edson Braafheid, WM-Teilnehmer mit Holland und im Finale gegen Spanien 15 Minuten im Einsatz, hätten Trainer van Gaal und die Bosse kein Veto eingelegt. Galatasaray Istanbul wollte ihn inklusive Kaufoption ausleihen, „ein für beide Seiten sehr lukratives Angebot“, so Nerlinger, „doch der Spieler will sich hier durchbeißen“. Sein Vertrag läuft bis 2013.

Speziell Demichelis hatte nach seiner Absetzung als Stammspieler kurz vor dem Saisonauftakt gegen Wolfsburg eine Flucht in Erwägung gezogen, der FC Sevilla, Atletico Madrid und Juventus Turin zeigten Interesse, wurden aber von der hohen Ablöseforderung der Bayern-Bosse abgeschreckt. „Wir haben nun eine klare Vereinbarung getroffen: Demichelis wird hier um seinen Platz kämpfen“, sagte Nerlinger. Auch Gomez soll ab sofort „alles in die Waagschale werfen und um seinen Platz kämpfen“, so der Sportdirektor. Dass van Gaal am liebsten mit nur 22 Profis plus drei Nachwuchstalenten gearbeitet hätte, versteht Nerlinger, er rechnet jedoch anders: „Robben und Breno sind Langzeit-Verletzte. Wir haben ein Riesen-Programm vor der Brust, dafür ist unser Kader ausgewogen besetzt. Wir sind gerüstet.“

Patrick Strasser

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