Bei der Titel-Frage sorgt FC-Bayern-Coach Kompany für Aufsehen: "Es ist unglaublich"
München - Der erste wichtige Titel als Trainer? Von wegen! Bayern-Coach Vincent Kompany war ein bisschen sauer, als er auf der Pressekonferenz vor dem möglicherweise entscheidenden Spiel im Meisterkampf am Samstag gegen Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky live) auf seine nahende Schalen-Premiere angesprochen wurde.
"Es ist unglaublich", entgegnete Kompany mit einem Grinsen, aber inhaltlich doch ernst. "Es ist das zweite Mal in dieser Woche, dass man sagt, es sei mein erstes Mal. Ich habe schon einen Titel gewonnen." 2023 war das, als der belgische Trainer mit dem FC Burnley die Meisterschaft in der zweiten englischen Liga holte und in die Premier League aufstieg. "Sonst habe ich eine Parade umsonst gemacht in Burnley", scherzte Kompany. Touché.
Kompany und Eberl haben sich noch nicht mit der Meisterplanung beschäftigt
Und doch: Eine deutsche Meisterschaft wäre ein noch größerer und prestigeträchtiger Erfolg für den 39-Jährigen, der 2024 mit Burnley direkt wieder abstieg, ehe ihn der FC Bayern verpflichtete. Ziemlich überraschend damals - und als fünfte oder sechste Wahl, nachdem es mit mehreren Trainer-Kandidaten zuvor keine Übereinkunft gegeben hatte.
Nun, Ende April, kann sich Kompanys Mannschaft vorzeitig mit dem 34. Meistertitel krönen. Voraussetzung: Die Münchner gewinnen ihre Partie gegen Mainz - und Titelverteidiger Bayer Leverkusen spielt parallel höchstens remis gegen den FC Augsburg. Was möglich erscheint angesichts der schwankenden Leverkusener Leistungen.
Eberl kann sich mit dem Meistertitel etwas Luft verschaffen
Und wer weiß: Vielleicht kommt es sogar zur doppelten Bayern-Sause, sofern auch die Frauenmannschaft der Münchner am Sonntag gegen Freiburg die Meisterschaft perfekt macht. "Wenn wir beide was zu feiern hätten, wäre das großartig", sagte Eberl, der wie Kompany betonte, sich nicht genauer mit der Partyplanung zu beschäftigen: "Ich bin mir sicher, dass da im Hintergrund etwas vorbereitet wird. Aber ganz ehrlich: Mich interessiert das nicht." Wenn der Titel fix sei, so Eberl, "dann wird die Maschinerie loslaufen." Und wie. Die Weißbierduschen auf dem Rasen wären nur der Anfang.
Der in den vergangenen Monaten intern in die Kritik geratene Eberl würde sich mit seinem ersten Bayern-Titel ein wenig Luft verschaffen. Doch beim Sportvorstand hängt die Gesamtbewertung vor allem davon ab, wie er die kommende Transferperiode gestaltet. Genauer: Ob er es schafft, Einnahmen durch Spielerverkäufe zu generieren und die Qualität im Kader gleichzeitig auf Topniveau zu halten.
Und auch für Kompany wäre es eine Meisterschale gegen die Zweifel, die den jungen Coach gerade zu Beginn seiner Bayern-Tätigkeit begleiteten. Einige Top-Trainer wie etwa Leverkusens Xabi Alonso sagten den Münchnern im Frühsommer 2024 ab, was Kompanys Start zusätzlich erschwerte. Doch der Belgier ließ sich davon nie verunsichern, hielt immer an seinem Stil fest. Nun könnte er aus Alonsos Schatten treten – während die Zeichen beim Spanier stark auf einen Wechsel zu Real Madrid hindeuten.
Die Bayern-Bosse halten große Stücke auf Kompany
Kompany hingegen soll bei Bayern eine Mannschaft aufbauen, die in der kommenden Saison die Champions League gewinnen kann. Dieses Vertrauen hat er sich erarbeitet. Nach AZ-Informationen schätzen die Bosse vor allem, dass Kompany einen sehr guten Draht zur Mannschaft hat und seine Spieler öffentlich verteidigt. Das war unter Vorgänger Thomas Tuchel zum Teil anders.
Generell bietet Kompany medial weniger Angriffsfläche, weil er sich stets sachlich zu allen Themen äußert und nicht selbst den Mittelpunkt sucht. Das war etwa bei Julian Nagelsmann anders. Zudem herrscht die Meinung vor, dass Bayern unter Kompany attraktiver spielt als unter Tuchel, wenngleich die Rückrunde nicht mehr so dominant war wie die Hinrunde. Und die Bayern-Spitze im DFB-Pokal und der Champions League gern Richtung Finale vorgestoßen wäre.
Dennoch: Kompany bleibt erste Wahl, weil er ist, wie er ist: sympathisch, bescheiden, bodenständig. Er würde im Falle der Meisterschaft "nie sagen: Es ist mein Titel. Jeder Trainer, der das sagt, lügt eigentlich ein bisschen. Es sind die Spieler." Aber zu einem großen Teil eben auch er: Kompany.