Bei den Reservisten wächst der Frust

„Es gibt jetzt einen Stamm!“ Trainer Klinsmann hat sein Team gefunden – und sorgt damit für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
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Schmollend auf der Bank: Das Bayern-Trio van Buyten, Kroos und Sosa (von links).
firo/Augenklick Schmollend auf der Bank: Das Bayern-Trio van Buyten, Kroos und Sosa (von links).

„Es gibt jetzt einen Stamm!“ Trainer Klinsmann hat sein Team gefunden – und sorgt damit für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.

MÜNCHEN Schnell waren sie. Einer wie der andere. Mit Tunnelblick, dazu ganz klar fokussiert Richtung Ausgang der Arena. Schnell weg und nur nichts sagen, trotz des erfolgreichen 4:1 der Bayern gegen Energie Cottbus. Schicke Vereinsrollkoffer zogen sie neben sich her wie Hunde an der Leine, dazu ein langes Gesicht. Sie, die Ersatzspieler.

Andreas Ottl etwa oder Toni Kroos. „Ich will nicht, ich habe nichts zu sagen“, meinte Kroos auf Nachfrage. Den Frust runterschlucken. Dabei hätte insbesondere Kroos genügend Zeit – er wurde nach 64 Minuten beim Stand von 4:1 eingewechselt – und Raum gegen die harmlosen Cottbuser gehabt, sich zu zeigen. Doch der 18-Jährige agierte seltsam lustlos, ohne Schwung und Ideen. Er bestätigte seine Banknominierung. Von dort darf er nicht weg – weder in die Stammelf noch irgendwo anders hin, wie er vorhat. „Wir haben uns diese Woche mal zusammengesetzt und beschlossen, dass wir aus heutiger Sicht keinen mehr holen oder abgeben“, sagte Manager Uli Hoeneß der SZ. Schlechte Nachrichten für Lukas Podolski, José Ernesto Sosa und eben Kroos.

Sie müssen bleiben, spielen aber kaum noch eine Rolle. Spätestens seit dem 2:2 in Gladbach vor neun Tagen – 2:0 stand es elf Minuten vor Schluss für Bayern, ein souveräner Sieg in Sicht. In 120 Sekunden brachen sie ein – 2:2, da waren Sosa, Borowski und Kroos schon auf dem Platz. Anfang Oktober, beim 3:3 gegen Bochum nach 3:1 war Ähnliches passiert. Die Einwechselspieler Podolski, Sosa und Borowski waren passive Beobachter der zwei späten Gegentore. „Der eine oder andere, der reinkommt, muss sich hinterfragen, ob das, was er da abliefert, noch dem entspricht, wofür er bezahlt wird“, hatte Hoeneß das Trio angeblafft.

So schnell wird das nicht mehr passieren. Trainer Jürgen Klinsmann hat seine Stammelf gefunden, bis auf eine Position: Auf der rechten Abwehrseite rotieren Oddo und Lell. Der Stamm spielt durch, vor allem in den wichtigen Spielen gegen Bukarest morgen in der Champions League oder bei den Liga-Prüfungen bei Leverkusen und gegen Hoffenheim.

Zehn Positionen sind fix, der Rest austauschbare Masse. Bayern hat die Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Jetzt herrscht eine eine klare Hierarchie – das ist gut so“, sagte Kapitän Mark van Bommel der AZ und erklärte: „Die Jungs, die momentan hinten dranstehen, sind natürlich nicht froh, aber sie müssen dem Team helfen, wenn sie reinkommen.“ Tun sie aber nicht. Daher setzt Klinsmann nun auf Konstanz. „Ein junger Trainer probiert zunächst viel aus, stellt alles in Frage. Dadurch hat er Antworten bekommen, konnte sehen, welcher Spieler zu seiner Philosophie, zum System passt“, sagte Philipp Lahm, „in den letzten Wochen hat eine ähnliche Elf gespielt, es gibt jetzt einen Kern.“ Auch er sagt: „Gut so.“

Patrick Strasser

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