Bei Bayern läuft's: Robbéry marsch!
MÜNCHEN - Die große Show von Arjen Robben und Franck Ribéry lässt die Bayern wieder träumen. „Es wird schwer, uns zu schlagen“
Diese Szene geht als die Minute Null ein in die Annalen des FC Bayern: Nein, nicht das erste Tor von Arjen Robben mit seinem dritten Torschuss. Eine schöne Sache, dieses 2:0 gegen Wolfsburg mit links in der 68. Minute, doch Barzagli hatte den Schuss abgefälscht – nicht würdig genug für Historisches, nicht angemessen für einen begnadeten Flügel-Knaben wie Robben.
Es geht um die Minute 80, um die Geburtsminute der Robbéry-Show, des neuen Zauberduos Robben und Ribéry: Wolfsburg versuchte es nochmal, Schweinsteiger klärte mit zielgenauem Querschläger auf Robben. Und dann ging’s los. Ein Weltrekord-Kontertor, als habe Usain Bolt seine Füße mit im Spiel. Robben startet in der eigenen Hälfte, passt auf Ribéry. Der sprintet los, nimmt Fahrt auf, täuscht einen Schuss an und spielt im letzten Moment ab zu Robben, der noch rasch zwei Verteidiger demütigt und dann mit rechts zum 3:0 einschiebt. Einen Highspeed-Spielzug, ausgeführt auf einem Teppich des Raunens von den Tribünen.
Danach flogen Fäuste durch die Luft. Oben auf der Tribüne ballte Manager Uli Hoeneß derart ganzkörperbeglückt die rechte Faust, dass man erleichtert feststellte: sein Gleichgewichtssinn funktioniert. Unten an der Linie sprang Trainer Louis van Gaal so explosiv aus seinem Sitz, dass sich seine Krawatte zum Dreieck verformte. Das Raunen der Fans wurde zum Glücksrausch, ein Stadion auf Wolke Robben.
Als Wohlfühlgrundlage hatte der Holländer seine gesamte Familie mit im Stadion, nach dem Spiel rannte Söhnchen Luka Papa Robben (25) in die Arme. Spieler, Trainer, Bosse – alle drückten sich wegen des 24-Millionen-Euro-Rettungsankers. Noch am Freitag hatte der Coach die Vertrauensfrage gestellt, die ganze Saison drohte zu kippen – ein Spiel später ist ein ganzer Verein beflügelt. Das 4-3-3 als neue Glücksformel, ein Mann mit schütterem Haar, der aussieht als habe er schon sehr viel mehr Erfahrung, gilt als Jungbrunnen der Hoffnung.
Am Donnerstagabend war Robben angekommen. Zwei Tage, ein Training, zwei Tore, ein Wahnsinn. Und eine Erkenntnis vom Vorstand der Abteilung Festgeldkonto: „Geld schießt eben doch Tore“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Vor einer Woche nach dem 1:2 in Mainz sprach er noch von einer „gefährlichen Situation“, nun dies: „Ab jetzt geht die Bundesliga-Saison los. Wir geben Vollgas. Es wird schwer, uns zu schlagen.“ Trommelwirbel. Tusch. Robbéry marsch!
30 weitere Gigs stehen in der Liga für das Zauber-Duo an. Es war keinesfalls die letzte Show, da Real Madrid in letzter Sekunde doch kein unmoralisches Transferangebot für Ribéry abgegeben hatte, wie spanische Medien zu wissen glaubten. Nein, Ribéry bleibt und hat nun ein Spiegelbild auf dem rechten Flügel. „Der Verein hat mir versprochen, dass er bleibt“, sagte Robben und nahm Ribéry in den Arm. Ein Holländer hat einen Franzosen wachgeküsst.
„Man hat gesehen, was das für ein Paar werden kann. Dadurch wird Bayern noch gefährlicher“, freute sich Präsident Franz Beckenbauer. Robbens Versprechen war wenig kleinlaut: „Das war erst der Anfang“, meinte er glücklich.
Vor nur zwei Jahren traf zuletzt ein Bayern-Spieler bei der Premiere doppelt – der Mann hieß Miroslav Klose.
Patrick Strasser