Bei Bayern geht die Angst um

Entsetzen in den Gesichtern, Angst in den Gliedern. Das späte Tor eines Spielers namens Contra könnte eine ganze Saison zum Kippen bringen. Manager Hoeneß: "In sechs Wochen können wir alles verlieren."
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Entsetzen in den Gesichtern, Angst in den Gliedern. Das späte Tor eines Spielers namens Contra könnte eine ganze Saison zum Kippen bringen. Manager Hoeneß: "In sechs Wochen können wir alles verlieren."

Wir müssen reden. Diese Ansage heißt nie Gutes. Rund 20 Minuten sprach Trainer Ottmar Hitzfeld am Freitag vor dem Training zur Mannschaft. 20 Minuten über jene 55 Minuten. Über den Riss im Spiel gegen Getafe. Über Schicksalssekunden. Am Donnerstag, es war 22.34 Uhr, wurde aus einem 1:0 gegen Getafe ein 1:1.

Entsetzen in den Gesichtern, Angst in den Gliedern. Jenes Gegentor, das wie ein unvermeidlicher Schauer einer herannahenden Gewitterwolke über die in kindlicher Unordnung herumtollenden Bayern hereinbrach, könnte eine ganze Saison zum Kippen bringen, die schöne Arbeit eines ganzen Jahres. Zerstört durch einen Spieler namens Contra.

Produktiv waren die Bayern, und das über die gesamte Saison. Von August bis März ging es zielstrebig auf das Second-Class-Triple (Meisterschaft samt DFB-Pokal mit Uefa-Cup) zu. Spiel um Spiel wurde Erfolg gesäht. Nun, im April und Mai soll die Titel-Ernte eingefahren werden. Könnte sein, dass sie schon nächste Woche Donnerstag nach dem Rückspiel in Getafe (20.45 Uhr) den ersten Pott vergessen können. Ist eine Kettenreaktion die Folge? Die Dortmunder legen ihre gesamte Konzentration auf das Pokalfinale am 19. April in Berlin. Im Mai wird ein Strich unter die Saison gemacht. Über 70 Millionen Invest in Toni, Klose, Ribéry und Co. macht wieviele Titel? „Das ist alles kein Selbstläufer. Nun haben wir in Getafe ein Endspiel“, meinte Hitzfeld. Was zu vermeiden gewesen wäre. Es ballt sich nun. „Wir haben jetzt sechs Wochen vor uns, die von allen höchste Konzentration abverlangen“, sagte Manager Uli Hoeneß, „sechs Wochen, in denen wir alles gewinnen, aber auch alles verlieren können.“ Die Angst, sich von Titeln verabschieden zu müssen, spielt mit. „Auf die Nachhaltigkeit können wir alles erst am Saisonende überprüfen“, stellte Hoeneß fest.

In der Meisterschaft liegt man sieben Punkte vor dem Hamburger SV, das ist in sechs verbleibenden Spielen mit dem Auftakt am Sonntag (17 Uhr, Allianz Arena) gegen den VfL Bochum nicht mehr zu vergeigen. Oder doch? „Wir sind noch lange nicht Meister“, warnte Hitzfeld. Doch besonders er, ein Saisonende-Ausscheider wie Kapitän Oliver Kahn, mag nicht nur die Meisterschale vom Rathausbalkon zeigen, angesichts beider Karrieren fast schon eine groteske Untertreibung. Beide spüren den Negativtrend. 0:2 in Cottbus, ein 1:1 in Nürnberg, jetzt ein 1:1 gegen Getafe. Also holt Kahn die Mir-san-mir-Notbremse raus, drehte die Stimmung einfach um: „Wir sind der FC Bayern. Wir müssen uns nicht in die Hosen machen, wenn wir nach Getafe fahren. Wir werden da weiterkommen und wenn es im Elfmeterschießen ist.“ Ah ja, alles klar. Angst? Nein, nein, nein, nein. Aber so was von überhaupt nicht.

„Große Mannschaften gewinnen das Rückspiel“, sagte Hoeneß noch. Richtig: Große. Und Angst lässt schrumpfen.

P. Strasser, C. Paschwitz

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