"Das wird nicht lange gutgehen": Wann legt der FC Bayern seine Topspiel-Krise ab?

München - So wirklich schlau wird man in dieser Saison aus dem FC Bayern irgendwie nicht. In der Bundesliga grüßen die Münchner mit acht Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze und in der Champions League steht man auch dieses Jahr wieder im Achtelfinale, insgesamt kommt der Rekordmeister in der laufenden Spielzeit auf fast 100 Tore. Auf den ersten Blick eine vielversprechende Zwischenbilanz – und dennoch gibt es regelmäßig Kritik.
Wenn's drauf ankommt, dann liefert Bayern ab. Das war zumindest in der Vergangenheit fast immer der Fall. Aktuell muss man aber konstatieren: In den wirklich wichtigen Spielen bleibt das Team von Trainer Vincent Kompany beinahe beängstigend zuverlässig unter seinen Möglichkeiten.
Gegen Celtic: Bayern spielt Russisch-Roulette mit der "Finale-dahoam"-Saison
Jüngstes Beispiel ist das Ach-und-Krach-Remis im Playoff-Rückspiel gegen Celtic Glasgow. Nach dem 2:1-Sieg gut eine Woche zuvor im Celtic Park war davon auszugehen, dass die Münchner ihre Pflichtaufgabe gegen die im internationalen Vergleich drittklassigen Schotten vor heimischem Publikum souverän erledigen würden. Stattdessen lieferten die Bayern eine biedere, fehlerbehaftete Vorstellung und spielten Russisch-Roulette mit einer Saison, an deren Ende das Champions-League-Finale in der Münchner Allianz Arena steht.
Freilich, dank des späten Ausgleichstreffers von Alphonso Davies in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte der Rekordmeister am Ende die Argumente auf seiner Seite. Dass die Bayern in wichtigen Spielen ihr Top-Niveau zu selten abrufen, muss den Verantwortlichen an der Säbener Straße aber zu denken geben.
Im Achtelfinale warten Atlético oder Leverkusen auf Bayern
"Heute sind sie noch mit einem blauen Auge davongekommen. Das wird aber nicht lange gutgehen. Wenn sie so weitermachen, gehen sie sehendes Auges ins Achtelfinale und dann wird Schluss sein", meinte Didi Hamann, der sich in den vergangenen Jahren zu Bayern Chef-Kritiker geriert hat, nach der Zitter-Partie gegen Celtic bei Sky Austria.
In der Runde der letzten 16 wartet mit Atlético Madrid oder Bayer Leverkusen (Auslosung am Freitag) in jedem Fall ein anderes Kaliber auf die Münchner, die bis zu den Achtelfinal-Partien in der ersten März-Hälfte unbedingt zu ihrer Top-Form finden müssen. Sonst, so viel ist klar, werden sie das "Finale dahoam" im wörtlichen Sinne zu Hause verfolgen müssen.
FC Bayern: Leverkusen entpuppt sich als scheinbar unüberwindbare Hürde
Vor allem ein Aufeinandertreffen mit Double-Sieger Leverkusen würde enorme Brisanz versprechen. Das Team von Trainer Xabi Alonso erteilte den Münchnern erst am vergangenen Wochenende eine Lehrstunde, wenngleich es beim torlosen Remis nicht zum erhofften Ergebnis für Bayer reichte.
Dennoch hat sich die Werkself mittlerweile zu einer scheinbar unüberwindbaren Hürde für den Rekordmeister entwickelt. Seit der Amtsübernahme von Alonso trafen beide Mannschaften sechs Mal aufeinander – kein einziges Spiel konnten die Bayern für sich entscheiden. Unter dem Strich stehen drei Bayer-Siege und drei Unentschieden.
Alleine in der laufenden Saison stand man sich drei Mal gegenüber. Die Bilanz aus Bayern-Sicht: Zwei Remis in der Liga sowie die bittere 0:1-Niederlage im Pokal-Achtelfinale, mit der Leverkusen schon Anfang Dezember den Sargnagel in die Triple-Träume der Münchner hämmerte.
FC Bayern kassiert drei bittere Auswärts-Pleiten in der Champions League
Doch auch sonst tun sich die Bayern in den wichtigen Spielen ungewohnt schwer. Beim Prestige-Duell gegen Borussia Dortmund kam man nicht über ein 1:1 hinaus, auch gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt gab es in der Hinrunde ein Remis (3:3).
Rätsel geben vor allem die schwankenden Leistungen in der Ligaphase der Champions League auf. 0:1 bei Aston Villa, 1:4 beim FC Barcelona und 0:3 bei Feyenoord Rotterdam – alles Ergebnisse, die nicht den eigenen Ansprüchen genügen. Dass man die gefährliche Ehrenrunde über die Playoffs nehmen musste, hatte man sich komplett selbst zuzuschreiben.
In den nächsten Wochen stehen für Bayern einige Top-Spiele an
"Wir müssen uns eingestehen, dass wir momentan keine Spitzenmannschaft sind", lautete das Fazit von Joshua Kimmich nach der Klatsche in Rotterdam, wo man die Chance auf die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale leichtfertig verspielte: "Wer da der Meinung ist, dass wir ein Top-Team sind, der kann die Tabelle nicht lesen."
Immerhin: Tabellarisch sieht es für die Bayern in der Liga gut aus – zumindest aktuell. Am kommenden Sonntag geht es gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt, danach zu Vize-Meister VfB Stuttgart. In der ersten März-Hälfte stehen dann die beiden Achtelfinals an. Es sind allesamt Top-Spiele, bei denen viel auf dem Spiel steht. Ob die Bayern dann liefern, wenn's drauf ankommt?