Beckenbauer vergeht bei Juve der Appetit

Bayern bekommt es im Viertelfinale der Champions League mit Juventus zu tun. Sammer spricht von einem "richtigen Kaliber", Schweinsteiger hält die Italiener für "abgezockt".
von  Florian Bogner

Der FC Bayern bekommt es im Viertelfinale der Champions League mit Juventus Turin zu tun. Sammer spricht von einem "richtigen Kaliber", Schweinsteiger hält die Italiener für "abgezockt".

München - Um 12.16 Uhr war klar, dass es der FC Bayern im Viertelfinale der Champions League mit dem italienischen Meister Juventus Turin zu tun bekommt – und dem Kaiser verging bei dieser Nachricht aus der Uefa-Zentrale in Nyon der Appetit aufs Mittagessen.

"Das Essen steht auf dem Tisch, aber so ganz wird’s mir nicht schmecken", sagte Franz Beckenbauer zu "Sky Sport News HD": „Ein sehr schweres Los. Wer die italienische Liga mit neun Punkten Vorsprung anführt, der kann was." Kein Angstgegner. Aber einer, der Angst macht.

Den FC Barcelona hatten die Bayern vermeiden wollen, das klappte. Auch Borussia Dortmund ging man aus dem Weg, ebenso dem revanchelüsternen Real Madrid. Über Juventus wollte sich jedoch nur Matthias Sammer freuen: "Für unseren Klub, für unseren Fokus ist ein richtiges Kaliber wie Juventus genau richtig", sagte der Sportvorstand.

Der Rest sah’s eher kritisch. "Nach Barcelona ist es das unangenehmste Los, das wir hätten kriegen können", sagte Toni Kroos. "Es ist die momentan beste italienische Mannschaft", sagte Trainer Jupp Heynckes ehrfürchtig.

Da ist Nationalkeeper Gianluigi Buffon, da ist Mittelfeldtaktgeber Andrea Pirlo (Robben: „Einer der Weltbesten!”), den deutschen Nationalspielern bei Bayern noch vom EM-Halbfinale 2012 bekannt. "Wir haben schon ein paar Mal gegen sie verloren", sagte Bastian Schweinsteiger. "Sie sind sehr abgezockt, das ist gefährlich."

Die Bilanz gegen Juventus: mamma mia – negativ! Zwei Siege und drei Niederlagen gab’s in sechs Gruppenspielen. "Es waren immer sehr schwierige Spiele", sagte Schweinsteiger. Zweimal 0:1 in der Vorrunde 04/05, 2:1 und 1:2 ein Jahr drauf.

Die letzte Erinnerung: positiv! 2009 spielte man zuhause 0:0, gewann dann 4:1 in Turin – eine magische Nacht, es folgte der Durchmarsch ins Finale. "Damit haben wir alles gedreht, nach dem Spiel ist alles gelaufen", erinnerte sich Arjen Robben an die Wende unter Louis van Gaal. Anno 2013 zählt das nicht mehr: "Jetzt ist die Situation ganz anders, Juve ist viel besser."

Fast wieder so stark wie Mitte der 90er Jahre, als es dreimal in Folge im Finale (1996-1998) stand. "Juventus kann gegen jeden Gegner auf Ergebnis spielen, das können nur ganz wenige", meinte Sky-Experte Stefan Effenberg.

49 Ligaspiele ohne Niederlage zwischen Mai 2011 und November 2012, die Serie A führt der Meister schon wieder locker an. "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir zwei großartige, wenn nicht sogar perfekte Matches spielen", sagte Abwehrchef Dante.

In der aktuellen Champions-League-Saison ist Juventus das beste Team: Fünf Siege, drei Remis, 17:4 Tore. In der Gruppenphase kegelte man Titelverteidiger Chelsea raus (2:2, 3:0). Und da ist noch ein anderer Makel: "Was mir auch nicht schmeckt, ist, dass die Bayern zuerst zuhause spielen müssen", sagte Beckenbauer.

Hinspiel am 2. April in Fröttmaning, Rückspiel am 10. April in Turin. Heynckes befand allerdings: "Wir sind wir auswärts genau so stark wie zuhause." Fürs Heimspiel waren gestern schon über 150 000 Ticket-Bestellungen eingegangen. "Ein 1:0 oder 2:0 wäre ideal", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Heynckes blickte lieber auf seinen größten Triumph zurück: "Ich habe 1998 das Finale mit Real gegen Juventus gewonnen", sagte er: "Vielleicht ist das ein gutes Omen."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.