Beckenbauer: „Und wir sind damals betrogen worden!“

Hier erklärt Ehrenpräsident Franz Beckenbauer die Bayern-Erfolge – und worüber er sich seit 36 Jahren ärgert
von  Abendzeitung
Louis van Gaal möchte die Fans in Madrid dabei haben - der Aschewolke zum Trotz
Louis van Gaal möchte die Fans in Madrid dabei haben - der Aschewolke zum Trotz © sampics

Hier erklärt Ehrenpräsident Franz Beckenbauer die Bayern-Erfolge – und worüber er sich seit 36 Jahren ärgert

AZ: Herr Beckenbauer, was sagen Sie zu dieser Leistung Ihrer Bayern in Lyon? Ihr Nachfolger als Präsident Uli Hoeneß meinte, dass sei „Fußball in Vollendung" gewesen.

FRANZ BECKENBAUER: Ja, natürlich. Das war schon großartig. Da kann auch ich nur den Hut ziehen vor dieser Mannschaft, so wie sie hier aufgetreten sind. Vom Feinsten!

Was nicht zu erwarten war, denken wir an die kritische Situation im Herbst. Welcher war der entscheidende Moment der Saison?

Der turning point war Juventus. Dieses 4:1 im Dezember, als die Mannschaft vor dem Aus stand – da hat die Mannschaft sich gefunden, das war eine Explosion, von da an lief es dann richtig. In der Vorrunde haben's ja ab und an einen rechten Schmarrn zamg’spielt, aber das ist Vergangenheit.

Was überrascht Sie mehr? Die mentale Stärke? Die körperliche Fitness am Ende einer langen Saison?

Das Wunderbare ist: Die Mannschaft zeigt momentan alles. Erstens Spielfreude, dann diese Winner-Mentalität, und dazu kommt diese körperliche Überlegenheit. Das ist schon toll. In den letzten Auswärtsspielen im Achtelfinale in Florenz und im Viertelfinale in Manchester hat die Mannschaft etwas ängstlich gespielt, diesmal nicht. In Lyon sind sie von der ersten Minute an voller Selbstvertrauen angetreten.

Wie hoch schätzen Sie den Anteil von Trainer Louis van Gaal an diesem Erfolg?

Er ist der Vater der ganzen Geschichte. Das sagt doch alles.

Nun steht diese Mannschaft vor dem größten Triumph der Vereinsgeschichte. Bei vier Siegen ist das Triple perfekt. Sie haben in der Goldenen Ära der 70er drei Mal in Serie den Europapokal der Landesmeister gewonnen, das Triple nie. Wäre das nun nicht eine Majestätsbeleidigung?

Nein, nein. Die sollen das nur holen, das gönn' ich der Truppe. Wenn mich noch etwas wurmt, dann das DFB-Pokal-Halbfinale 1974!

Wie bitte? Ich dachte, Sie wurmt nichts mehr, gar nix.

Des scho! Meister und Europacupsieger wurden wir ja. Und in Frankfurt, sind wir damals benachteiligt, ach wo, betrogen worden (beim Stand von 2:2 bekam die Eintracht in letzter Minute einen umstrittenen Foulelfmeter; Jürgen Kalb verwandelte, d.Red.) sonst hätten wir vielleicht schon 1974 das Triple geholt. Können Sie sich da nicht dran erinnern?

1974? Nein, geht nicht. Da war ich noch nicht auf der Welt, bin 1975 geboren.

Ja, da kann ich doch nichts dafür. Interview: P. Strasser

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