Beckenbauer über van Bommel: „Er kann nicht anders“

Mark van Bommel fällt in Hoffenheim mal wieder unangenehm auf. Beim bösen Check gegen Vorsah fühlt sich Franz Beckenbauer an American Football erinnert. Auch Phlipp Lahm kritisiert den Kapitän.
von  Abendzeitung
Mark van Bommel checkt den Hoffenheimer Vorsah. Der Ball ist ganz woanders.
Mark van Bommel checkt den Hoffenheimer Vorsah. Der Ball ist ganz woanders. © az

Mark van Bommel fällt in Hoffenheim mal wieder unangenehm auf. Beim bösen Check gegen Vorsah fühlt sich Franz Beckenbauer an American Football erinnert. Auch Phlipp Lahm kritisiert den Kapitän.

HOFFENHEIM Am Ende hatte es den getroffen, der zuvor ausgeteilt hatte: Nach einem Zweikampf blieb Mark van Bommel mit dem Fuß im Rasen hängen. Ein Ruck, ein Schmerz und die Gewissheit: Da ist es etwas passiert. Sofort gab der Bayern-Kapitän das Zeichen zur Aufgabe, signalisierte der Bank: Ich muss raus. Timoschtschuk kam nach 80 Minuten für den Holländer, der sofort zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurde.

Es hatte den rechten Mittelfuß, das rechte Sprunggelenk erwischt. Am Sonntagnachmittag begab sich van Bommel zur Untersuchung bei Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, eine Diagnose war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt.

Am Vorabend hatte man unter den ortsansässigen Journalisten gewitzelt, die Spieler der TSG könnten von Glück sagen, dass sie van Bommel im Krankenhaus nicht begegnet seien. Einige Male hatte der 32-Jährige kurz über der Grasnarbe gegrätscht, meist erst den Ball, danach aber auch den Gegner getroffen.

„Ich habe viele Szenen gesehen, da hat er das gut gemacht“, kommentierte Trainer Louis van Gaal. Hart, aber gerade noch fair. Für eine Gelbe Karte langte das.

Schon in der ersten Halbzeit hätte er Rot sehen können. Vor einer Ecke – im üblichen Durcheinander des Freilaufens und Blockens – visierte er den Hoffenheimer Vorsah an und verteilte einen gezielten Schultercheck an dessen Kiefer. Vorsah krümmte sich am Boden. Schiedsrichter Rafati und seine Assistenten hatten die Szene nicht gesehen.

Van Gaal verteidigte seinen Kapitän auch dafür, sagte: „Das ist im 16-Meter-Raum passiert, da machen viele Spieler etwas. Fußball ist keine Sportart ohne Widerstand.“ Und ein Bayern-Spiel ohne einen van-Bommel-Zwischenfall kein echtes Bayern-Spiel?

Der Holländer ist ein Wiederholungstäter. Diese Saison war er noch schneller dran als im Vorjahr, damals wartete er bis zum zweiten Spieltag als er beim 1:1 in Dortmund nach einem Kopfwischer gegen Hajnal schon vor der Pause Rot sah. Weitere Fälle: Die Gelb-Rote Karte im Frühjahr 2007 gegen den HSV. Nachdem er vom Platz gestellt worden war, machte er mit gereckter Faust eine obszöne Geste, die Schiedsrichter Wagner entging. In der Saison zuvor hatte van Bommel im Champions-League-Spiel bei Real Madrid (2:3) dieselbe Geste gegenüber den Heim-Fans gemacht und von der Uefa dafür eine Bewährungsstrafe erhalten.

Gegen Ende der vergangenen Saison schien es, als habe er sich im Griff. Interims-Trainer Jupp Heynckes lobte ihn, da er in den letzten fünf Saisonspielen „beinahe ohne jegliches Foul ausgekommen“ sei. Van Gaal machte van Bommel zum Kapitän, und dieser hat Pflichten, wie van Gaal erklärte: „Er muss meine Philosophie unterstützen, mein Vertreter sein in der Kabine und auf dem Platz. Er muss meine Normen und Werte haben.“

Hat van Bommel nun dagegen verstoßen?

„Solch eine Aktion kennt man sonst nur aus dem American Football“, kritisierte Präsident Franz Beckenbauer bei Sky und befand über van Bommel: „Er kann nicht anders.“ Ein Armutszeugnis?

Selbst aus der Mannschaft kommt Kritik, speziell, was die Szene mit dem Check gegen Vorsah betrifft: „Es ist natürlich zu viel“, sagte Vize-Kapitän Philipp Lahm im ZDF-Sportstudio, „es ist aber schon viel besser als letzte Saison und nicht zu vergleichen mit Sachen, die Mark früher schon gemacht hat.“ Die eine Mannschaft aber auch braucht – wie Hamit Altintop findet: „Mark ist ein Sechser wie Milans Gattuso, und diese Spieler müssen eben auch mal ein Zeichen setzen auf dem Platz.“ Auf das wie kommt es an.

Patrick Strasser

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