Beckenbauer: "Ich will meine Kinder aufwachsen sehen"
MÜNCHEN - Am Mittwochabend gab Franz Beckenbauer überraschend bekannt, dass er sich 2011 aus der FIFA- Exekutive zurückziehen werde. Im Interview mit der "Bild", sprach Beckenbauer über die Gründe für seinen Rückzug, seine Familie und einen möglichen Nachfolger.
Franz Beckenbauer wird sich nächstes Jahr aus der FIFA-Exekutive zurückziehen und nicht zur Wiederwahl stehen. Das gab der 65-Jährige gestern Abend bekannt. "Diese Entscheidung trage ich schon länger in mir. Ich möchte einfach mehr Zeit für meine Familie haben, und mich verstärkt um meine Stiftung (unterstützt seit 1982 Notleidende und Behinderte - d.Red.) kümmern", sagte Beckenbauer der "Bild".
In Zukunft wird sich "Kaiser-Franz" also wieder anderen Aufgaben widmen. Auch aus der Vergangenheit hat er seine Lehren gezogen. "Wenn ich für weitere vier Jahre kandidiere, bin ich am Ende der Amtszeit fast 70. Mein Sohn Joel wäre dann 14, meine Tochter Francesca 11. Ich hätte wieder verpasst, meine Kinder aufwachsen zu sehen. Das habe ich schonmal versäumt bei meinen ersten Kindern. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal", so Beckenbauer weiter.
Seine Frau Heidi hat aber nichts mit dem Amtsverzicht zu tun versichert Beckenbauer, im Gegenteil: "Sie ist nicht zu 100 Prozent meiner Meinung. Heidi hat nie gesagt: "Du bleibst zu Hause!", obwohl sie sich natürlich freut, wenn ich bald öfter daheim bin." Am Ende hat Beckenbauer das Feuer gefehlt, wie er selbst sagte. "Wenn du Unlust verspürst und innerlich stönst: Jetzt muss ich wieder auf Reisen gehen. Dann mache ich besser Schluss", sagte er.
Selbst FIFA-Präsident Sepp Blatter konnte Beckenbauer nicht mehr umstimmen. "Er hat gesagt: Franz du musst bleiben! Doch bei mir haben selbst seine Überredungskünste versagt", gab der 65-Jährige zu. Nun wird sich die "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs zurückziehen. Nach 46 Jahren im Fußball-Zirkus, "ist es an der Zeit, loszulassen". Trotzdem wird er sich auch ohne eine offizielle Funktion weiterhin zu Wort melden. "Die Macht des Wortes ist manchmal stärker als die Macht eines Amtes. Ich werde schon meine Stimme erheben, wenn mir was nicht passt", versicherte Beckenbauer.
Einen möglichen Nachfolger hat der "Kaiser" auch schon in Aussicht: "Wenn Theo Zwanziger als Präsident des größten Fußballverbandes der Welt kandidiert, wird er auch gewählt. Ich würde mir wünschen, er könnte sich dazu entschließen. Das wäre sicher die beste Lösung für den deutschen Fußball."