Beckenbauer droht neues FIFA-Ungemach

München/Zürich - Da könnte sich ein neues Unwetter über Franz Beckenbauer zusammenbrauen: Nachdem die FIFA-Regierung den Termin für die Wahl eines neuen Präsidenten bestätigt hat, ist nun die Ethikkommission am Zug. Erstmals darf sie über laufende Verfahren informieren: "Führende Repräsentanten" stehen im Fokus.
Auch der Ehrenpräsident des FC Bayern soll einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge auf der Liste der internen der Ermittlungsverfahren des Fußball-Weltverbandes stehen. Und dabei geht es ausnahmsweise nicht um das leidige Thema Sommermärchen 2006, sondern vielmehr um die WM-Vergabe für die Turniere 2018 und 2022.
Nur Zukunftsmusik? Man wird sehen ...
Nur einen Tag nach der erhofften Weichenstellung in eine korruptionsfreie Zukunft droht der FIFA die nächste Enthüllungswelle. Mit den neu errungenen Befugnissen will die unabhängige Ethikkommission am Mittwochnachmittag über "anhängige Verfahren" gegen einzelne Funktionäre informieren.
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Zuvor hatte das Exekutivkomitee (Exko) des Weltverbandes die Verschwiegenheitsklausel für die Ethikhüter gekippt, die zuvor über keinerlei laufende Ermittlungen Auskunft geben durften. Die Ankündigung, dass man nun "die Eröffnung von Verfahren gegen führende Repräsentanten des Weltfußballs bestätigen" könne, dürfte bei diesen für unruhige Stunden sorgen.
Vor dem Gang an die Öffentlichkeit sollen die Betroffenen selbst informiert werden, teilten die Ethikhüter um Chef-Ermittler Cornel Borbely und Hans-Joachim Eckert, Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, weiter mit. Die Nachrichtenagentur AP hatte zuletzt berichtet, dass gegen den Spanier Angel Maria Villar Llona - Vizepräsident der FIFA und UEFA - ermittelt werde.
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Die Untersuchungen sollen im Zusammenhang mit den skandalträchtigen Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar stehen. Nach der 90-Tage-Sperre gegen Michel Platini ist Villar Llona aktuell de facto der höchste amtierende Funktionär der Europäischen Fußball-Union.
Ende Mai hatte die Ethikkommission zudem bestätigt, dass noch ein Verfahren gegen Franz Beckenbauer laufe. Dieser hatte wie alle Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, die bei den WM-Vergaben im Dezember 2010 beteiligt gewesen waren, vor den Ermittlern der Kommission aussagen müssen. Nach Beckenbauers verspäteteten Antworten damals wird also weiter gegen ihn ermittelt.
Damals war er bereits für 90 Tage gesperrt worden - möglich, dass ihn nun eine weitere Sperre in dieser Form erwartet.
Denn wie die "Bild" schreibt, sollen Beckenbauers Antworten der Ethikkommission nicht zufrieden gestellt haben: Neue Fragen tauchten auf, die im Zusammenhang mit seiner Rolle als Botschafter der "Russian Gas Society" stehen sollen.