Bayerns Zukunft: Weißbier oder Weißglut?

Trotz des klaren Vorsprungs in der Liga und dem Achtelfinal-Einzug in der Champions League sind die Bayern noch leicht reizbar. Hier lesen Sie, wem man gerne noch etwas zeigen möchte.
von  Patrick Strasser
Haare duschen: Im Mai 2010 feierte Bastian Schweinsteiger Meisterschaft und Pokalsieg jeweils im Berliner Olympiastadion - natürlich mit Weißbier (links). Haare raufen: Thomas Müller kehrt stets sein Inneres auf dem Platz nach außen. Als Sinnbild des Scheiterns.
Haare duschen: Im Mai 2010 feierte Bastian Schweinsteiger Meisterschaft und Pokalsieg jeweils im Berliner Olympiastadion - natürlich mit Weißbier (links). Haare raufen: Thomas Müller kehrt stets sein Inneres auf dem Platz nach außen. Als Sinnbild des Scheiterns. © getty/imago

München -Man stelle sich einmal vor, kurz nach dem mit 2:5 vergeigten Pokalfinale und dem mit Dummheit verlorenen Champions-League-Endspiel, also an Tagen wie jenen im Mai, hätte jemand den Bayern prophezeit, sie würden Ende des Jahres die Tabelle mit acht Punkten anführen.

Vor wem? Vor den Leverkusenern, den Fleisch gewordenen Vizemeistern! Nicht mal vor den Dortmundern, den Titel-Peinigern, zu denen habe man elf Zähler Abstand – und das selbst nach (!) einem direkten Duell. In der Champions-League stünde man bereits vor dem letzten Spieltag als Achtelfinalist fest. Mögliche Folgen: Händereiben, Genugtuung, Schadenfreude? Gar Freudentänze?

Und nun? In echt? Nüchternheit bestimmt die Laune an der Säbener Straße. Das 1:1 am Samstag gegen Dortmund führte sogar dazu, dass man weiter höchst sensibel ist. Und leicht reizbar. So fuhr Präsident Uli Hoeneß einen ZDF-Reporter an, als er auf das angebliche BVB-Trauma und den Spruch von Thomas Müller („Wenn dich einer mit fünf Pflichtspielniederlagen zur Weißglut reizt, wäre es eine Genugtuung, zu gewinnen“) angesprochen wurde.

Des Präsidenten Drohung: „Wir werden sie in den nächsten Jahren wieder zur Weißglut bringen!“ Trotz der schnellsten Herbstmeisterschaft aller Zeiten und einer Serie von zwei Pflichtspielen gegen den BVB ohne Niederlage (inklusive Supercup-Sieg) herrscht seltsame Anspannung bei Bayern. So stellt sich kurz vor der Winterpause die Frage: Weißbier oder Weißglut? Feiern oder zürnen? Duschen sich die Profis im Mai 2013 mit Gerstensaft? Die AZ stellt die Weißglut-Parade auf. Wer macht wen rasend?

Wen die Bayern zur Weißglut bringen wollen:

den BVB: Und das nicht nur sportlich. Der kürzlich vermeldete satte Jahresgewinn von 34,4 Millionen Euro, Rekord in der Liga-Geschichte, wird die Bayern (11,1 Mio. Gewinn) geärgert haben. Auch wenn sich die Summe erst durch Verkäufe von Kagawa und Barrios (zusammen 25 Mio.) ergab.

die Leverkusener: Erstens mit der Revanche für die einzige Hinrunden-Pleite (1:2), zweitens mit dem generösen Überlassen der abermaligen Vize-Meisterschaft, drittens mit einem möglichen Transfer von Lars Bender 2013.

den FC Chelsea: An der Säbener würde man sich keinen Gegner in der K.o.-Runde des Frühjahrs mehr wünschen. Vorstandsboss Rummenigge teilte bereits mit, er „befürchte“ ein Aus von Chelsea in der Vorrunde. Ein Triumph über Chelsea: süße Rache.

den FC Barcelona: Die Tiki-Taka-Truppe gilt Verein, Trainer und Team als leuchtendes Vorbild in Sachen Spielkultur. Ein Champions-Triumph wäre eine große Bestätigung jedweder Arbeit. Und für Ex-Real Coach Heynckes, nun Barca-Fan, eine Genugtuung.

Wer die Bayern zur Weißglut bringen könnte:

der BVB: 1) mit einem Überholmanöver. 2) mit dem Pokalsieg. 3) mit einem Überflügeln in der Champions League.

die Leverkusener: Mit dem Unvorstellbaren: dem Titel.

die Nürnberger: Das 1:1 im November war ein Spiel der ruppigeren Sorte. Schweinsteiger beschwerte sich über das harte Einsteigen. Für die Fans stets der schönste aller Siege.

die Augsburger: Sie haben dazu noch zwei Gelegenheiten. Am Samstag in der Liga, am 18. Dezember im Pokal.

BATE Borissow: Die Weißrussen, Gegner am Mittwoch, wollen Bayerns Platz eins in der Gruppe verhindern.

Real Madrid: Im Frühjahr droht erneut das ewige Duell, Mourinhos Elf scheiterte im April erst im Elferschießen.

der FC Chelsea: Ein erneuter K.o. wäre der worst case für Bayern.

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