Bayerns Wunderkind: Joshua Kimmich

Der Neuzugang gilt als eines der größten Talente des deutschen Fußballs und Hoffnungsträger beim FC Bayern. Die AZ hat mit seinem Jugendtrainer gesprochen: „Er passt perfekt zu Guardiola“
von  Maximilian Koch
Trägt bei Bayern die Nummer 32: Joshua Kimmich.
Trägt bei Bayern die Nummer 32: Joshua Kimmich. © Rauchensteiner/Augenklick

München - Der FC Bayern ist nach der PR- und Saisonvorbereitungs-Tour durch China wieder an der heimischen Säbener Straße angekommen, auch Neuzugang Joshua Kimmich. Doch: Die Reise ins Abenteuer FC Bayern fängt gerade erst an für den 20-Jährigen.

„Es ist eine ganz andere Welt als bei RB Leipzig“, schilderte er im Interview mit „fcb.de“ kürzlich seine ersten Eindrücke. An den Zweitligisten war das Supertalent zuletzt vom VfB Stuttgart ausgeliehen. Die Möglichkeit, nach München zu wechseln, sieht Kimmich als „einmalige Chance“ in seiner Karriere. „Das Niveau ist beeindruckend. Ich kann es eigentlich noch gar nicht so wirklich glauben, dass ich jetzt tagtäglich mit Spielern auf dem Platz stehe, die schon alles gewonnen haben. Die Champions League, die Weltmeisterschaft.“ Doch nirgendwo ist die Konkurrenz größer als beim FC Bayern. Auf Kimmichs Position im zentralen Mittelfeld verstärkt sich der FC Bayern nun auch noch mit Arturo Vidal, der für 35 Millionen Euro von Juventus Turin kommt.

Angst vor Arturo Vidal? Marc Kienle kann sich das nicht vorstellen. „Jo wird Respekt haben vor den Spielern bei Bayern, aber auf dem Platz ist das schnell vergessen, da wird man nichts davon merken.“ Kienle kennt „Jo“, wie er Joshua Kimmich nennt, aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart. In der U17 trainierte er ihn. Und wenn man Kienle so reden hört, beginnt man zu verstehen, warum sich der 20-Jährige nicht mal vor den ganz großen Namen fürchten muss. Nicht mal vor Vidal, dem neuen Mittelfeld-Star der Bayern.

„Er war damals noch jüngerer Jahrgang, körperlich ein bisschen schwächer als die anderen Spieler“, erinnert sich Kienle, 1992 selbst deutscher Meister mit dem VfB, im AZ-Gespräch. „Ich habe ihn trotzdem schon dazugenommen, denn man hat deutlich gesehen, dass er sehr handlungsschnell war, spielfreudig, immer den Ball haben wollte.“

Kimmich sei „ganz klar im Kopf gewesen“, führt Kienle aus: „Er wusste, was er wollte.“ Und zwar: „Das Spiel prägen, Einfluss nehmen, bestimmen, was passiert. Jo hat schon in der Jugend Führungsqualitäten gezeigt. Er wollte eine wichtige Rolle im Team haben.“

Es sind diese Qualitäten, die „perfekt zu Pep Guardiola passen“, wie Kienle meint. Qualitäten, die den Bayern 8,5 Millionen Euro Ablöse wert waren. Im vergangenen Winter, bevor der Deal abgeschlossen wurde, trafen sich Guardiola und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer persönlich mit dem Youngster und dessen Eltern. Das kam gut an.

Kimmich erzählte später: „Ich habe danach gewusst: Die wollen mich wirklich. Wenn ein Trainer wie Pep Guardiola einen möchte, muss man nicht zweimal überlegen.“

Der katalanische Coach hatte sich sofort in Kimmich „verliebt“, wie Ralf Rangnick, damals Sportdirektor, heute Trainer bei RB Leipzig, verriet. Die Bayern selbst schrieben in ihrer offiziellen Pressemitteilung zum Transfer, Kimmich sei der „Wunschspieler“ von Guardiola und Sammer gewesen. „Joshua Kimmich ist ein Topspieler. Er wird uns in dieser Saison viel helfen“, sagte Guardiola nach den ersten Trainingseindrücken in China: „Er hat alles um ein guter Spieler zu werden.“

Kimmich, der in einer WG mit Schwester Deborah nahe des Gärtnerplatzes wohnt, scheint ebenso hohe Erwartungen an sich zu haben wie sein Umfeld. „Ich wechsele ja nicht den Verein, wenn ich mir keine Chancen ausrechne zu spielen und um auf der Bank zu sitzen“, sagte er während der U21-EM forsch. Selbst Bastian Schweinsteiger, seinem „Vorbild“, kündigte er einen Kampf um einen Stammplatz im zentralen Mittelfeld an: „Wir sind Konkurrenten.“

Das hat sich bekanntlich erledigt. Schweinsteiger spielt nun für Manchester United. Man kann aber davon ausgehen, dass Vidal in Guardiolas Dreier-Mittelfeld zu Beginn unantastbar sein wird. Und dann gibt es ja noch die Herren Alonso und Thiago, und Rode und Höjbjerg, die ebenfalls einen Platz im Zentrum beanspruchen.

„Keiner kann sagen, wie schnell er sich durchsetzen wird, aber dass er sich durchsetzen wird, ist sicher“, sagt Sammer, der die „Einfachheit“ in Kimmichs Spiel als besondere Fähigkeit herausstellt. Horst Hrubesch, Kimmichs Trainer in der U21, ist überzeugt: „Wenn er seinen Weg so weitergeht, traue ich ihm alles zu. Er hat ein riesiges Herz und ist ein Gewinner-Typ.“

Womöglich muss sich Kimmich erstmal gedulden – vielleicht aber auch nicht. Denn er hat jenes Selbstvertrauen, das bei den Bayern besonders wichtig ist: „Er versteckt sich nie, ist mutig, hat keine Angst“, erklärt Kienle. Daran ändert selbst ein Mann wie Arturo Vidal nichts.

 

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