Bayerns Winterausverkauf
Mit Jose Ernesto Sosa kündigt der erste Reservist freiwillig seinen Abschied an. Bayern-Manager Uli Hoeneß glaubt, dass noch mehr Bankdrücker im Dezember gehen: „Der Kader wird sicherlich kleiner werden.“
MÜNCHEN Die letzte Partie des Jahres, kurz vor Weihnachten gegen Hertha, werden sie sich noch aus der Nähe anschauen, von Bank oder Tribüne. Doch beim Rückrundenauftakt Mitte Januar gegen Hoffenheim ist die zweite bis dritte Garde des FC Bayern wohl nicht mehr dabei. Zwischen diesen Spielen liegt die Winterpause, in der sich die Reihen lichten werden. „Der Kader wird sicherlich kleiner werden“, sagte Manager Uli Hoeneß der „Sport Bild“, „bei uns kann grundsätzlich jeder bleiben, der bleiben will. Aber ich gehe davon aus, das sich der eine oder andere Spieler verändern will.“ Als Kandidaten gelten Andreas Görlitz, Christian Lell, Breno, Jose Ernesto Sosa und Alexander Baumjohann. Zudem wird spekuliert, dass auch Luca Toni und Anatolij Timoschtschuk wechseln.
Die Statistik liefert reichlich Argumente. Bei Görlitz und Lell steht in der Rubrik Bundesligaeinsätze nach dem ersten Saisondrittel die 0, bei Breno und Baumjohann die 1, bei Toni die 2, bei Sosa die 3 und bei Timoschtschuk eine 9 – sein AZ-Notenschnitt beträgt jedoch 4,0, jener beim „kicker“ 3,9.
Hinzu kommt, dass bei allen wenig Aussicht auf Besserung besteht. Die Rechtsverteidiger Lell und Görlitz kommen nicht mal dran, wenn Lahm nach links muss. Dann lässt van Gaal lieber Mittelfeldmann Hamit Altintop den Verteidiger geben. Dass der von Hoeneß ausdauernd als „Weltklassemann“ gelobte Breno ausgeliehen wird, scheint schon ausgemacht zu sein. In knapp zwei Jahren bestritt er sechs Bundesligaspiele – weniger Spielpraxis geht nicht. Alexander Baumjohann ist längst Stammspieler beim Drittligateam von Mehmet Scholl - und fällt auch dort kaum auf.
Sosa brachte es seit 2007 in 35 Liga-Einsätzen auf zwei Tore – zu wenig. „Meine Situation hat sich kaum geändert. Es ist bitter, aber ich bin Realist. Wenn sich bis Winter nichts ändert, muss ich einen neuen Klub suchen,“ sagte er der „Bild“, „die Einsätze, die ich bekam, habe ich nicht so genutzt, wie es hätte sein sollen. Viele Chancen von Beginn an waren es aber nicht. Ich wurde nie richtig wertgeschätzt.“ Im Sommer noch hatte Sosa einen Wechsel nach Köln abgelehnt.
Während Toni mit Angeboten kokettiert (Neapel, AS Rom, AC Mailand, Monaco, West Ham United), um noch auf den WM-Zug aufzuspringen, wird der blasse Timoschtschuk mit seinem alten Klub St. Petersburg in Verbindung gebracht. Einen Treffer wird Toni auf jeden Fall landen: Am 12. November gibt er den Startschuss fürs Sechstagerennen. Da wird er übrigens direkter Nachfolger von Löwen-Stürmer Benny Lauth. Ein gutes Zeichen?
Und mit Miroslav Klose bringt Ottmar Hitzfeld noch einen Star als Transferkandidat ins Gespräch, den kaum jemand auf der Rechnung hat. Bayerns Ex-Coach glaubt, dass sich Mario Gomez bei Bayern durchsetzen wird. Heißt, dass für Toni oder Klose kein Platz mehr ist. Beide könnten „in jedem anderen europäischen Spitzenklub spielen“.
Thomas Becker