Bayerns Trainerfrage: Ein Plädoyer pro Pep

Wie einst Xavi beim FC Barcelona kämpft nun der Kapitän des FC Bayern für den Verbleib von Trainer Guardiola. "Ja, ich habe ihm den Wunsch der Mannschaft mitgeteilt." Der zögert aber weiter.
Maximilian Koch |
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"Philipp war von Anfang an wichtig für mich, er ist eine sehr spezielle Person und wird das immer sein. Er liebt Bayern München", sagt Guardiola über Lahm.
firo/Augenklick "Philipp war von Anfang an wichtig für mich, er ist eine sehr spezielle Person und wird das immer sein. Er liebt Bayern München", sagt Guardiola über Lahm.

München - Der Philipp Lahm des FC Barcelona kämpfte mit allen Mitteln, aber am Ende war Pep Guardiola nicht umzustimmen. "Meiner Meinung nach ist er die Schlüsselfigur, vielleicht auch die wichtigste Person im ganzen Verein", sagte Xavi im April 2012, kurz vor Guardiolas Rücktritt bei den Katalanen: "Wir alle möchten, dass er hier bleibt." Doch wenige Tage später, nachdem Barca im Halbfinale der Champions League gegen den späteren Sieger FC Chelsea ausgeschieden war, verkündete der beste Trainer der Welt seinen Abschied – trotz der Sympathiebekundung und Initiative seines wichtigsten Spielers Xavi.

Nun, im Oktober 2015, wird wieder um Pep Guardiola gekämpft. Vielleicht sogar noch intensiver als einst in Katalonien. Es ist diesmal der echte Philipp Lahm, der des FC Bayern, der für seinen Verein genauso viel bedeutet wie damals Xavi für Barcelona. Nach dem 4:0-Sieg gegen Köln verriet Lahm der Öffentlichkeit Interessantes. "Ja, ich habe ihm den Wunsch der Mannschaft mitgeteilt", sagte der Bayern-Kapitän zu einem persönlichen Gespräch mit Guardiola in den Tagen zuvor. Und der lautete wenig überraschend so: "Die Meinung der Mannschaft ist klar. Dass wir gerne mit unserem Trainer zusammenarbeiten, dass wir sehr, sehr gut mit ihm auskommen."

Die Reaktion Guardiolas wollte Lahm nicht verraten – aber das übernahm der Trainer einen Tag später dann selbst. Auf die Frage nach der Bedeutung von Lahms Werben antwortete Pep zunächst schwärmerisch. "Ich spreche mit Philipp vielleicht nicht jeden Tag, aber jeden zweiten, dritten Tag. Natürlich freue ich mich. Philipp war von Anfang an wichtig für mich, er ist eine sehr spezielle Person und wird das immer sein. Er liebt Bayern München, er macht immer das Beste für Bayern München."

Als es aber zum Kern der Frage ging, nämlich, ob Lahm und der Wunsch der Mannschaft Einfluss auf die Entscheidung hätten, wechselte Pep in den kühlen Modus. "Hätte er eine andere Meinung", sagte der umworbene Coach, "ist es für mich genau das Gleiche." Er hätte auch sagen können: Lahms Einsatz hat faktisch keine Bedeutung für seine Zukunft. Pep entscheidet allein – so wie damals in Barcelona.

Wenn nicht einmal Lahm, der "intelligenteste Spieler, den ich je gesehen habe" (Pep), den Coach beeinflussen kann: Haben die Bayern dann überhaupt eine Chance auf Guardiolas Verbleib nach dieser Saison? Diese Frage kam nach Peps Äußerungen auf, aber sie ist nur teilweise begründet. Denn zum einen ist es keine neue Erkenntnis, dass Guardiola seine Entscheidungen mit sich selbst ausmacht und nicht mit seinen Spielern, obwohl er sie "liebt", wie Pep nun abermals betonte.

Zum anderen sind die Argumente pro Bayern aktuell wesentlich überzeugender als damals für Barcelona – ganz unabhängig von Lahms Vorpreschen. In seinem vierten Jahr bei den Katalanen hatte Guardiola 2012 für sich eine Art Götterdämmerung erlebt. Seine Mannschaft war nicht nur in der Champions League von Chelsea geschlagen worden, sondern auch in der spanischen Liga von Real Madrid. Hinzukamen interne Querelen mit Verteidiger Piqué und Peps persönliche Verfassung, die er bei der Bekanntgabe seines Abschieds wie folgt offenlegte. "Vier Jahre sind eine Ewigkeit für einen Coach, vier Jahre machen jeden müde. Es ist für mich an der Zeit, zu gehen."

In diesen Tagen wirkt Guardiola zwar bisweilen genervt, wenn er auf seine Zukunft angesprochen wird, aber gewiss nicht müde oder gar ausgelaugt wie damals in Barcelona. Hinzukommt, dass Peps Mannschaft im dritten Jahr seiner Amtszeit immer besser wird, sich ständig weiterentwickelt, variabler spielt. Beim FC Barcelona war einst das genaue Gegenteil der Fall gewesen.

Vieles spricht deshalb für Bayern – vielleicht muss man Guardiola diesmal gar nicht so sehr von einem Verbleib überzeugen.

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