Bayerns Tor-Gigant: Jetzt muss Lewandowski auch den Ballon d'Or gewinnen

München - Der Zirkus FC Bayern eilt von Vorstellung zu Vorstellung. Mit allerlei Zauberern und Akrobaten – und mit Robert Lewandowski.
Bei den bisher 17 Shows (in der Branche auch Pflichtspiele genannt) begeisterten die Münchner mit 70 Saisontoren. Richtig gelesen. Siebzig. Macht im Schnitt 4,12 pro Spiel. Eine irre Quote, selbst wenn man das 12:0 im DFB-Pokal gegen den Fünftligisten Bremer SV herausrechnet, kommt man auf einen Schnitt von 3,63 Treffern.
Lewandowski: "Habe nie geglaubt, dass ich so viele Spiele machen kann"
Mit dem 5:2 gegen Benfica Lissabon, der 14. Vorstellung, in der die Bayern drei oder mehr Tore erzielten, ging es ruckzuck ins Achtelfinale der Champions League. Die Gefräßigen haben einen Ober-Nimmersatt: Robert Lewandowski.
In seinem Jubiläumskick, im 100. Spiel in der Champions League, brillierte der 33-Jährige mit einem Dreierpack und wurde - wer sonst? - als "Player of the Match" ausgezeichnet. "Ich habe nie geglaubt, dass ich so viele Spiele in der Champions League machen kann – und so viele Tore und Vorlagen", sagte Lewandowski danach bei "Amazon Prime Video".

Der erfolgreichste Stürmer der Neuzeit
Seine Zahlen und Quoten sind atemberaubend – man muss die folgenden Statistiken im Grunde laut lesen, um die Ausmaße glauben zu können: 81 Tore hat Lewandowski nun in Europas Königsklasse erzielt, davon 64 für den FC Bayern (seit Sommer 2014) und 17 für Borussia Dortmund.
Nach jeweils 100 Einsätzen in der Champions-League kam Lionel Messi (für den FC Barcelona und Paris Saint-Germain) auf 75 Tore, Cristiano Ronaldo (für Manchester United, Real Madrid und Juventus Turin) sogar auf lediglich 64. In der ewigen Rangliste der Königsklasse führt jedoch weiter Ronaldo mit jetzt 139 Toren und baut - wie am Dienstag geschehen - seinen Vorsprung auf Messi (123) weiter aus.
In der laufenden Spielzeit liegt Lewandowski mit acht Toren ganz vorne. In der Bundesliga steht er bereits wieder bei zwölf Treffern, der erfolgreichste Stürmer der Neuzeit könnte mit seiner siebten Torjägerkanone zum legendären Gerd Müller (†75) aufschließen.
Der ganz normale (Lewy-)Wahnsinn. "Er ist aktuell der kompletteste und beste Spieler der Welt", lobte Amazon-Experte Matthias Sammer den Polen.
Nagelsmann über Lewandowski: "Er will immer der Beste sein"
"Er will immer weiter treffen. Das zeichnet ihn aus. Die Quote ist beeindruckend", betonte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und erläuterte einen der Gründe für dessen Erfolg: "Er will immer der Beste sein. Ich traue ihm zu, dass er auch im höheren Alter noch unglaublich erfolgreich ist. Er bleibt noch länger der beste Stürmer der Welt." Lewandowski tue "alles dafür, um das auch weiter zu bestätigen".
Training, Training, Training. Wegen seiner Fast-Null-Gramm-Fett-Muskulatur trägt er den Spitznamen "The Body". Die Ernährung, der Schlaf, die Regeneration – das ganze Leben im Hause Lewandowski ist neben den zwei Töchtern Klara und Laura seinem Job untergeordnet. Seine Frau Anna, früher selber Karate-Meisterin, wacht über die Fitness ihres Mannes.
Nagelsmann meinte am Dienstagabend schmunzelnd: "Jetzt peilen wir die 100 Tore an, die wird er hoffentlich noch schaffen."
Lewandowski ist der Favorit für den Ballon d'Or
Davon ist auszugehen. Doch Lewandowski, der hochdekorierte Allesgewinner, hat ein anderes Ziel für den heimischen Trophäenschrank, der vermutlich bereits eine große Schrankwand geworden ist: den Goldenen Ball, den Ballon d'Or. Wie Dortmunds Torjäger Erling Haaland ist Lewandowski unter den 30 Nominierten für die diesjährige Auszeichnung der französischen Fachzeitschrift "France Football", die am 29. November in Paris verliehen wird.
Und: Er ist der Favorit. Im Vergleich zur vom Weltverband vergebenen Auszeichnung zum Fifa-Weltfußballer des Jahres, deren aktueller Preisträger Lewandowski ist, gilt der Ballon d'Or als die prestigeträchtigere Ehrung. 2020 fiel sie aufgrund der Corona-Pandemie aus, 2021 müsste der Goldene Ball in Lewandowskis Hände wandern – die Abendzeitung hat ihm den Preis per Fotomontage schon mal vorab verliehen!

"Er hätte den Ballon d'Or verdient – und in meinen Augen muss er die Auszeichnung auch gewinnen, da er in den letzten drei Jahren so unglaublich konstant wie im Grunde kein anderer gespielt hat", hatte Nagelsmann kürzlich der AZ gesagt.
Für Mitspieler Kingsley Coman steht fest: "Wenn man an die letzte und diese Saison sowie seine Leistungen denkt, kann es nur einen Gewinner geben: Robert."